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19.06.2016 | 10:00 | Yersinia pestis 

Der Schwarze Tod: Pestausbrüche weltweit

Antananarivo - Madagaskar ist derzeit das am schlimmsten von der Pest betroffene Land. Dort sind nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO seit 2010 knapp 500 Menschen an der Pest gestorben.

Schwarzer Tod
Die Pest ist nicht irgendeine Krankheit, schon ein paar Fälle können Panik auslösen. Der Schwarze Tod wird durch Ratten und Flöhe übertragen. Erst seit gut 120 Jahren ist der Pesterreger bekannt. Der Forscher Alexandre Yersin, geboren in der französischen Schweiz, machte das Bakterium 1894 als Ursache der Erkrankung aus. Nach dem Arzt ist es benannt: Yersinia pestis. Auch zwei andere Wissenschaftler isolierten den Erreger in dem Jahr. Durch diese Erkenntnis und die Einführung von Antibiotika konnte die Pest zurückgedrängt werden. Sie wirkt wie ein Gespenst des Mittelalters: die Pest. Doch die Seuche ist eine aktuelle Gefahr. Besonders heftig wütet sie in Madagaskar. Im schlimmsten Fall könnte sie als Biowaffe sogar fast jeden erreichen. (c) proplanta
Im Kongo gab es im selben Zeitraum 67 Todesfälle, gefolgt von Uganda (12), Tansania und Peru (je 7). Im Kongo, der jahrzehntelang am härtesten von der Pest betroffen war, ist die Dunkelziffer nicht gemeldeter Erkrankungen jedoch sehr hoch.

In ländlichen Gebieten der USA gibt es auch immer wieder vereinzelte Pest-Fälle, darunter in New Mexico, Arizona, Colorado und Kalifornien. Dort zählten die Behörden seit 2010 fünf Pest-Tote. In den USA sind die Wirtstiere der Flöhe, die die Krankheit oft übertragen, nicht in erster Linie Ratten, sondern Präriehunde und Katzen.

Vereinzelte Pest-Fälle gibt es auch etwa in China, Russland, der Mongolei, Bolivien und bis vor wenigen Jahren in Indien. Selbst in Ländern, aus denen lange keine Ausbrüche gemeldet wurden, kann die Seuche erneut auftreten, wie etwa 2004 in Algerien. «Die Pest ist eine seltsame Krankheit. Es werden jahrzehntelang keine Erkrankungen beobachtet, und dann kommt die Pest wieder zurück», erläutert Eric Bertherat, Pest-Spezialist der WHO in Genf.

Seuche wäre bei uns schnell unter Kontrolle



Ein Ausbruch der Pest in Deutschland ist extrem unwahrscheinlich. Theoretisch könnten mit dem Bakterium Yersinia pestis infizierte Ratten und Flöhe etwa auf Frachtschiffen zu uns gelangen. Doch selbst für den kaum zu erwartenden Fall, dass es dadurch zu einzelnen Beulenpest-Fällen oder Lungenpest-Erkrankungen käme, wäre die Gefahr gering, erläutert Eric Bertherat. Er ist Pest-Spezialist der Weltgesundheitsorganisation WHO, die ihren Hauptsitz in der Schweiz hat. «Mit unserem funktionierenden Gesundheitssystem und Krankenhäusern wäre ein Pest-Ausbruch schnell unter Kontrolle.» Die letzte bekannte Pest-Erkrankung in Europa habe es gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im süditalienischen Neapel gegeben.

Eine Einschleppung der Pest aus Madagaskar durch rückkehrende Touristen ist ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Die bei Urlaubern beliebten Gebiete des Landes - etwa die Inseln und Strände im Norden - sind pestfrei. Die von der Pest stärker betroffenen ländlichen Gebiete im Hochland ziehen keine Urlauber an.

Ein gewisses Risiko bestünde, wenn es in der Hauptstadt Antananarivo zu einer großen Lungenpest-Epidemie käme. Dann würden jedoch vermutlich die meisten internationalen Flüge gestrichen. Reisende würden strengen Kontrollen unterzogen, vergleichbar mit den Maßnahmen zur Hochzeit der Ebola-Epidemie in Westafrika.
dpa
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