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01.02.2009 | 07:25 | Gründungskongress IRENA  

Mit IRENA zur Sahara-Sonne - Weichenstellung für neue Energien

Bonn - «Das ist wirklich ein historischer Tag», sagt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD).

Sigmar Gabriel
Sigmar Gabriel (c) Dt. Bundestag
Sogar mit dem früheren US- Projekt «Mensch zum Mond» vergleicht er die Herausforderung, die mit einer weltweiten Energiewende weg von Öl, Kohle und Atomkraft verbunden ist. Was den Mond anbelangt, wurde die Mission erfüllt. Bei der Durchsetzung erneuerbarer Energien geht es um Irdisches wie die Sonne der Sahara. Viele Länder, darunter Deutschland, sind bei der Nutzung von Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme und Biomasse bereits auf gutem Weg. Den Rest soll die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA/International Renewable Energy Agency) besorgen, die am Montag in Bonn gegründet wurde.

Dass IRENA so rasch zustande kam, hätten vor einigen Jahren wohl selbst Befürworter kaum erwartet. Jahrelang war der Pionier für erneuerbare Energien, der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, als eine Art Don Quichotte belächelt worden, als er mit seinem Anliegen einer schlagkräftigen Institution für erneuerbare Energien um die Welt zog. Sowohl die rot-grüne Koalition als auch die schwarz- rote Koalition nahmen dann das Engagement für IRENA dann aber in ihr Programm auf. Auch Dänen und Spanier trommelten fleißig.

Rund 400 Regierungsvertreter aus etwa 120 Ländern sind nun zum Gründungskongress gekommen. IRENA ist die erste global von Regierungen getragene Organisation, die sich vorrangig mit der Förderung erneuerbarer Energie beschäftigt - und sie soll ein Gegengewicht zu den etablierten Energie-Organisationen wie der Internationalen Energie-Agentur (IAE/Paris) und der Internationale Atomenergie Agentur (IAEA/Wien) sein. Diese wurden unter anderen Vorzeichen bereits vor Jahrzehnten gegründet und scherten sich kaum um regenerative Energien oder vernachlässigten oder blockierten sie aus Eigeninteresse, wie Umweltorganisationen kritisieren.

«Wir wollen endlich einen Kontrapunkt setzen», macht Gabriel deutlich. Es gehe darum, den beiden anderen Energie-Organisationen «auf Augenhöhe» zu begegnen. «Weltweit werden rund 240 Milliarden US-Dollar zur Subvention fossiler Energieträger vergeben und nur rund 20 Milliarden US-Dollar für erneuerbare Energien», rechnet Gabriel vor. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Öl müsse «Schritt für Schritt» abgebaut werden. Sie seien - bei weltweit steigendem Energiebedarf - nur begrenzt verfügbar und außerdem klimaschädlich. Und Atomkraft sei vor allem für ärmere Entwicklungsländer viel zu teuer, sagt Gabriel.

Die erneuerbaren Energieträger hätten so riesiges Potenzial, dass sie auch den Energiebedarf einer Weltbevölkerung von neun Milliarden Menschen in 50 Jahren (derzeit rund sechs Milliarden) decken könnten. Es gehe jetzt darum, die verfügbare moderne Technologie auch zu nutzen und vor allem ärmere Länder dabei zu unterstützen.

Auch für die Unternehmen aus der Wachstumsbranche dürfte IRENA ein positives Signal sein. Ihnen eröffnen sich neue Förder- und Finanzierungsperspektiven etwa in Entwicklungsländern. Dazu könnte auch ein Projekt zur Nutzung der Sahara-Sonne zählen. Sie könne für eine umweltgerechte Stromversorgung in Afrika genutzt werden, erklärt Gabriel. Außerdem könne über Leitungen aus Nordafrika möglicherweise auch Südeuropa davon profitieren. Das ist zwar noch Zukunftsmusik. Gabriel gab aber genau diese Perspektive vor: «Mit IRENA denken wir 30 bis 40 Jahre voraus.» (dpa)
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