Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
08.11.2018 | 14:40 | Geflügelwirtschaft 

Eier aus neuer Methode gegen Kükentöten kommen in Handel

Berlin  - In den ersten deutschen Supermärkten gibt es jetzt Eier aus einer neuen Methode gegen Kükentöten zu kaufen.

Legehennenküken
Millionen Küken werden jedes Jahr aus wirtschaftlichen Interessen getötet. Das soll mit einer neuen Methode nicht mehr nötig sein. Doch funktionieren wird es nur, wenn Verbraucher teurere Eier kaufen. (c) proplanta

«Mit diesem Verfahren gibt es für das Töten der männlichen Legehennenküken auf Dauer keinen Grund mehr», sagte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin. Derzeit werden bei der Zucht von Legehennen allein in Deutschland jährlich 45 Millionen männliche Küken getötet, da sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen wie Masthähnchen.

Das an der Universität Leipzig entwickelte Verfahren sei eine Weltneuheit und ein Durchbruch auf dem Weg, das massenhafte Töten männlicher Küken zu beenden, sagte Klöckner. Das Geschlecht wird dabei vor dem Ausbrüten im Ei erkannt. Mit einem Laser wird ein winziges Loch in die Schale gebrannt. So kann dem Ei Flüssigkeit entnommen werden, die auf Geschlechtshormone getestet wird. Männliche Küken schlüpfen damit erst gar nicht, ihre Eier werden zu Tierfutter verarbeitet. Noch ist die Methode aber nicht serienreif, kann also nicht in allen Brütereien eingesetzt werden.

Wann das so weit sein könnte, wollte Klöckner nicht sagen. Es stehe auch noch nicht fest, ob die Betriebe zur Nutzung der neuen Methode verpflichtet würden. Zunächst will die Ministerin auf eine «freiwillige Verpflichtung» setzen. «Wenn Brütereien sagen, das ist uns egal, kommen wir in eine andere rechtliche Bewertung der Sache», erklärte sie.

Für die Brütereien sollen keine zusätzlichen Kosten entstehen, kündigten die Anbieter des Verfahrens an. Stattdessen verlangen sie vom Handel eine Lizenzgebühr. Dadurch werden die Eier der so gezüchteten Legehennen etwas teurer.

Sie sollen zunächst in 223 Berliner Supermärkten der Ketten Rewe und Penny angeboten werden, bis Ende 2019 soll es die Eier in allen 5.500 Supermärkten der Ketten geben. Das 6er-Pack koste zehn Cent mehr als ein 6er-Pack Freilandeier, sagte der stellvertretende Vorstandschef der Rewe-Gruppe, Jan Kunath. «Das sind Preissprünge, die die Verbraucher akzeptieren.»

Die Geflügelwirtschaft zeigte sich skeptisch wegen des neuen Verfahrens. «Es gilt unser uneingeschränktes Bekenntnis zum schnellstmöglichen Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken, sobald eine wirkliche Alternative vorliegt», erklärte der Verband. Dafür müsse das System aber praxistauglich und schneller sein als bisher geplant. Der Bauernverband dagegen begrüßte den Vorstoß: «Diese Verfahren sollten baldmöglichst praxisreif gemacht werden und flächendeckend in allen Brütereien zum Einsatz kommen», erklärte Generalsekretär Bernhard Krüsken.

 Tierschützer dagegen halten das Aussortieren männlicher Küken nicht für sinnvoll. «Das ist keine Lösung im Sinne einer verantwortungsvollen Tierzucht, denn Hennen müssen auch weiterhin Höchstleistung erbringen», erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Geflügelwirtschaft müsse so umgestellt werden, dass Hühner sowohl zur Eier- als auch zur Fleischproduktion geeignet seien. Dann könnten männliche Küken aufgezogen und ihr Fleisch vermarktet werden.

Schon jetzt kann man im Handel auch Eier aus Brütereien kaufen, in denen sowohl weibliche als auch männliche Küken aufgezogen werden. Die sogenannten Bruderhahn-Eier sind aber teurer und damit laut Handel nicht massentauglich.

dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen