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20.07.2008 | 03:28 | Werkstoffverwertung 

In Deutschland wird der Müll knapp

Frankfurt/Main - In Deutschland wird der Müll knapp. Was nach dem Aussortieren von Papier, Glas und anderen Wertstoffen übrig bleibt, ist heiß begehrter Brennstoff geworden.

Müllberg
(c) proplanta
An vielen Orten entstehen Kraftwerke, die daraus Strom und Wärme gewinnen. Die Wende markierte das seit 2005 geltende Verbot, Abfall aus der grauen Restmülltonne auf Deponien zu kippen. «Der Müllstrom ist in die Verbrennung umgeleitet», sagt Volkswirtschaftler Christoph Partisch von der Dresdner Bank.

Angesichts der explodierenden Öl- und Gaspreise ist das ein gutes Geschäft: Die Betreiber der Öfen bekommen noch Geld für den Brennstoff. Weil sie Kohle und Erdöl einsparen, brauchen sie außerdem keine Emissionsrechte für das klimaschädliche Kohlendioxid. Und schon zeichnen sich Überkapazitäten ab.

Für die rund 14 Millionen Tonnen Hausmüll, die von den Kommunen jedes Jahr eingesammelt werden, gibt es nach Angaben des Bundesumweltministeriums jetzt schon 68 Verbrennungsanlagen mit einer Kapazität von knapp 18 Millionen Jahrestonnen. Zusätzlich entstehen neue Kraftwerke, die getrockneten und vorsortierten Müll verbrennen, den sogenannten Ersatzbrennstoff (EBS). Waren Entsorgungskapazitäten bisher knapp und teuer, könnte der Entsorgungspreis - derzeit um die 150 Euro pro Tonne in kommunalen Anlagen - bald ins Rutschen kommen.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Entsorgungswirtschaft sind bundesweit rund 100 Verbrennungsanlagen geplant. Der Bau sei wirtschaftlich aber nur sinnvoll, wenn langfristige Verträge über Müll-Lieferungen geschlossen werden. Der Verband setzt sich für eine Liberalisierung des Markts ein. «Müll sollte wie jede andere Ware behandelt werden», sagt Sprecher Karsten Hintzmann. Derzeit müssten Importe noch genehmigt werden.

Wie kompliziert es ist, Müll über Grenzen zu bewegen, zeigte sich, als Italien um Hilfe beim Abbau der Müllberge in Neapel bat. Bis 160.000 Tonnen Abfall nach Norden in Bewegung gesetzt werden konnten, vergingen Monate. Nach Angaben des Umweltbundesamts wurden vergangenes Jahr gut 6 Millionen Tonnen Müll nach Deutschland importiert, vor allem aus den westlichen Nachbarländern. Ausgeführt wurden etwa 1,8 Millionen Tonnen - ebenfalls vorwiegend in Nachbarländer im Westen. Allein in Hessen wird es rund eine Million Tonnen Hausmüll zu wenig geben, wenn alle geplanten Verbrennungsanlagen fertig sind.

Zusätzlich zu den vier bestehenden kommunalen Müllöfen sind derzeit fünf EBS-Kraftwerke im Bau. Allein in einer 300 Millionen Euro teuren Anlage in Frankfurt-Höchst sollen pro Jahr künftig 657.000 Tonnen aufbereiteter Hausmüll verbrannt werden, um Dampf und Strom für Chemiefirmen zu erzeugen.

Anders als gewöhnliche Kraftwerke oder Industrieanlagen brauchen die Müllöfen keine Zertifikate für ihren CO2-Ausstoß. «Das macht auch Sinn», sagt Edgar Freund aus dem hessischen Umweltministerium. Zwar entstehe bei der Müllverbrennung wie bei jeder Verbrennung klimaschädliches CO2. Würde man den Müll aber einfach verrotten lassen, würde ebenfalls CO2 frei - dann aber, ohne den Abfall vorher genutzt und damit fossile Brennstoffe eingespart zu haben. (dpa)
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