Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil von
Ökostrom 45 Prozent betragen. «Das ist ein ambitioniertes und auch ehrgeiziges Vorhaben», sagte Lieberknecht am Mittwoch bei einem Thüringer Energiegipfel in Weimar. Auf dieses Ziel und damit eine Verdopplung zum bisherigen Niveau habe sich die CDU/SPD-Landesregierung verständigt. Bundesweit wird bisher von einem Öko-Anteil am Nettostromverbrauch von 35 Prozent im Jahr 2020 ausgegangen. Das Thüringer Wissenschaftsministerium kündigte eine millionenschwere Forschungsinitiative an.
Die Energiewende biete Thüringen enorme Chancen und sei mit einem großen Konjunktur- und Investitionsprogramm verbunden, sagte Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD). Bundesweit werde mit Investitionen von etwa 200 Milliarden Euro innerhalb von zehn Jahren gerechnet. «Wir wollen uns ein großes Stück vom Kuchen abschneiden», sagte der Minister. Sobald die planerischen Voraussetzungen geschaffen seien, würden private Investoren ihre Projekte entwickeln. Das Land biete nur Unterstützung - beispielsweise Beratungsangebote zur Energieeffizienz - oder fördere sein 1000-Dächer-Programm.
Lieberknecht, Machnig und der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, machten deutlich, dass es zum Ausbau des Stromnetzes keine Alternative gebe, wenn die Energiewende gelingen soll. Das gelte auch für die Starkstromtrasse durch den Thüringer Wald. Gegen die 380-kV-Leitung protestieren Kommunalpolitiker und Bürgerinitiativen. «Man muss offen und ehrlich sagen, dass wir Speicherkapazität und Netze brauchen», sagte Lieberknecht. Sie sprach im Zusammenhang mit der Stromtrasse von einer «Last, der wir uns stellen müssen». Notwendig seien beschleunigte Verwaltungsverfahren, aber auch, dass die Menschen einbezogen werden.
Wissenschaftler der Fachhochschule Nordhausen haben nach Angaben von Machnig berechnet, dass Thüringen sogar das Potenzial hat, um in den kommenden zehn Jahren zum Selbstversorger bei Strom aus erneuerbaren Quellen zu werden. Nach einer FH-Studie muss die Kapazität von Wind- und Solaranlagen im Freistaat verdoppelt werden, um den 45-Prozent-Anteil zu erreichen. Bei
Biomasse, die bisher das Gros der Ökoenergie liefert, wäre ein Anstieg um ein Fünftel ausreichend. Nach der Studie hat Thüringen bei Windkraftanlagen, über die sich
CDU und
SPD bei der Ausweitung von Flächen streiten, erst drei Prozent des möglichen Potenzials genutzt.
Nach Angaben von Wissenschaftsminister Christoph Matschie (SPD) wird der Freistaat zwölf Millionen Euro in die Forschung zu erneuerbaren Energien stecken. Das Geld soll bis 2014 zur Verfügung gestellt werden. Die Forschungsgelder seien ein Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie. Bei dem Gipfel in Weimar hatte die Landesregierung mit Fachleuten über Wege zur Energiewende beraten. Vorgelegt wurde ein Eckpunktepapier «Neue Energie für Thüringen», das den Stand der Debatte zusammenfasst. (dpa)