21.11.2006 | 11:15 | Bioenergie
Studie: Strom und Wärme aus Biomasse ist am kostengünstigstenFrankfurt - Biomasse könnte hierzulande im Jahr 2030 bis zu 17% (2005: 3,25%) des heimischen Primärenergieverbrauchs decken, prognostizieren Schätzungen. |
(c) proplanta Wie die Perspektiven der verschiedenen energetischen Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse dabei im Einzelnen aussehen, hat die Dresdner Bank jetzt in ihrem aktuellen Branchenreport „Bioenergie” untersucht. Darin kommen die Experten zu dem Schluss, dass unter den verschiedenen Formen der Umwandlung und Nutzung von Biomasse die Erzeugung von Strom und Wärme die kostengünstigste Art der Verwendung ist.
Derzeit wird in Deutschland Biomasse noch auf 1,2 Mio ha angebaut, das ist knapp ein Zehntel der insgesamt genutzten Ackerfläche von rund 11,5 Mio ha. Für die oben genannte Schätzung müsste der Anbau von Energiepflanzen auf rund 4,5 Mio ha landwirtschaftlicher Nutzfläche ausgeweitet werden. Zudem wird bei der Prognose eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz und damit einen entsprechend geringerer Primärenergieverbrauch unterstellt.
Vor allem im Haushaltssektor kann Biomasse viel versprechend und effizient eingesetzt werden, heißt es in der Studie. Hierfür seien in den vergangenen Jahren entsprechende Feuerungsanlagen und Brennstoffe entwickelt worden, die eine umwelt- und bedienungsfreundliche Nutzung fester Biomasse insbesondere im kleinen Leistungsbereich ermöglichen. Dies gilt vor allem für Feuerungen mit Pellets, die in den letzten Jahren in Deutschland erheblich zugenommen haben.
Am effizientesten lässt sich Biomasse nach Aussage der Verfasser des Reports in Anlagen nutzen, die Strom und Wärme gemeinsam erzeugen. Daher spiele die Kraft-Wärme-Kopplung eine entscheidende Rolle beim Ausbau der Bioenergie. Eine Schlüsselposition bei der künftigen Nutzung von Bioenergie wird Umwandlungsverfahren von Biomasse in gasförmige Energieträger zugewiesen. Dazu zählt sowohl die anaerobe Vergärung (Fermentation), die bereits Stand der Technik ist, als auch die Vergasung von Festbrennstoffen wie etwa Holz. Bei letzterer Technologie besteht allerdings noch einiger Entwicklungsbedarf. Erheblich größere Nutzungsmöglichkeiten von Biogas sehen die Experten, wenn das produzierte Rohgas zu Erdgasqualität aufbereitet wird.
Im Vergleich zur Nutzung von Biomasse für die Erzeugung von Strom und Wärme bewerten sie die derzeitigen Produktionsmöglichkeiten von Biokraftstoffen in Deutschland als aufwändig und teuer. Denn flüssige Bioenergieträger seien etwa fünf- bis zehnmal weniger energieeffizient als Biogas, Holz oder holzartige Biomasse, heißt es in dem Report. Überdies ließen sich Biodiesel und Bioethanol auf der Südhalbkugel des Globus wesentlich kostengünstiger herstellen als in Deutschland, und auch ihr Transport stelle kein Problem dar.
Noch ist die heimische Erzeugung zwar durch Zölle bzw. technische Vorgaben geschützt, durch die importierte Rohstoffe und Kraftstoffe benachteiligt werden. Allerdings werde dieser Schutz im Zuge der weiteren Liberalisierung des globalen Agrarhandels voraussichtlich unter massiven handelspolitischen Druck geraten, geben die Experten der Dresdner Bank zu bedenken. In Folge dessen sei damit zu rechnen, dass die genannten Schutzmaßnahmen schrittweise aufgeweicht und langfristig vollständig aufgehoben werden, warnen sie. Dadurch wird entsprechend Preisdruck auf die deutschen Energierohstoffe (und auf die Biokraftstoffe) zukommen, der zugleich die Importe (von Biokraftstoffen) begünstigt. Die Folge dürfte ein zurückgehender Absatz aus heimischer Produktion sein. Aber auch die weitere Entwicklung des Ölpreises wird die Rentabilität des Einsatzes von Biokraftstoffen tendenziell unattraktiver machen, erwarten die Autoren. Denn sie gehen davon aus, dass sich die Notierungen für Öl nach den jüngsten Rekordständen bei fast 80 USD/Barrel mittel- bis längerfristig wieder auf einem deutlich niedrigeren Niveau einpendeln werden. Vor diesem Hintergrund bestehe im Bereich von Biodiesel und Bioethanol die Gefahr des Aufbaus von Überkapazitäten, schreiben sie.
Abgesehen davon billigen sie Biodiesel und Bioethanol auch nicht das Potenzial zu, um den angestrebten Bioanteil von 20 bis 30% an der Kraftstoffversorgung zu erreichen. Stattdessen sehen die Experten längerfristig zusätzliche Möglichkeiten für den effizienteren Einsatz von Biokraftstoffen durch die Einführung bzw. Weiterentwicklung neuer Technologien, wie etwa der Gewinnung von Ethanol aus Lignozellulose, dem Biomass-to-Liquids-Verfahren (Gewinnung synthetischer Brennstoffe aus Biomasse) oder Biogas. Denn diese Technologien basieren auf einer wesentlich breiteren Rohstoffbasis und können die gesamte Pflanze sowie Rest- und Abfallstoffe verwerten. DJG/jc/mal/21.11.2006
(END) Dow Jones Newswires November 21, 2006 Copyright (c) 2006 Dow Jones & Company, Inc.
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