Der Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) hat allen Grund zur Freude. Noch vor wenigen Jahren war Sonnenstrom ein Nischenthema, nur wenige Menschen schraubten sich Solarzellen auf ihr Hausdach. Doch die staatliche Förderung, steigende
Strompreise und die Klima-Debatte haben den Strom aus Sonnenstrahlen zu einem lukrativen und ziemlich erfolgreichen Geschäft gemacht.
Konkurrenz aus Asien produziert kostengünstigerDoch droht Gefahr von vielen Seiten. Einen Teil davon kann Körnig auf der weltgrößten Fachmesse Intersolar Europe in München derzeit selbst besichtigen. Es sind Hersteller aus Asien, die zu deutlich geringeren Kosten produzieren - und sich etwa in China oder in Indien auf die vollen Fördertöpfe ihrer Regierungen verlassen können. So stellt etwa die indische Regierung mit ihrem National Solar Plan 19 Milliarden US-Dollar (rund 16 Milliarden Euro) bereit, wie die Unternehmensberatung Roland Berger analysiert.
Neben der Konkurrenz sind es die deutschen Subventionen, die Körnig Kopfzerbrechen bereiten. Das Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) verspricht Hausbesitzern mit Solaranlage für 20 Jahre eine feste Vergütung für jede Kilowattstunde Sonnenstrom, die ins Netz fließt.
Da die Preise für Solaranlagen zuletzt fast im gleichen Tempo in den Keller gingen, in dem die Firmen ihre Produktion steigerten, macht das EEG den Solarstrom für Verbraucher zu einem attraktiven Geschäft.
Für Solaranlagenbetreiber sind auf einmal Renditen im zweistelligen Prozentbereich möglich, weil die Förderung laut Gesetz bislang nicht so schnell fällt wie die Preise für die Anlagen. Bezahlt wird die Förderung von allen Stromverbrauchern: je mehr Anlagen, desto teurer für die Allgemeinheit. Allein für die 2009 installierten Anlagen kostet das Berechnungen der Verbraucherzentrale zufolge rund 10 Milliarden Euro. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (
CDU) sieht eine drohende «Überförderung» und plant bereits im Juli eine außergewöhnliche Förderkürzung. Zusammen mit den planmäßigen Einschnitten vom Jahresbeginn und zum Ende dieses Jahres sänken die Vergütungssätze damit um rund 30 Prozent, sagen Experten.
«Das Problem ist nicht die Kürzung der Förderung, sondern wie sich die Schritte aufsummieren», sagt Körnig. «Ein zu schnelles oder zu starkes Absenken der Förderung schadet besonders deutschen Herstellern.»
Damit seien auch Arbeitsplätze in Gefahr
Vor allem im Osten Deutschlands reagiert die Politik alarmiert. Dort haben viele Solarfirmen eine Heimat gefunden, bundesweit hat die Branche bereits 60.000 Beschäftigte. «Solarenergie ist ein Jobmotor», sagt Körnig.
Der
Bundesrat hat die von Bundesregierung und
Bundestag bereits beschlossene Novelle des EEG vorerst gestoppt - auch auf Druck etwa des CDU-regierten Thüringen. Nun hofft die Branche, glimpflicher davon zu kommen. Dabei hat die Kürzungsdebatte den Solarfirmen noch einmal ein dickes Plus beschert. «Vorzieheffekt» nennt Körnig das. Viele Hausbesitzer wollen noch schnell die alten Garantien mitnehmen. Bis 2020 will die Branche rund 10 Prozent Anteil am deutschen Strommix haben und bis 2013 rund 10 Milliarden Euro allein in Deutschland investieren.
Vom weltweit wachsenden Markt wollen aber auch andere ihren Teil. «Deutsche Unternehmen mit heimischer Produktion sind durch Billigkonkurrenz aus Asien, Umsatzrückgänge in den Heimatmärkten und mangelnde Präsenz in Wachstumsmärkten bedroht», schreibt Roland-Berger-Experte Torsten Henzelmann und sieht die junge Industrie unter Druck. Das gelte unabhängig von der umstrittenen Kürzung der EEG-Vergütung, sagt er. In fünf Jahren werde es nur noch die Hälfte der deutschen Unternehmen geben. «Der Markt für die Photovoltaik-Branche wird immer härter.» (dpa)