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06.12.2020 | 03:41 | Fleischproduktion 

Schlachtschweinenotierungen in der EU fallen weniger stark

Bonn - Der deutsche Schlachtschweinemarkt ist Anfang Dezember weiterhin von einem übergroßen Angebot schlachtreifer Schweine geprägt worden.

Schlachtschweinemarkt
Talfahrt schwächt sich etwas ab - Abschläge geringer als in den Vorwochen - Lebendangebot weiterhin reichlich verfügbar - Notierungen in Deutschland und Belgien können sich auf niedrigem Niveau behaupten - Danish Crown erhöht als einziger großer Schlachtbetrieb den Ankaufspreis - Weitere Preiseinbußen im Süden Europas. (c) proplanta
Auf der Schlachtstufe bereiteten einmal mehr Corona-Infektionen von Mitarbeitern Probleme, die sich in Landkreisen mit allgemein hohen Inzidenzwerten ereigneten.

Im Vion-Werk in Vilshofen musste die Produktion einige Tage unterbrochen werden; sie lief am Dienstag (1.12.) mit verringerter Kapazität wieder an. Bei Tönnies in Weißenfels gab es bis zum Mittwoch 172 nachgewiesene Corona-Fälle; unter nochmals intensivierten Präventionsmaßnahmen konnte die Produktion jedoch fortgesetzt werden.

Trotz dieser Widrigkeiten hat Marktbeobachtern zufolge der Schweinestau aufgrund leicht angestiegener Schlachtungen nicht weiter zugenommen. Daher konnte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch ihre Notierung mit 1,19 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) stabil halten.

Am Fleischmarkt ließ sich laut Analysten die Ware meist zu stabilen aber relativ niedrigen Preisen absetzen. Dabei orderte der Einzelhandel recht umfangreich die saisontypischen Teilstücke; die Verarbeitungsware fand hingegen schwerer ihre Käufer. In Österreich waren ebenfalls mehr als ausreichend Schweine verfügbar.

Nach Angaben des Verbandes landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) kam es zu Abnahmeverzögerungen zwischen einem und zwei Tagen, obwohl die Schlachtungen mit etwa 105.000 Stück auf Jahreshöchststand lagen. Die nationale Leitnotierung blieb mit 1,32 Euro/kg SG ebenfalls stabil.

Auch in Belgien scheint der Preisrückgang auf sehr niedrigem Niveau zum Stilstand gekommen zu sein; die Ankaufspreise für schlachtreife Tiere blieben unverändert, lagen im Basispreis aber klar unter der Marke von 80 Cent/kg Lebendgewicht (LG).

Chinaexport wieder möglich



In Dänemark gab es vergangene Woche die gute Nachricht, dass mittlerweile wieder alle Schlachtstätten nach China exportieren dürfen. „Dies eröffnet eine Optimierung der Planung und macht die Abläufe in den Betrieben einfacher“, erklärte der Verkaufsleiter von Danish Crown, Lars Albertsen.

In China und in vielen anderen asiatischen Ländern bestehe eine hervorragende Nachfrage, weshalb alles getan werde, um die Lieferungen dorthin auszubauen. Auch beim Abbau des Schweinstaus ist Danish Crown weiter vorangekommen, was sich auch an geringeren Schlachtgewichten ablesen ließ. Als einziges großes Fleischunternehmen in Europa hob Danish Crown seinen Ankaufspreis für Schweine an, und zwar um umgerechnet 2,7 Cent auf 1,28 Euro/kg SG.

In Frankreich fiel der Notierungsrückgang am Marché du Porc Breton mit 1,3 Cent auf 1,205 Euro/kg SG geringer als in den Vorwochen aus. Der nationale Schweineproduzentenverband (FNP) wies jedoch darauf hin, dass die Produktionskosten bei mehr als 1,50 Euro/kg lägen. Er kritisierte, dass die nachgelagerten Stufen die Möglichkeiten im Drittlandsexport nach Asien nicht ausreichend nutzten, denn diese hätten im Vergleich zu anderen EU-Ländern nur unterdurchschnittlich zugenommen.

Teurere Koteletts in Italien



In Italien hat sich der Rückgang der Schlachtschweinenotierung mit einem Minus von 3 Cent/kg LG fortgesetzt, er fiel aber ebenfalls geringer aus als zuvor. Dazu trug bei, dass die Schlachtgewichte in den vergangenen beiden Wochen um rund 600 g gesunken sind; zudem stiegen etwas überraschend die Verkaufspreise von Koteletts zwischen 10 Cent/kg und 15 Cent/kg.

Die Marge der Schlachtbetriebe hat sich dadurch laut Analysten verbessert, was etwas Druck von der Notierung genommen hat. In Spanien wurde vergangene Woche nach Angaben des Mercolleida erneut ein Schlachtrekord erzielt. Das sei auch nötig, da die Erzeuger angesichts stetig fallender Preise vermehrt ablieferten und das Lebendangebot sehr groß sei. Zudem stehe am Dienstag (8.12.) ein nationaler Feiertag an, was die Schlachtaktivitäten schmälere, auch wenn einige Betriebe weiter produzierten.

Alle Marktbeteiligten seien bestrebt, vor den Weihnachtsferien den Markt zu räumen, zumal in naher Zukunft auch die Chinaexporte die klassische Winterpause einlegten. Die Notierung am Mercolleida ging am Donnerstag (3.12.) mit 2 Cent auf 1,106 Euro/kg LG nur halb so stark zurück, wie jeweils in den drei Wochen zuvor. Laut Mercolleida dürfte jedoch der Negativtrend - mit Unterbrechung in der Weihnachtszeit - bis in den Januar hinein anhalten.

EU-Durchschnittspreis unter 1,30 Euro



In der Woche zum 29. November waren noch kräftige Preisabschläge am EU-Schlachtschweinemarkt verzeichnet worden. Im Mittel der 27 Mitgliedstaaten erlösten Tiere der Handelsklasse E 129,79 Euro/100 kg SG; das waren 4,02 Euro oder 3,0 % weniger als in der Vorwoche.

Der negative Preisabstand auf das vergleichbare Vorjahresniveau ist auf 32 % angewachsen; zuletzt waren die Schlachtschweinepreise in der Gemeinschaft im April 2016 so niedrig gewesen wie jetzt. In der Berichtswoche wurde aus Belgien mit 8,9 % der größte Preisabschlag für die Erzeuger gemeldet. Die Schlachtbetriebe in den Niederlanden, Tschechien, Polen, Luxemburg und Österreich kürzten ihre Auszahlungsleistung in einer Spanne von 4,0 % bis 4,4 %.

Um jeweils rund 3 % fielen die Schlachtschweinepreise in Deutschland, Dänemark, Spanien und Portugal. In Frankreich erhielten die Mäster 2,1 % weniger Geld für ihre Tiere. Dem EU-weiten Negativtrend entzogen sich nur die Schlachtbetriebe in den skandinavischen Ländern Finnland und Schweden, wo sich die Preise mit Zuschlägen bis maximal 0,5 % gut behaupten konnten. Für Rumänien wurde sogar ein Plus von 2,9 % gemeldet.

EU-Marktpreise für SchlachtschweineBild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine
AgE
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