05.08.2010 | 12:15 | Kartoffelanbau
Frühkartoffelsaison von Extremen geprägtHannover - Mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen die Bauern nach Angaben des Landvolkes Niedersachsen jetzt eine Bilanz der Frühkartoffelernte, die in diesen Tagen ausläuft. |
„Die gesamte Kampagne war von Extremen geprägt“, sagt Joachim Hasberg, Geschäftsführer der Frühkartoffel-Erzeugergemeinschaft Burgdorf. Einem späten Start nach dem langen Winter war „der kälteste Mai aller Zeiten“ gefolgt und ließ die Knollen nur zögernd wachsen. Trotzdem begannen die Rodungen recht früh bereits Mitte Mai, weil viele Bauern vertragliche Verpflichtungen eingegangen waren. Die Kälte wurde dann abgelöst durch große Hitze und Trockenheit.
Nur durch pausenlosen Einsatz der Beregnungsanlagen konnte verhindert werden, dass die Bestände völlig vertrockneten. Dafür mussten die Bauern hohe Kosten für die Beregnung in Kauf nehmen. Dennoch blieben die Erträge deutlich hinter den Erwartungen zurück. Hasberg schätzt, dass die Ernte um ungefähr ein Drittel kleiner ausfällt als sonst. Zudem ist der Anteil kleiner Knollen größer.
Die Qualität sei dafür aber überraschend gut gewesen, sagt er. Versüßt wurden höhere Kosten und kleinere Erträge aber durch ein bis zuletzt recht hohes Preisniveau, das den finanziellen Ausgleich brachte. Während in anderen Jahren steigende Erträge im Laufe der Ernte oft für einen raschen Preisverfall nach dem hohen Einstiegspreis sorgten, stießen die kleineren Erntemengen in diesem Jahr auf einen geräumten und aufnahmefähigen Markt. So verharrte der Erzeugerpreis je Dezitonne (dt) auch im Juni noch bei 58 Euro.
Selbst zum Ende der Frühkartoffelsaison wurde mit 28 Euro immer noch fast doppelt soviel erlöst wie im vergangenen Jahr zum Saisonschluss. Auch für die Anschlusssorten, deren Ernte jetzt beginnt, sind die Marktaussichten vorerst positiv für die Bauern. Wegen der Trockenheit werden ebenfalls Mindererträge von einem Drittel erwartet. Vor allem Übergrößen für die Pommes-frites- und Chipsherstellung sind knapp. Dennoch werde es genügend Kartoffeln geben, ist Hasberg sicher.
Zudem würden bei höherem Preisniveau die Exporte zugunsten der Eigenversorgung zurückgehen. Angesichts des knapperen Angebots dürften die Preise zunächst stabil bleiben. Allerdings werden lukrative Preise viele Erzeuger dazu verleiten, weniger einzulagern und dafür den Markt sofort zu bedienen, was im Herbst möglicherweise für Druck sorgen könnte. Kleinere Lagerbestände könnten im weiteren Verlauf dann aber auch früher geräumt sein. Die Marktentwicklung bis zur Frühkartoffelsaison im kommenden Jahre werde deshalb „spannend“, sagt Hasberg. (LPD)
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