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13.08.2013 | 12:33 | Kartoffelanbau Schweiz 

Kartoffelkulturen auf neue Keime untersuchen

Zürich - In diesem Frühjahr waren die Bedingungen für die Bodenvorbereitung besonders anspruchsvoll. Dadurch gab es vor allem in der Westschweiz starke Verzögerungen bei der Pflanzung.

Kartoffelanbau Schweiz
(c) proplanta
Das Auflaufen war bei einigen Sorten verzögert und unregelmässig, wie etwa bei Gourmandine und Amandine. Dieses Phänomen wurde teilweise dadurch verstärkt, weil Keime abbrachen, die bei der Pflanzung bereits zu stark entwickelt waren.

Das kalte und feuchte Frühjahr, mit Nachttemperaturen teilweise um null Grad, hat zur Gelbverfärbung der Blätter geführt und eine starke Knollenbildung begünstigt. Ein Teil der vor dem Wachstum eingesetzten Herbizide basiert überwiegend auf Metribuzin. Diese wurden durch den Regen ausgewaschen. Die Folge: Die betroffenen Pflanzen wiesen zu Wuchsbeginn teilweise gelbe Blätter auf.

Die starke Hitze Mitte Juni und Ende Juli sowie die lokalen Hagelschläge haben den Kartoffelpflanzen weiter zugesetzt. Selbst wenn die Kulturen bis jetzt kräftig und gesund geblieben sind, muss dies nicht für den physiologischen Zustand der Knollen gelten. Man muss daran denken, dass die Kartoffelknolle ein unterirdischer Spross ist und dass bestimmte, durch starke Hitze, Hagel oder Wassermangel ausgelöste Stressfaktoren das Wachstum stark beeinflussen können.

Diese verschiedenen Stressfaktoren können das Wachstum bremsen oder sogar stoppen. Plötzlich einsetzender Regen kann eine Beschleunigung des Wachstums auslösen, was je nach Sorte unterschiedliche Auswirkungen hat. Die im Hinblick auf solche Situationen tolerantesten Sorten, etwa Charlotte, können ihr Wachstum normal fortsetzen oder es kommt im schlimmsten Fall zur Notreife.

Andere Sorten, etwa Agria und Bintje, weisen Wachstumsstörungen auf: Auf den Knollen bilden sich teilweise neue Keime und bringen eine neue Knollengeneration hervor, die sich auf Kosten der ersten Generation entwickelt. Dies führt dazu, dass diese Inhaltsstoffe verliert. In diesem Fall sinkt die Qualität der Ernte: Es kommt zu glasigen und missgebildeten Knollen mit zu geringem Stärkegehalt und erhöhtem Gehalt an reduzierenden Zuckern, die für die Bräunung beim Braten zuständig sind. So betroffene Knollen sind weder für den Verbrauch im frischen Zustand noch für die Weiterverarbeitung zu Pommes Frites oder Chips geeignet.

Agroscope hat mehrere Proben von nicht bewässerten Anbauflächen analysiert und geprüft, wie sich die Wachstumsstörungen aufgrund der Stressfaktoren auf die sich entwickelnden Knollen auswirken. Mehrere Sorten, darunter Agria, Bintje und Fontane, wiesen Wachstumsschäden auf. Auch eine Anbaufläche von Charlotte war von diesem Phänomen betroffen, was eher ungewöhnlich ist.

Es ist daher wichtig, dass alle Produzentinnen und Produzenten ihre Kulturen untersuchen. Treten auf den Knollen neue Keime auf, ist eine sofortige vollständige Krautvernichtung erforderlich. Dies ist das einzige Mittel zur Einschränkung der Schäden, die sich nachfolgend nur noch verschlimmern können. In diesem Stadium sind Kartoffeln, die für die Weiterverarbeitung bestimmt sind, wahrscheinlich bereits unwiederbringlich geschädigt.

Ein grosser Teil der Kulturen kann heute glücklicherweise bewässert werden. Die Bewässerung erlaubt den Erhalt der Qualität und die Sicherstellung eines guten Ertrags. Die Bewässerung muss jedoch bis zur Reife der Kulturen oder mindestens bis zwei Wochen vor der Krautvernichtung fortgeführt werden. Bei diesen Kulturen sollten ausserdem Proben genommen und Backtests durchgeführt werden, da selbst bei einer regelmässigen Wachstumsentwicklung ein zu grosser Anteil an Kartoffelknollen in Übergrösse vermieden werden muss.

Da die Ernte für eine langfristige Haltbarkeit vorgesehen ist, ist es erforderlich, bis mindestens drei Wochen nach der Krautvernichtung zu warten, bevor geerntet wird. So bilden die Knollen eine feste Schale, die der Bearbeitung standhält. (acw)
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