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27.06.2010 | 17:00 | Afrikanische Esskultur 

Injera, Fufu und Bananenbier - Afrika isst anders

Nairobi - Afrikaner brauchen keine Gabeln.

Welternährung
(c) Renate W. - fotolia.com
Das behauptet ein afrikanisches Sprichwort und in der Tat kommen traditionelle afrikanische Haushalte wunderbar ohne viel Geschirr und Besteck aus. Drei Finger - aber bitte schön stets mit der rechten Hand - dienen als Gabel-Ersatz, mit dem Daumen kann schon mal diskret Essen aufgeschaufelt werden. Ein Platzgedeck passt so gar nicht zum Gemeinschaftserlebnis Mahlzeit, auch wenn die meisten Städter «weiße» Tischsitten angenommen haben. Bei einer Familienmahlzeit auf dem Dorf der Großeltern heißt es dagegen: Eine gemeinsame große Schüssel, aus der sich alle in der Runde bedienen, reicht völlig aus.

In westafrikanischen Ländern wie Senegal oder Ghana, in denen Reis einer der Hauptbestandteile des Speiseplans ist, haben allerdings alle Esser einen Löffel. In Ostafrika ist das kaum nötig: Denn in Kenia, Uganda oder Tansania gehört für die meisten Menschen täglich Ugali auf den Tisch. Das ist ein klebriger, und meist auch ausgesprochen geschmacksneutraler, Maisbrei, aus dem kleine Kügelchen geformt werden, um die Beilagen aufzunehmen.

Die meisten Kenianer schwören auf das sättigende Ugali - Ausländer tun sich oft etwas schwer damit, sich an den eher faden Geschmack zu gewöhnen. Noch mehr genießen die Einheimischen allerdings ein klassisches «Nyama Choma», einen Berg gegrillten Fleisches. Für viele kenianische Männer gehört am Wochenende ein knusprig gegrilltes Ziegenbein einfach dazu. Auf Dorffesten wiederum geht nichts ohne ein paar Eimer frisch gebrautes Bananenbier. Der säuerliche Geschmack ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Indische und arabische Einflüsse bereichern die Küstenregionen am Indischen Ozean. Currys mit Kokossoße sind zwischen Lamu und Sansibar ausgesprochen beliebt.

Was Ugali für die Ostafrikaner ist, ist Fufu für die Westafrikaner. Das Prinzip ist ähnlich - ein stärkehaltiger sättigender Brei, der im Fall von Fufu aus Cassavawurzeln oder Yams hergestellt wurde. Dazu gibt es dann Gemüse, Fisch oder Fleisch. Anders als die Ostafrikaner mögen es die Menschen an der Atlantikküste und in Zentralafrika außerdem gern etwas schärfer - Chilischoten, Okra, Ingwer oder Palmöl, mit seinem typisch rötlichen Farbton, gehören für sie in die Küche. Im Senegal und in Mali gelten Erdnüsse nicht nur als Snack, sie bilden auch die Grundlage für viele Soßen.

Pikant mögen es auch die Äthiopier. Die scharfe Chilipaste Berbera gehört für sie ebenso auf den Speiseplan wie Injera, ein leicht säuerlich schmeckendes dünnes Fladenbrot, das aus der Hirseart Teff zubereitet wird. Injera ist nicht nur Sättigungsbeilage, sondern dient auch als «Teller» und «Besteck». Eine große Rolle spielt in der äthiopischen Küche außerdem der Kirchenkalender - zwei- bis dreimal in der Woche sind Fastentage, an denen es keine Fleischgerichte geben darf.

Äthiopien ist zudem eines der wenigen Länder Afrikas, in denen Kaffeeliebhaber auf ihre Kosten kommen. Schließlich gilt das Land am Horn von Afrika als Mutterland des Kaffees - ein starker Macchiato ist kulinarisches Erbe der italienischen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg. In den Hochlandregionen Kenias und Tansanias wird zwar Kaffee angebaut, doch Kaffee gilt dort als «Ausländergetränk» - die meisten Afrikaner schwören auf Tee, und zwar mit viel Milch und reichlich Zucker. Dazu gibt es dann in der Frühstückspause Mandaazi - süßes, in Fett gebackenes Hefegebäck. (dpa)
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