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07.04.2011 | 06:04 | Stromnetzausbau 

Netzagenturchef Kurth: Neue Kraftwerke und Netze notwendig

Bonn - Für eine sichere Stromversorgung muss Deutschland nach Einschätzung der Bundesnetzagentur auf neue Kohlekraftwerke setzen.

Stromnetzausbau
Nur so ließe sich bei einem Ausstieg aus der Atomkraft die Importabhängigkeit vermeiden, sagte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, am Mittwoch in Bonn. «Man kann nicht alles abschalten und nichts anschalten.» Erneuerbare Energien stünden für einen vollwertigen Ersatz noch nicht bereit, sollten aber weiter gefördert werden. Um den Umbau der Stromnetze beschleunigt voranzubringen, seien Milliardeninvestitionen nötig, erklärte Kurth bei der Vorlage des Jahresberichts der Behörde.

Nach dem Abschalten von sieben Atommeilern gibt es laut Kurth keine Stromengpässe und daher auch keinen Anlass für «Panik» oder einen «Alarmismus». Derzeit importierten die Stromhändler mehr - aus Frankreich, Tschechien und Polen. Auf den aktuellen Strompreis habe sich die AKW-Abschaltung nicht merklich ausgewirkt. Der Preis am Spotmarkt sei konstant geblieben. Am längerfristig ausgelegten Terminmarkt sei der Preis für Lieferungen im Jahr 2012 von 53 Euro auf 60 Euro pro Megawattstunde gestiegen. Im Juni 2008 habe der Spitzenpreis schon mal bei rund 90 Euro gelegen.

Um auf eigene Atomkraft und Importe verzichten zu können, müssten neue Kohlekraftwerke oder auch Gaskraftwerke gebaut werden. Allein Wind- und Sonnenkraft könnten die Leistungen der sieben abgeschalteten Atomkraftwerke nicht ersetzen. 2009 wurde noch ein Exportüberschuss erzielt, seit dem Abschalten führe Deutschland im Saldo im Schnitt täglich 2.500 Megawatt ein.

Wind und Sonne könnten derzeit in Deutschland keine stabile Stromversorgung bieten, erläuterte Kurth. Windanlagen produzierten im Frühjahr und Sommer relativ wenig Strom. Die Photovoltaik sei von Sonnenschein abhängig. «Solarenergie trägt zur Entlastung bei, aber eben nicht kontinuierlich.» Ein Ausbau erneuerbarer Energien erfordere kräftige Investitionen, vor allem in Offshore-Windanlagen. Die entscheidende Nahtstelle ist jedoch nach Ansicht des Behördenchefs der Netzausbau, denn die Kapazitäten für einen Ausbau der erneuerbaren Energien seien nahezu erschöpft.

Bis 2020 sind laut einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (DENA) bis zu 3.600 Kilometer weitere Leitungen im Übertragungsnetz erforderlich. Für diesen Ausbau stehen laut Kurth von den großen Netzbetreibern bereits Milliarden Euro zur Verfügung. Das Problem seien die bisher zu langwierigen und aufwendigen Planungsverfahren.

Der Präsident der Behörde plädierte dafür, den Netzausbau in einem Bundesnetzplan zu regeln. Niemand wolle Bürgerbeteiligungen vor Ort abwürgen, aber es dürften auch nicht immer wieder die gleichen Grundsatzdebatten geführt werden, die einen Ausbau verzögerten. Ein Bundesnetzplan müsse in einem eigenen Netzausbau-Beschleunigungsgesetz verankert werden, erklärte Kurth. Aufgrund des derzeitigen öffentlichen Drucks in der Atomdebatte gehe er davon aus, dass es dafür bald einen Entwurf geben werde. (dpa)
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