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28.07.2013 | 14:40 | Wasserverbrauch 

Trinkwasserversorgung in Deutschland gesichert

Stuttgart/Hohenheim - Trotz der Hitzewelle ist die Wasserversorgung hierzulande nicht gefährdet, denn Deutschland gilt als ausgesprochen wasserreiches Land.

Trinkwasserverbrauch 2013
Der Wasserverbrauch pro Kopf lag 2010 bei 121 l/Tag (c) panthesja - fotolia.com

Pro Jahr stehen hier im Mittel 188 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung. Alle Wassernutzer entnehmen davon 32,3 Milliarden Kubikmeter, so dass insgesamt nur rund 17 % des jährlichen Wasserangebotes der öffentlichen und nichtöffentlichen Wasserversorgung dient. 83 % des Wasserdargebotes bleiben dagegen ungenutzt.

Über die öffentliche Wasserversorgung wurden 2010 laut Statistischem Bundesamt insgesamt 4,5 Mrd. Kubikmeter Wasser zum Gebrauch abgegeben, davon knapp 80 % in Haushalte und Kleingewerbe. Der Anschlussgrad an die öffentliche Wasserversorgung liegt bundesweit bei 99,3 Prozent. Hinzu kamen knapp 28 Mrd. Kubikmeter aus nicht öffentlicher Versorgung, die größtenteils von der Industrie verbraucht wurden.

Einige Trinkwasserquellen sind sogar für jedermann frei zugänglich. Sie sind in den Trinkwasser-Map von Proplanta gelistet.

Bei dem gewonnenen Wasser im Bereich der öffentlichen Versorgung handelte es sich zu 70 % um Grund- und Quellwasser. 30 % der Trinkwasserversorgung erfolgte mit Oberflächenwasser aus Seen und Talsperren (12 %), angereichertem Grundwasser (9 %) und Uferfiltrat (8 %). Kaum von Bedeutung war Flusswasser mit einem Anteil von 1 % (Stand 2010).

Pro-Kopf-Wasserverbrauch liegt bei 121 l/Tag



Der Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser ist in Deutschland seit Jahren stark rückläufig. Mit nur 121 l pro Einwohner und Tag im Jahr 2010 war der Wert auf einem historischen Tiefstand, im Jahr 1991 lag er noch bei 144 l. Allerdings sind zwischen den Bundesländern große Unterschiede feststellbar: Dem Maximalwert von 135 l in Nordrhein-Westfalen steht ein Minimalwert von 84 l in Sachsen gegenüber.

Benötigt wurde diese Wassermenge laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zu 36 % zum Baden, Duschen und zur Körperpflege, und 27 % diente der Toilettenspülung. Rund 12 % fand beim Wäsche waschen Verwendung, 9 % betrug der Kleingewerbeanteil und je 6 % die Bereiche Raumreinigung/Autopflege/Garten bzw. Geschirrspülen. Lediglich 4 % wurden zum Essen und Trinken benötigt (Stand 2011).

Die landwirtschaftliche Produktion trägt mit 0,25 % nur zu einem sehr geringen Anteil an der Wasserentnahme in Deutschland bei, da Länder in der gemäßigten Klimazone durch die natürlichen Standortfaktoren begünstigt sind. Meist dient lediglich eine Zusatzbewässerung bisweilen der Ertragssicherheit und der Deckung von Wasserdefiziten während der Wachstumsperiode, wozu im Jahr 2009 insgesamt 293 Mio. Kubikmeter benötigt wurden.

Insgesamt werden nur rund 373.000 ha, also 2,2 % der gesamten Landwirtschaftsfläche bewässert. Die zusätzliche Wasserversorgung kam in erster Linie Getreide (111.255 ha), Kartoffeln (81.879 ha) und Freiland-Gemüse und -Erdbeeren (60.018 ha) zugute. In ganz Europa stehen die Wasserentnahmen der Landwirtschaft mit rund ein Drittel an zweiter Stelle hinter denen der Kraftwerke für Kühlzwecke, und weltweit gehen laut Weltagrarbericht etwa 70 % des Frischwasser-Verbrauchs auf den Bedarf der Landwirtschaft zurück.

Der allgemein sinkende Haushalts-Wasserverbrauch in Deutschland kommt durch den Einsatz wassersparender Technik und durch veränderte Verbrauchsgewohnheiten zustande. Doch Wasser sparen bedeutet für Verbraucher nicht unbedingt Geld sparen. Da beim Bau der Wasserverteilungsnetze in den 1970er-Jahren noch ein steigender Pro-Kopf-Verbrauch prognostiziert wurde, sind heute viele Leitungen deutlich überdimensioniert.

Folgen des zu geringen Durchflusses können Keimbildung und Korrosion in den Leitungen und Ablagerungen in der Kanalisation sein. Daher müssen die Wasserversorger die Rohre bei niedrigem Wasserverbrauch vermehrt spülen, um die Trinkwasserqualität zu sichern. Für den Endverbraucher kann deshalb die Wasserrechnung höher ausfallen, da 80 % des Wasserpreises diese monatlichen Fixkosten darstellen.

Wasserpreise unterliegen großer Schwankungsbreite



Der Preis für ein Kubikmeter Wasser betrug in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2010 durchschnitlich 1,65 Euro mit einer Schwankungsbreite von 1,21 bis 2,21 Euro in den Bundesländern, die Grundgebühr lag im Schnitt bei 65,60 Euro (17,12 - 123,13 Euro). Daraus ergaben sich in der Gesamtrechnung bei Bezug von 80 Kubikmeter Wasser im Jahr mittlere Wasserkosten von 197,60 Euro in Deutschland.

Am günstigsten kamen die Verbraucher in Schleswig-Holstein weg, die nur 145,40 Euro zahlten, und am meisten mussten die Sachsen mit 275,93 Euro für ihre Wasserversorgung berappen. Die erheblichen Unterschiede sind auf topografische und geologische Verhältnisse, unterschiedliche Siedlungsstrukturen oder Aus- und Neubau der Wassernetze zurückzuführen.

Um Trinkwasser auch in Zukunft zu einem vernünftigen Preis anbieten zu können, ist daher weniger das Wassersparen als vielmehr der Schutz der wertvollen Wasserressourcen angesagt, wobei dies kein Freibrief zur Verschwendung sein möge. 

Doch wirklich sinnvoll Wasser sparen kann man auf eine ganz andere Art: Indem man darauf achtet, wie viel Wasser in den Produkten steckt, die man täglich verbraucht. Dieser so genannte "virtuelle Wasserverbrauch" besagt, wie viel Wasser zur Produktion von Fleisch, Gemüse oder Baumwolle benötigt. Demnach verbraucht ein Deutscher pro Tag rund 4.000 Liter - und das oft aus Regionen, in denen Wasser Mangelware ist. (proplanta)


Die Trinkwasser-Map zeigt Ihnen, wo Sie frisches Wasser zapfen können. Trinkwasserquellen können Sie hier eintragen.

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