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01.03.2012 | 19:23 | Erneuerbare Energie 

Heraus aus der Nische - Ökostromanbieter nehmen Fahrt auf

Düsseldorf - Jahrelang galten sie als die Exoten der Branche: Die Ökostromanbieter wurden oft belächelt und nicht ernst genommen. Aber sie sind die Vorreiter der Energiewende - nicht erst seit Fukushima. Heute haben fast alle Stromversorger Ökostromtarife im Programm.

Erneuerbare Energien
(c) Butch - fotolia.com
Aus den Kinderschuhen ist die Branche längst herausgewachsen: Rund ein Viertel der gesamten Energieerzeugung in Deutschland entfiel im vergangenen Jahr auf Erneuerbare Energien. Damit ließen die vielen Erzeuger von Strom aus Wind, Wasser und Sonne die Atomenergie erstmals hinter sich. Für Thomas Banning, Vorstandssprecher der Düsseldorfer Naturstrom AG, ist die Entwicklung nicht erstaunlich: «Immer mehr Privatpersonen engagieren sich für einen dezentralen Umbau des Energiesystems», sagt er.

Großtechnologie wie Kernkraft sei nicht risikolos. Auch vor dem Hintergrund der ungelösten Endlagerung ist die Atomkraft nach seiner Ansicht ein Auslaufmodell. Und das nicht erst seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima vor einem Jahr. Doch das Ereignis, das die Kehrtwende der deutschen Energiepolitik befeuerte, sorgte schließlich auch für einen kräftigen Schub in der Ökostrombranche.

Naturstrom gehört wie Lichtblick, Greenpeace Energy und die Stromrebellen von EWS Schönau bei Freiburg zu den reinen Ökostromanbietern in Deutschland. Alle vier Unternehmen verzeichneten 2011 ein starkes Kundenwachstum. Besonders in den ersten Wochen nach der Atomkatastrophe in Japan standen dort die Telefone nicht mehr still. Heute beziehen mehr als eine Million Privat- und Geschäftskunden Strom von den vier Versorgern. Der größte unter ihnen, Lichtblick aus Hamburg, hat sich vorgenommen, zwei Millionen Kunden zu versorgen.

Seit Jahren setzen die Unternehmen auf eine Versorgung der Haushalte mit Energien aus regenerativen Quellen. In Deutschland sind das vor allem Wind-, Wasserkraft und Sonne. Doch auch die konventionellen Versorger wie Stadtwerke, regionale Anbieter oder die Branchenriesen Eon, RWE & Co. haben den Ökostrom entdeckt. Dort wird das Geschäft inzwischen in eigenen Sparten und Töchtern entwickelt, die sich RWE Innogy oder Eon Climate & Renewables nennen.

Bei letzteren geht es vor allem um den Ausbau der Windkraft auf hoher See (Offshore), die besonders kostspielig ist, aber auch eine größere Ausbeute verspricht. Eon bezeichnet sich inzwischen selber als einer der größten Erzeuger von Erneuerbaren Energien. Eine Summe von 7 Milliarden Euro hat das Unternehmen für die kommenden fünf Jahre in den Ausbau dieser Aktivitäten vorgesehen.

Das Internetvergleichsportal Verivox listet inzwischen mehr als 70 Ökostromtarife auf. Unter klingenden Marken wie Ökoaktiv, Primaklima, Sonnencent oder HalloNatur preisen die Versorger ihre Produkte an. Aber Ökostrom ist nicht immer gleich Ökostrom. Deshalb sollen Qualitätssiegel die Echtheit des Produkts garantieren.

Für den Endverbraucher ist nämlich nicht zu erkennen, ob aus seiner Steckdose gerade Strom aus einem Kohlekraftwerk, Atommeiler oder einer Windanlage fließt. Deshalb kommt es darauf an, dass sich der große «Stromteich», in den alle Erzeuger einspeisen, immer mehr aus regenerativen Energiequellen zusammensetzt. Bis 2022, wenn das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz geht, sollen es immerhin schon 35 Prozent sein.

Bislang hinderten die wenig ausgeprägte Wechselbereitschaft und vor allem die höheren Preise die Verbraucher daran, auf Ökostrom umzuschwenken. Doch das Bild hat sich zumindest in preislicher Hinsicht gewandelt: Ökostrom ist zum Teil deutlich günstiger als Strom aus der Grundversorgung. Je nach Tarif und Wohnort sind bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr Einsparungen von über 300 Euro jährlich möglich. Aber ein Wechseln fällt den Verbrauchern weiterhin schwer: Nur 15 Prozent wagten nach Angaben der Bundesnetzagentur bislang den Sprung zu einem neuen Anbieter. (dpa)
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