Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

20.03.2012 | 14:02 | Frostschäden 

BW: Februar-Frost schädigt Wintergetreide

Stuttgart - „Wo im Februar die schützende Schneedecke fehlte, sind massive Schäden im Wintergetreide entstanden", erklärt der Präsident des Landesbauernverbandes (LBV) Joachim Rukwied.

Wintergetreide
(c) proplanta
„Vor allem im Norden Baden-Württembergs hat der Dauerfrost zwischen 30 und 70 Prozent der Flächen mit Winterweizen und -gerste geschädigt." Auch Winterraps ist gebietsweise betroffen. Neben dem Hohenlohekreis, Kreis Heilbronn und Neckar-Odenwald-Kreis ist vor allem der Main-Tauber-Kreis betroffen.

„Für die Landwirte im Main-Tauber-Kreis sind die Schäden doppelt so bitter, müssen sie doch drei Jahre in Folge massive Einbußen durch Wetterextreme verkraften", kommentiert Rukwied. Jetzt bleibe nur noch Umbruch und Neueinsaat, was mit erheblichen Einbußen verbunden sei.

Der Schnee legt sich im Winter wie eine wärmende Decke über den Boden und schützt die darunterliegenden Pflanzen. Bleibt der Schnee aber aus, kann ein Kälteschock die Pflanzen schädigen und somit eine Neueinsaat notwendig machen.

„Je nach Kultur haben 40 bis 70 Prozent, teilweise bis zu 100 Prozent des Wintergetreides im Main-Tauber-Kreis den Februar-Frost nicht überlebt", erklärt Alois Fahrmeier, Vorsitzender des LBV-Fachausschuss Pflanzliche Produktion und Nachwachsende Rohstoffe sowie Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main-Tauber.

„Der Schaden liegt für den landwirtschaftlichen Betrieb mit Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Ertragsminderung bei über 600 Euro pro Hektar. Wir erwarten im Main-Tauber-Kreis einen Gesamtschaden von mehr als 12 Millionen Euro. Der Minister ist herzlich eingeladen, die Schäden vor Ort zu besichtigen."

Aus dem Hohenlohekreis wird gar von Schäden auf einer Fläche von 50.000 Hektar berichtet. Nach der Durststrecke der vergangenen zwei Jahre ist das eine erhebliche Mehrbelastung für die betroffenen Landwirte. Diese sind nicht mehr alleine in der Lage, den Schaden zu stemmen.

In zwei weiteren Kreisen hat die extreme Februar-Kälte ebenfalls massive Schäden hervorgerufen: Im Neckar-Odenwald-Kreis und Kreis Heilbronn geht Bauernpräsident Rukwied davon aus, dass die betroffenen Betriebe zwischen 10 und 60 Prozent des Wintergetreides umbrechen und neu einsäen müssen.

„Die Bauern müssen nicht nur mit erheblichem finanziellen Schaden rechnen, sondern haben auch noch Probleme, geeignetes Saatgut zu erwerben", sagt Rukwied. „Besonders 2012 ist viel zu wenig Sommergetreide-Saatgut am Markt erhältlich. Nun gilt es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Verfügbarkeit von geeignetem Saatgut zu erhöhen."

In den vergangenen zwei Jahren haben die Wetterkapriolen die Landwirtschaft im nördlichen Teil des Landes erheblich mitgenommen: 2010 schmälerten Hitze und Trockenheit den Ertrag, Niederschläge verzögerten die Ernte und gefährdeten die Qualität von Getreide und Raps.

Das Jahr 2011 zeigte sich ähnlich schlecht: Nach fast vier Monaten mit geringen Niederschlagsmengen im Frühjahr folgte ab Juni extrem regenreiches Wetter. Das Ergebnis: Die Ertragsverluste waren dramatisch hoch. Die meisten Rapsbestände waren schlecht entwickelt, die Erträge enttäuschend. Teilweise lohnte sich der Drusch nicht mehr.

Die zunehmenden Wetterextreme und die damit verbundenen finanziellen Einbußen zeigen, dass das Einkommens- und Liquiditätsrisiko der landwirtschaftlichen Unternehmen immer größer wird.

„Risikomanagement und ständige Kontrolle der Betriebsabläufe reichen allein zur nachhaltigen Liquiditätssicherung nicht mehr aus", erläutert Rukwied. Er fordert deshalb weiterhin die Einführung einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage für die Landwirtschaft, damit die Betriebe ihre finanzielle Eigenvorsorge optimieren und die Eigenkapitalbasis verbessern können.

Als Soforthilfe fordert der Landesbauernverband eine zinslose Steuerstundung bis mindestens Ende 2013, um den betroffenen Betrieben die notwendige Liquidität zu sichern.


Hintergrund:

Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt über 40.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 24 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig. (lbv)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Hilfen für Obst- und Weinbauer in Aussicht gestellt

 Hilfe bei Extremwetterschäden

 Frühe Apfelblüte könnte Ernte schmälern

 Weininstitut erwartet nach Spätfrost keinen großen Preissprung

 Weniger Anbaufläche für Wintergetreide

  Kommentierte Artikel

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig