Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
31.07.2010 | 10:10 | Kritik an zu rascher Freisetzung von Gentech-Pflanzen 
Diskutiere mit... 
   2   2

Gen-Weizen versagt im Freiland

Zürich/München - Gentechnisch veränderter Weizen scheint im Freiland nicht das zu halten, was er verspricht.

Weizen
(c) proplanta
Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität Zürich in einer Studie im Fachmagazin PLoS. Unter idealen Bedingungen im Gewächshaus zeigte der Weizen normalen Wuchs und eine verbesserte Resistenz gegen Pilze. Unter Bedingungen im Freien wies das Getreide allerdings einen signifikant höheren Befall mit der extrem giftigen Pilzkrankheit Mutterkorn auf. Die Folge waren Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent.

"Für Ökologen sind die nunmehrigen Testergebnisse entlarvend", meint Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech http://www.testbiotech.org/, dem Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie, gegenüber pressetext. "Es ist unverantwortlich, gentechnisch veränderte Pflanzen derart schnell im Freiland auszusetzen. Wir fordern, dass sogenannte Stresstests durchgeführt werden, bevor sie ins Freie kommen."


Mangelnde Risikoabschätzung

Then kritisiert, dass es bei der Risikoabschätzung gentechnisch veränderter Pflanzen eine große Sicherheitslücke gibt. "Bislang wissen wir viel zu wenig darüber, wie sich diese Pflanzen unter wechselnden Umweltbedingungen verhalten. Die zusätzlichen Gene unterliegen nicht der Kontrolle durch die natürliche Genregulation. Ihre Stabilität muss deshalb systematisch und unter wechselnden Bedingungen getestet werden", fordert Then.

Der Fachartikel weist auf ein generelles Problem von gentechnisch veränderten Pflanzen hin. Es ist bekannt, dass die natürliche Gen-Regulation der Pflanzen durch die zusätzlichen Genkonstrukte gestört werden kann. Das bedeutet, dass bei Stress der Pflanzenstoffwechsel aus der Bahn geraten kann. Mögliche Folgen können unter anderem ein Anstieg giftiger Inhaltsstoffe, stärkerer Schädlingsbefall oder Ernteausfälle sein.


Folgen kaum erforscht

"Trotz dieser Tatsachen sind die Reaktionen von gentechnisch veränderten Pflanzen auf unterschiedliche Umwelteinflüsse bisher kaum erforscht. Bevor man eine Pflanze im Freiland aussetzt, müssen verschiedene Einflussfaktoren in der Klimakammer untersucht werden", fordert Then. "Und davon gibt es hunderte verschiedene", erklärt der Experte.

Daher stimmt Testbiotech den Schweizer Forschern nicht zu, die die Reaktionen der Pflanzen vor allem im Freiland testen wollen. "Freilandbedingungen erlauben keine systematische Untersuchung bestimmter Einflussfaktoren. Die äußeren Bedingungen hängen zu stark von Zufällen ab. Extreme Umwelteinflüsse wie wechselnde klimatische Bedingungen können im Gewächshaus besser simuliert werden, als durch den Anbau der Pflanzen im Freiland."

"Entsprechende Tests für die Risikoprüfung müssen von gentechnisch veränderten Pflanzen bindend vorgeschrieben werden", fordert Then. Ein entsprechendes Crash-Test-Konzept stellte der Verein bereits im Oktober 2009 vor. (pte)
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Hackner Jakob schrieb am 04.08.2010 23:25 Uhrzustimmen(79) widersprechen(130)
Das mit der Gentechnik hört sich gut an. Das Problem sind nicht unerforschte Gesundeheitsrisiken beim Menschen. Der Mensch hält unbandig was aus, denkt man daran, was manchen saufen, rauchen können bzw. als Anwender von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere der Insektizide. Sicher haben einige wenige auch Probleme und können letztlich nicht nachweisen, woher ihre Allergie oder sonstiges kommt. Nein, das Problem liegt ganz allein darin, dass wir Landwirte langsam aber sicher mit Patent- und Lizensgebühren in die Abhängigkeit rutschen. Unsere Ahnen heben vor 500 Jahren den Aufstand in Memmingen geprobt, wurden vom Adel und Klerus bitter niedergeschlagen. Wir sollten stolz darauf sein, freie Bauern zu sein und uns nicht zurück in die Leideigenschaft drücken lassen. Im übrigen ist der Preisverfall nicht nur politisch gesteuert, sondern wir machen durch die erkauften Mengensteigerungen uns den Erzeugerpreis selbst kaputt. Keine Andere Branche produziert lange auf Halde. Das hält niemand lange durch. Es wär gut, wenn viele Kollegen bemerken würden, dass oft weniger mehr bedeutet.
fafner schrieb am 04.08.2010 09:03 Uhrzustimmen(114) widersprechen(90)
Na und? Daß bestimmte Resistenzen unerwünscht hohe Fitnesskosten haben können, ist nichts neues. Und das passiert auch bei konventioneller Kreuzung. Es gibt keinen Hinweis, daß die Technik allein dafür verantwortlich ist. BASF und Monsanto müssen sich schon recht sicher sein, daß sie Sorten finden werden, die mit den Resistenzgenen ausgezeichnet zurechtkommen, sonst würden sie ja nicht Milliardensummen in die Forschung investieren.
  Weitere Artikel zum Thema

 Ukrainischer Weizen als Kriegsbeute

 Österreich: Erneut weniger Getreide ausgesät

 „Ohne GenTechnik“-Siegel - Rekordumsatz zum Jubiläum

 NRW-Landwirte steigen wegen Trockenheit vermehrt auf Roggen um

 Heimische Ernte GVO-frei

  Kommentierte Artikel

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?