Auf der offiziellen Ernte-Pressekonferenz gab Bauernpräsident Wolfgang Vogel eine durchwachsene
Ernteprognose ab. „Der schneereiche Winter hat in Sachsen zu einem um zwei Wochen verzögerten Vegetationsbeginn geführt. Dem deutlich zu kühlen Mai folgte dann im Juni in Nord- und Ostsachsen ein Niederschlagsdefizit. Alles in allem rechnen wir in diesem Jahr bei normalem
Witterungsverlauf mit höchstens durchschnittlichen Erträgen, die nicht an das gute Vorjahresergebnis heranreichen werden.“, resümierte Vogel. Hinsichtlich der Vermarktung der Ernte erhoffen sich Sachsens Landwirte bessere Preise, um die deutlich gestiegenen Produktionskosten decken zu können. „Die Getreidelager sind aufgrund der großen Exporttätigkeit und des schwachen Euros leergeräumt.“, erklärte Vogel.
Bedauern äußerte er mit Blick auf das Fehlen einer praktikablen Regelung für den Einsatz überbreiter Mähdrescher. Nach wie vor ist ab einer Breite von 3,50 Metern polizeiliche Begleitung vorgeschrieben. „Die Ernte beginnt und das Problem der Überbreite ist nicht befriedigend gelöst. Wir bemühen uns seit fast zwei Jahren beim Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit um die Neufassung der Vorschrift; ein Text, der nur gut eine DIN A4-Seite umfasst.“, zeigte sich Vogel empört.
Als weiteres Beispiel für praxisferne Regelungen führte Vogel das seit 01.07.2010 geltende Erosionsschutzkataster an. Dieses stuft willkürlich annähernd 40 Prozent der sächsischen Agrarfläche als erosionsgefährdet ein, obwohl tatsächlich nur etwa 10 Prozent der Landfläche im Freistaat betroffen ist, und greift massiv in die ackerbaulichen Maßnahmen der Landwirte ein. „Keiner von uns ist gegen Erosionsschutz. Vielmehr hat jeder Betrieb seine individuelle Lösung für das Problem entwickelt und wir erwarten, dass man diese dann auch anerkennt. Über 1.000 Jahre Ackerbau in Deutschland sollten Beleg genug sein für den nachhaltigen Umgang der Bauern mit ihren Böden.“, betonte Vogel.
In einem Appell an die sächsischen Verbraucher warb der Bauernpräsident abschließend für die Fortsetzung einer Gemeinsamen europäischen
Agrarpolitik nach 2013: „Der Gesamthaushalt für die
Gemeinsame Agrarpolitik für 27 Mitgliedstaaten, für 14 Millionen Bauern und 500 Millionen Verbraucher kostet 29 Cent pro Tag und Bürger. Das ist ein verschwindend geringer Betrag für Nahrungsmittelsicherheit, Lebensmittelvielfalt, die Sicherung von 30 Millionen Arbeitsplätzen, die Pflege vielfältigster Kulturlandschaften und den Beitrag der Landwirte zum Klimaschutz. Das sind Leistungen, die ihr Geld wert sind.“, unterstrich der Bauernpräsident. (slb)