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23.10.2009 | 09:30 | Agrarmärkte  

AMA: Milchwirtschaft kann verstärkt mit Gentechnikfreiheit punkten

Wien - "Die Signale am europäischen Milchmarkt sind derzeit wieder positiv.

AMA: Milchwirtschaft kann verstärkt mit Gentechnikfreiheit punkten
Für eine Trendwende sind aber noch weitere Maßnahmen auf EU-Ebene notwendig", erklärte am Mittwoch (21.10.) der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und Geschäftsführer der Kärntnermilch, Helmut Petschar, beim AMA-Milchforum in Pörtschach, Kärnten. Der Absatz von Milchprodukten im heimischen Handel präsentiere sich insgesamt relativ stabil, berichtete der Geschäftsführer der AMA Marketing, Stephan Mikinovic.

Er zeigte sich mit Petschar darüber einig, dass die heimischen Molkereien künftig vor allem mit Frische, Qualität und Herkunft punkten können. Nachdem im ersten Halbjahr 2010 die gesamte Palette österreichischer Milchprodukte auf kontrollierte Gentechnikfreiheit umgestellt sein wird, werde man auf den In- und Auslandsmärkten verstärkt mit diesem Merkmal zu punkten versuchen, so Petschar. 


Milchabsatz im Handel stabil - ESL-Milch gewinnt dazu 

Die im heimischen Lebensmittelhandel gekauften Mengen an Milchprodukten sind derzeit insgesamt relativ stabil, berichtete Mikinovic. Zieht man das jeweils 2. Trimester (Mai bis August) der Jahre 2008 und 2009 als Vergleichszeitraum heran, so ist sogar eine leichte Steigerung erkennbar. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Konsummilch (Trinkmilcherzeugnisse inklusive Joghurt und Sauermilch) war im Jahr 2008 mit 80,4 kg so hoch wie nie zuvor. Allerdings hat es in diesem Segment deutliche Verschiebungen gegeben: Die klassische Frischmilch verliert seit Jahren, ihr Anteil ist auf 49 % gesunken, im europäischen Vergleich ist er aber immer noch sehr hoch. Klarer Sieger in diesem Match ist die länger haltbare ESL-Milch, die schon fast ein Drittel des Gesamtmarktes (32 %) ausmacht. Leicht erholt hat sich mit einem Marktanteil von 19 % die Haltbarmilch. Die österreichischen Konsumenten geben jährlich pro Kopf im Schnitt EUR 39,- im Handel für Trinkmilch aus. An der Spitze im Bundesländervergleich liegen dabei die Kärntner mit mehr als EUR 45,-. 


Käse-Konsum steigt wieder 

Erfreulich ist laut Mikinovic, dass der Käse-Konsum wieder steigt: Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 19,4 kg im Jahr 2008 hat sich dieser Wert schon fast dem Rekord von 2003 (19,5 kg) angenähert. "Dieser Trend hält an, im 2. Trimester 2009 wurde klar mehr Käse verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Rund EUR 73,- gibt ein Österreicher dafür aus, die Tiroler liegen mit fast EUR 84,- an der Spitze", erläuterte der Marketingexperte. 


Frische und Herkunft bleiben wichtigste Kaufargumente 

Damit sich die österreichische Milchwirtschaft auf den immer härter umkämpften In- und Auslandsmärkten weiterhin gut behaupten könne, müsse sie sich mehr denn je auf ihre Stärken konzentrieren, waren sich Mikinovic und Petschar einig: "Der günstige Preis ist zwar für jeden zweiten Konsumenten ein wichtiges Kaufargument, aber bei Weitem nicht das einzige. In einer Fessl-GfK-Umfrage vom November 2008 haben 73 % der Befragten die Frische der Ware als oberstes Kriterium genannt, gefolgt von der heimischen Herkunft mit 64 %", berichtete Mikinovic. Als drittes wesentliches Kaufkriterium könne die kontrollierte Gentechnikfreiheit zu einem Wettbewerbsvorteil der heimischen Molkereien - insbesondere auch auf den Auslandsmärkten - werden, unterstrich Petschar. Hier verfüge Österreich in Europa gewissermaßen über ein Alleinstellungsmerkmal. 


Statt ständiger Preisdiskussionen mehr über Wert der Milchprodukte reden 

Petschar, der vor Kurzem zum neuen VÖM-Präsidenten gewählt wurde, sieht die kompromisslose Fortführung der österreichischen Qualitätsstrategie als richtiges Zukunftskonzept für die Molkereien. "Wir haben in Österreich dazu die Voraussetzungen mit unserer kleinteiligen, bäuerlichen Landwirtschaft. Unsere lückenlose Nachvollziehbarkeit und Kontrolle garantieren, dass wir den heimischen Konsumenten die besten Produkte anbieten können", so Petschar. Die hohe österreichische Qualität und die schwierigen Produktionsstrukturen in der heimischen Landwirtschaft bedingten natürlich auch höhere Kosten. Daher seien "ständige Preisvergleiche mit billigen Diskont-Lebensmitteln aus dem Ausland, die keinesfalls unseren hohen Qualitätsstandards genügen, nicht zielführend und gefährden auch heimische Wertschöpfung und Arbeitsplätze", warnte Petschar. An den Handel appellierte er, diese Qualitätsstrategie mitzutragen und sich - weg von einer reinen Preisdiskussion - mehr auf das Hervorheben der Werte heimischer Milchprodukte zu konzentrieren. 


Strategie hat sich im Ausland bewährt 

"Mit unseren hohen Qualitätsstandards ist es der österreichischen Milchwirtschaft auch gelungen, die Wirtschaftskrise besser zu meistern als viele andere Länder. Dies zeigen auch die Exportzahlen des abgelaufenen Jahres, wo die Ausfuhren mit EUR 931 Mio. und der positive Außenhandelssaldo von EUR 398 Mio. bei einem Exportanteil von 44% weiter gesteigert werden konnten", gab Petschar zu bedenken. Dabei setze die Branche vor allem auf den Export von konsumfertigen Produkten, der Anteil an Verarbeitungsmilch sei stark gesunken. 


Aufschwung durch weitere Marktentlastung ermöglichen

Dass es nunmehr Anzeichen für eine Erholung des internationalen Milchmarktes gebe, sei erfreulich. Nun müsse es gelingen, diese positive Entwicklung gezielt zu unterstützen, damit auch für die Milchbauern wieder höhere Preise erlöst werden können. Von der EU-Kommission erwarte er, dass sie Maßnahmen zur Marktentlastung konsequent fortführt, sagte Petschar. Als Beispiele nannte er die Intervention, den verstärkten Einsatz von Milchprodukten in der Lebensmittelverarbeitung und in der Futtermittelwirtschaft sowie die Exporterstattungen. Eine verbesserte Produktkennzeichnung solle außerdem den Trend Richtung Imitationsprodukte wie etwa Analogkäse bremsen.


Quelle: Lebensministerium Österreich
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