Vor dem Landtag in Wiesbaden forderte sie am Donnerstag einen „Nationalen Saatgutgipfel“, bei dem über die notwendigen Schritte beraten werden soll. „Landwirte und Verbraucher haben ein Recht darauf, gentechnikfreie
Agrarprodukte zu bekommen. Wir haben eine Null-Toleranz-Regelung beim Saatgut - und wir haben null Toleranz gegenüber denen, die für die Saatgut-Skandale verantwortlich sind“, sagte die Ministerin.
Lautenschläger forderte von den Herstellern die Einrichtung eines unbürokratischen Entschädigungsfonds für betroffene Landwirte. Ferner sei eine Verpflichtung zu einem verlässlichen Qualitätsmanagement in der Saatgutindustrie nötig. „Wir müssen darauf drängen, dass künftig jede einzelne Saatgutpartie von den Erzeugern vor der Abgabe an den Handel auf gentechnisch veränderte Bestandteile untersucht wird.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass jedes Jahr wieder verunreinigtes Saatgut auftauche. Hessen habe deshalb entschieden, in solchen Fällen den Namen des Herstellers öffentlich zu nennen.
Die Überwachung von Importsaatgut - Mais hat einen Importanteil von 75 Prozent - könne bislang nur auf der Stufe des Handels erfolgen. Dies sei nicht ausreichend. Bei der Saatgutvermehrung werde von der Industrie oft nur das Basissaatgut (also das, woraus das tatsächliche Saatgut erzeugt wird) untersucht, nicht aber die in Verkehr gebrachten Partien.
Hintergrund: Genmais-Skandal in Deutschland Auf mehr als 2.000 Hektar war in Deutschland
Maissaatgut der Firma Pioneer ausgesät worden, das mit in Europa nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Konstrukten (NK 603) verunreinigt war. Der Mais muss nun vernichtet werden. In Hessen waren zwei Bauern aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg betroffen, die in Bayern gekauftes Saatgut mit Verunreinigungen unwissentlich auf rund fünf Hektar ausgesät hatten. Jede 16. Probe (6 Prozent) war in diesem Jahr durch einen positiven Befund aufgefallen. (PD)