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24.08.2009 | 11:27 | Erntebilanz 2009 

Schlechte Preise verhageln gute Ernte

Berlin - Die deutschen Ackerbauern haben die Getreideernte, mit Ausnahme einiger Höhen­gebiete, weitgehend abgeschlossen.

Getreidepreise 2009
(c) proplanta
Insgesamt fiel die Ernte 2009 mehr als zufrieden stellend aus. Doch wird die Freude an guten Ernteerträgen durch massiv gesunkene Erzeugerpreise für Raps und Getreide aufgehoben. Hinzu kommen Kostenbelastungen für diese Ernte durch extrem gestiegene Düngemittel- und Energiepreise, so dass die Ernte 2009 nicht kostendeckend erzeugt werden konnte. Dies stellte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, auf der Pressekonferenz über die Erntebilanz 2009 fest.

Die Getreidepreise erreichen mittlerweile historische Tiefstände. Zu den deutlichsten Ver­lierern gehört die Braugerste, die gegenüber dem Vorjahr 45 Prozent im Preis verlor und derzeit nur zu 107 Euro pro Tonne verkauft werden kann. Auch der Brotweizen liegt mit 105 Euro pro Tonne rund 36 Prozent unter dem Vorjahrespreis. „Diese preisliche Entwick­lung macht deutlich, dass die vergangenen Monate eine Lehre im Hinblick auf das Risiko­management in der Landwirtschaft gewesen sind“, betonte Sonnleitner. Die Entwicklungen auf den volatilen Märkten verlangten von den Landwirten, zunehmend Risikovorsorge zu betreiben.

Die Politik müsse dabei aber begleitend helfen. Es gebe ein Bündel von Möglichkeiten im Risikomanagement, um die Folgen von Klimawandel und Preisschocks bei Produkt und Betriebsmitteln abzumildern. Durch bereits vor der Ernte abgeschlossene Verträge über den Getreideverkauf konnten die Vermarktungsrisiken verringert werden. Landwirtschaftliche Betriebe, die bereits im vergangenen Jahr solche Vorkontrakte abgeschlossen hätten, erzielten deutlich höhere Preise als diejenigen Betriebe, die zu Tagespreisen aus der Ernte heraus verkauften. Sonnleitner forderte die Bundesregierung auf, für die Landwirtschaft eine steuerfreie Risikorückstellung zu schaffen. Dieses Instrument versetze den Landwirt in die Lage, effektive Eigenvorsorge zu betreiben. In guten Zeiten könne ein Teil der Erlöse zurückgelegt werden, in schlechten Zeiten stehe diese Rücklage zur Verbesserung der Liquidität zur Verfügung.

Die Getreideernte 2009 fiel mit 49,9 Millionen Tonnen niedriger aus als im Vorjahr, allerdings lag die Erntemenge um 8 Prozent über dem langjährigen Mittel. Weiterhin sind erhebliche regionale Ertragsunterschiede zu beobachten. Auch die Qualitäten sind insgesamt zufrieden­stellend, trotz Frühsommer-Trockenheit und einer immer wieder durch Niederschläge unter­brochenen Ernte.


Für die einzelnen Getreidearten ergibt sich derzeit folgendes Bild:

Die Erntemenge von Wintergerste liegt bei rund 10 Millionen Tonnen und damit um 6,8 Pro­zent über der Ernte des Vorjahres. Grund dafür ist ein Anstieg der Anbaufläche um 2,3 Prozent auf 1,46 Millionen Hektar. Auch die Hektarerträge liegen mit 68,3 Dezitonnen pro Hektar über denen des Vorjahres. Die Qualitäten sind durchgehend gut; allerdings litten die Partien zu Beginn der Ernte, so dass ein großer Teil der Wintergerste kostenaufwendig getrocknet werden musste.

Beim Winterraps konnte durch eine Steigerung der Anbaufläche um 6,5 Prozent auf 1,45 Millionen Hektar eine Erntemenge in Höhe von 5,93 Millionen Tonnen erreicht werden, die somit um 15,5 Prozent über dem Vorjahr liegt. Im Bundesdurchschnitt liegen die Erträge mit 40,8 Dezitonnen je Hektar um 8,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Qualitäten sind gut bei überdurchschnittlichen Ölgehalten von 43 bis 44 Prozent.

In diesem Jahr wurde deutlich weniger Sommergerste angebaut. Aufgrund der Preisrück­gänge schränkten Anbauer die Braugerste, dem wesentlichen Verwendungszweck der Sommergerste, um 17,6 Prozent auf nunmehr 448.100 Hektar ein. Die Erträge liegen mit 49,5 Dezitonnen je Hektar um 3,6 Prozent über dem Vorjahr. Insgesamt wurde eine Erntemenge von 2,2 Millionen Tonnen eingefahren. Die Qualitäten der Braugerste sind deutschlandweit hervorragend.

Bei der Hauptgetreidefrucht, dem Winterweizen, wurde die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent auf 3,2 Millionen Hektar ausgedehnt. Die Erntemenge mit 25,7 Millionen Tonnen erreicht das gute Vorjahresniveau. Der durchschnittliche Ertrag liegt 2009 mit 80,4 Dezitonnen pro Hektar um 1,1 Prozent unter dem Vorjahr. Die Qualitäten sind insgesamt zufriedenstellend, auch wenn teilweise von schwächeren Proteingehalten berichtet wird.

Die Erntemenge des Roggens, der Getreideart vor allem der leichten und sandigen Böden, erreicht eine Höhe von 3,9 Millionen Tonnen und übertrifft das Vorjahresniveau um 4,7 Pro­zent. Auch der Ertrag mit 53,8 Dezitonnen pro Hektar liegt über den Werten vom Vorjahr. Trotz des wechselhaften Wetters ist die Qualität in der Regel gut und weist meist gute Backqualitäten auf.

Auch wenn die Erträge je Hektar der Getreideernte 2009 im Bundesdurchschnitt zufrieden­stellend ausfallen, gibt es in einigen Regionen Deutschlands erhebliche Abweichungen. Kleinräumig stark unterschiedliche Niederschlagsverteilungen und wechselnde Bodenver­hältnisse verursachen größere Ertragsschwankungen. (DBV)
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