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12.02.2013 | 08:02 | Strompreise 

Strompreissituation bleibt angespannt

Berlin - Ein besonderes Paradoxon der Energiewende könnte alle Versuche, einen weiteren Strompreisanstieg zu vermeiden, zunichte machen.

Strompreis
(c) proplanta
Denn sinken die Einkaufspreise für Strom, wächst die Differenz zu den festen Vergütungen für Solar- und Windstrom. Und diese Differenzkosten machen die auf den Strompreis aufgeschlagene Ökostrom-Umlage aus. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur erklärt der Geschäftsführer des Strompreis-Analyseunternehmens Energy Brainpool, Tobias Federico, warum sich dieses Problem verschärft.


Herr Federico, welche Preise im Stromeinkauf erwarten Sie für die nächste Zeit?

Federico: «Wir haben im Moment Börsenstrompreise, die seit 2005 nicht mehr so niedrig waren. Unsere Szenarien sagen für die nächste Zeit etwa 38 bis 42 Euro pro Megawattstunde am Spotmarkt voraus. Der Preis liegt etwa 10 bis 15 Prozent unter den Erwartungen.»


Es gibt derzeit allerlei Vorschläge für Strompreisbremsen. Sehen Sie Möglichkeiten, dass die Stromkunden entlastet werden können?

Federico: «Ich sehe keine Möglichkeit, wie der Verbraucher stärker von den gesunkenen Börsenstrompreisen profitieren kann. Selbst wenn wir den Börsenstrompreis stabilisieren, steigen die Kosten für den Verbraucher. Denn es gibt auch steigende Kosten durch den Netzausbau, die über die Netzentgelte auf den Endkundenpreis umgelegt werden.»


Warum sinkt der Einkaufspreis so stark?

Federico: «Es gibt zwei wesentliche Gründe für den Fall des Börsenstrompreises. Zum einen natürlich die erhöhte Einspeisung erneuerbarer Energien, die immer mehr zugebaut werden und an der Börse verkauft werden. Da sich der Preis auch nach Brennstoffkosten richtet, drücken sie den Preis, weil die meisten erneuerbaren Energien keine Brennstoffkosten haben. Der zweite Grund ist, dass der CO2-Emissionshandel auf einem Tiefststand ist, solche Preise haben wir seit Jahren nicht gesehen. Das führt dazu, dass die Energieerzeugung vor allem in Kohlekraftwerken günstiger wird.»


Gibt es weitere Einflussfaktoren?

Federico: «Hinzu kommen in diesem Jahr besondere Wettereffekte. Der Winter war sehr mild, und es könnte ein windreiches Jahr werden. Das verschärft das Problem: Wir haben sehr niedrige Börsenstrompreise und mehr Windleistung. Das heißt automatisch mehr Erneuerbare-Energien-Umlage. Es gibt für die Vergütung höhere Differenzkosten und das bei einer höheren Windstromproduktion.»


Gibt es Möglichkeiten, dass der Börsenstrompreis zum Wohl der Verbraucher wieder steigen könnte?

Federico: Derzeit ist nicht absehbar, wie der Preis wieder steigen könnte. Allerdings gibt es zwei Stellschrauben. Das eine ist der CO2-Emissionspreis. Das bedeutet aber aus politischer Sicht das Dilemma, das dann die Strompreise für die Industrie steigen. Zweitens könnte ein Anstieg der Steinkohlepreise den Preis an der Strombörse wieder steigen lassen. Ansonsten müsste man massiv in das System eingreifen und Dinge radikal ändern.»
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