Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
07.09.2009 | 15:29 | Milchmarktkrise 

EU-Agrarministerrat im Zeichen der Milchmarktkrise

Wien - Beim EU-Agrarministerrat an diesen Montag in Brüssel steht die schwierige Lage am Milchmarkt im Mittelpunkt.

EU-Agrarministerrat
(c) proplanta
Die EU-Kommission wird dabei ihren im Juli präsentierten Situationsbericht zur Diskussion stellen. Zahlreiche Mitgliedstaaten vertreten die Ansicht, dass Brüssel zu wenig unternimmt, um den Milcherzeugern zu helfen. Wie es genau weitergehen soll, darüber herrscht jedoch auch unter den Ministern Uneinigkeit.Weitere Themen sind die Wettbewerbsfähigkeit der Lebensmittelindustrie, Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch, die Überwachung der Tiertransporte und die Lage auf dem Futtermittelmarkt. Österreich ist durch Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich vertreten.


Quotenfrage scheint festgefahren zu sein 

Die schwedische Ratspräsidentschaft hat das Treffen ohne größere Vorbereitung anberaumt, damit sich die Minister zum Milchbericht der EU-Kommission äußern können. Neben der Beschreibung der Marktlage, der Entwicklung der Verbraucher- und Erzeugerpreise werden in diesem Schreiben auch die ergriffenen Maßnahmen (Private Lagerhaltung für Butter, Wiedereinführung der Ausfuhrerstattungen, Interventionskäufe für Butter und Magermilchpulver) sowie deren finanzielle Auswirkungen auf den EU-Haushalt dargestellt.

Entscheidungen sind nicht zu erwarten. Vor allem die Quotenfrage scheint festgefahren zu sein. Deutschland, Frankreich, Österreich und fünf weitere EU-Mitgliedstaaten fordern in einem gemeinsamen Brief, die Quotenerhöhung um 1 % im April 2010 zu verschieben. Italien, Rumänien und die marktorientierten EU-Mitgliedstaaten bestehen hingegen auf einer Steigerung. Die Kommission hat sich ebenfalls festgelegt, den im Health Check beschlossenen Fahrplan nicht zu verlassen. Für sie bedeutet jede zeitliche Verzögerung bei den Erhöhungen gleich einen Verstoß gegen den Ausstieg aus dem Quotensystem. 


Erste vorsichtige Anzeichen für Preiserholung 

Die Kommission hat in ihrem Milchbericht den EU-Mitgliedstaaten einen Verzicht auf die Quotensaldierung unter den einzelnen Erzeugern angeboten. Das würde das Milchangebot deutlich einschränken. Da bei einzelstaatlichen Maßnahmen aber andere EU-Mitgliedstaaten die Lücke auffüllen würden, könnten sich Deutschland und Österreich nur mit einem EU-weiten Verbot der Saldierung einverstanden erklären. Die Briefunterzeichner fordern zudem eine kurzfristige Erhöhung der Interventionspreise, was jedoch wenig Aussicht auf Erfolg hat. Schon die von Italien gewünschte Interventionsmöglichkeit für Käse hat Fischer Boel weit von sich gewiesen. Die Kommissarin sieht erste Anzeichen für eine Erholung der Preise. So bekomme der neuseeländische Hersteller Fonterra für Vollmilchpulver bereits 25 % mehr als im August, berichtete etwa der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments diese Woche. 


Wettbewerbsfähigkeit des Lebensmittelsektors im Fokus 

Neben der Milch werden auch die Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch sowie ein Bericht der EU-Kommission über die Wettbewerbsfähigkeit des Lebensmittelsektors behandelt, in dem unter anderem die Margen im Einzelhandel untersucht werden sollen. Das österreichische Landwirtschaftsministerium zeigt sich im Hinblick auf dieses Schreiben der Ansicht, dass die Empfehlungen ein Übergewicht der Interessen der Verarbeitungsindustrie aufweisen. Ebenso werde unter dem Titel Innovation eine eindeutig positive Einstellung zu gentechnisch veränderten Organismen (GVO) sowie Novel Food und Novel Feed eingenommen.

Österreich bewertet jene Empfehlungen ablehnend, die Erleichterungen bei der Zulassung und dem Anbau von GVO vorsehen. Zudem seien Qualitätsaspekte nicht ausreichend berücksichtigt worden, da reine Preisvergleiche aus unterschiedlichen Gründen zu kurz griffen. Positiv bewertet werden hingegen die Förderung der Zusammenarbeit in der gesamten Lebensmittelkette sowie die Entwicklung eines europäischen Verhaltenskodexes für das gute Funktionieren der Lebensmittelkette.

Zudem haben die Minister am Montag eine lange Liste von Punkten unter dem Tagesordnungspunkt "Sonstiges" zu bewältigen. Die Niederländer wollen im Hinblick auf die geplante Revision der Tiertransportverordnung eine Satellitenüberwachung diskutieren, die ein effizientes Kontrollinstrument sei. Polen möchte wiederum die niedrigen Preise für Futtergetreide erörtern und Deutschland wird auf weitere Möglichkeiten zur Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) aufmerksam machen. Die Kommission möchte außerdem von dem WTO-Ministertreffen in Neu Delhi berichten und das Problem der Nulltoleranz für nicht zugelassene GVO beim Import von Futtermitteln ansprechen.


Quelle: Lebensministerium Österreich
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Stabile Rohmilcherzeugung in den USA

 Butter im Höhenflug

 Kritik an Einzelhandelsplänen - Sorge um Weidetierhaltung

 Mehr Rohmilch kommt nicht

  Kommentierte Artikel

 Mehr Tote bei weniger Unfällen

 Union Schuld an schwerster Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 EU-Agrarsubventionen veröffentlicht - Das sind die Top-Empfänger 2023

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?