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04.12.2009 | 16:12 | Gesundheitsforschung  

Drei Mal Essen reicht

Zürich - Eine neue Studie zeigt: Ein Körper, der zu oft Nahrung erhält, gerät in den Teufelskreis von Bewegungsarmut und Fettleibigkeit und letztlich Diabetes.

Drei Mal Essen reicht
Auslöser ist ein molekularer Schalter, der durch Insulin gesteuert wird. Am Morgen wie ein Kaiser, am Mittag wie ein König, am Abend wie ein Bettelmann. Nichts dazwischen, kein Snack, nichts Süsses, auch nichts so genannt Gesundes. Denn: Um gesund zu bleiben, braucht der Körper Fastenzeiten zwischen den Mahlzeiten. So hiesse wohl die Empfehlung, die Ernährungsberater abgeben müssten, würden sie die neuen Erkenntnisse aus einem eben publizierten Paper von Markus Stoffel umsetzen. Denn die Forschungsgruppe des ETH-Professors zeigt einen wichtigen molekularen Mechanismus auf, welcher der Bewegungsarmut und damit Fettleibigkeit zu Grunde liegt.


Zentraler Faktor

Zentraler Schalthebel dabei ist ein Transkriptionsfaktor namens Foxa2. Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die dafür sorgen, dass andere Gene aktiviert und in Proteine übersetzt werden. Foxa2 kommt in der Leber vor, wo es die Fettverbrennung beeinflusst, aber auch in zwei wichtigen Nervenzellbeständen im Hypothalamus, einer Hirnregion, die Tagesrhythmus, Schlaf, Nahrungsaufnahme und Sexualverhalten steuert. Die Aktivität von Foxa2 wird durch Insulin gesteuert, und zwar sowohl in der Leber als auch in dieser Hirnregion.

Nimmt ein Mensch oder ein Tier Nahrung auf, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses hemmt Foxa2. Im nüchternen Zustand, also beim Fasten, fehlt Insulin, und Foxa2 ist aktiv. Im Hirn, so zeigen die Forscher auf, fördert Foxa2 die Bildung von zwei Eiweissstoffen, MCH und Orexin. Diese beiden Hirnbotenstoffe lösen verschiedene Verhaltensweisen aus: Nahrungsaufnahme und spontane Bewegung. Haben Säugetiere Hunger, sind sie aufmerksamer, körperlich aktiver. Kurz: Sie jagen, suchen nach Nahrung. «Dies hat schon jeder beobachtet, der einer Katze oder einem Hund vor der Fütterung zugeschaut hat», sagt Stoffel.


Erklärung für Fettleibigkeit

Bei fettleibigen Mäusen haben die Forscher eine Störung entdeckt. In diesen Tieren ist Foxa2 permanent inaktiv, egal ob die Tiere nüchtern oder gesättigt sind. Dies erklärt gemäss dem ETH-Professor ein seit längerem bekanntes, aber nicht erklärbares Phänomen: die Bewegungsarmut von fettleibigen Menschen und Tieren. Um dies nachzuweisen, haben die Forscher mit einem genetischen Trick Mäuse gezüchtet, in deren Hirne Foxa2 stets aktiv ist, egal ob sie gerade gefressen haben oder nüchtern sind. Diese Mäuse bewegen sich fünfmal mehr als gewöhnliche Tiere, bei denen Foxa2 nach dem Essen ausgeschaltet ist oder die fettleibig sind. Die genetisch veränderten Mäuse verlieren Fettgewebe und bilden grössere Muskeln aus. Zucker- und Fettstoffwechsel laufen bei ihnen auf Hochtouren und Blutwerte sind deutlich verbessert.


Dem Hunger Raum lassen

Für Stoffel ist mit dieser Studie klar: «Der Körper braucht Fastenperioden, um gesund zu bleiben.» Zudem müsse man für ein gutes Körpergewicht sorgen. Er hält deshalb auch wenig davon, zahlreiche kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen. Lieber dreimal richtig essen, und dazwischen auch dem Hunger Raum zu lassen. Denn weil bei jeder Mahlzeit auch Insulin ausgeschüttet wird, das Foxa2 unterdrückt, verringert sich zusehends die Motivation zur körperlichen Aktivität und die Verbrennung von Zucker und Fett.


Quelle: ETH Life - Das Online-Magazin der ETH Zürich, 03.12.2009


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