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20.03.2013 | 09:02 | Getreidemarkt 

Gute Getreideernte erwartet

Bonn - In allen wichtigen Anbauregionen der Welt entwickeln sich die Getreidepflanzen gut.

Getreidehandel
(c) proplanta
Die Welternährungsorganisation FAO und das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA rechnen deshalb in diesem Jahr mit deutlich höheren Erntemengen als im laufenden Wirtschaftsjahr 2012/2013. „Die positiven Ernteschätzungen sorgen für fallende Kurse an den Börsen", erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA), Bruno Fehse. Weil die Pflanzen gut durch den Winter gekommen seien, könne man zurzeit auch in der EU und in Deutschland mit höheren Erträgen rechnen, ergänzte Konrad Weiterer, Vorsitzender des BVA-Getreideausschusses. Sollten sich die aktuellen Prognosen bestätigen, müssten sich die Landwirte im Sommer auf niedrigere Erzeugerpreise als im Vorjahr einrichten.

Die Vermarktung der Ernte 2012 sei weit fortgeschritten. Die Landwirte hätten das hohe Preisniveau im Sommer 2012 genutzt und den Großteil ihrer Produktion verkauft. Gehandelt werde zurzeit relativ wenig Ware, weil die Mühlen und Mischfutterwerke noch gut versorgt seien und die Landwirte die weitere Marktentwicklung abwarten. Wegen des niedrigen Preisniveaus in den USA, günstiger Frachtraten und des starken Euros seien auch Weizenimporte aus Nordamerika interessant, um den Inlandsbedarf bis zur Ernte zu decken. „Dies zeigt, dass der Einfluss des Weltmarktes und der Wechselkurse auf die Preise in Deutschland sehr groß ist", betonte Konrad Weiterer. Der Getreidemarkt spiegele sich in einer lokalen Produktion und einer globalen Vermarktung.

Preissprünge nach oben erwartet der Händler vorläufig nicht. Der gegenüber dem Dollar starke Euro wirke sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit des EU-Weizens aus. Trotzdem lägen die voraussichtlichen Weizenexporte aus der EU mit 14,9 Mio. Tonnen auf einem hohen Niveau. Russland, die Ukraine und Kasachstan hätten ihre Exporte weitgehend abgewickelt. In Großbritannien, Nordafrika und im Iran bestehe aber noch Bedarf an weiteren Einfuhren.

Im Futter für Rinder, Schweine und Geflügel werde Weizen durch Mais ersetzt. Um den Bedarf decken zu können, müsse die EU rund 9 Mio. Tonnen Mais importieren. Die USA und Südamerika fallen als Lieferländer aufgrund der bekannten GVO- Problematik quasi aus, verstärkt wird daher aus Russland, Ukraine und Südosteuropa importiert. Der Markt ist international und reagiert schnell.

Der aktuelle Fall von mit Aflatoxin belastetem Mais aus Serbien zeige, dass die gesamte Wertschöpfungskette in der Lebensmittelproduktion eine hohe Verantwortung trage, betonte Bruno Fehse. So werde ein risikoorientiertes Qualitätsmanagement beim Erfassungshandel schon lange praktiziert. Wenn durch witterungsbedingte Einflüsse mit einem erhöhten Pilzbefall im Getreide zu rechnen sei, beprobe der Handel die Körner schon vor der Ernte auf dem Feld. Um Grenzwertüberschreitungen von Pilzgiften wie Mykotoxinen zu verhindern, würden zusätzliche Analysen des angelieferten Getreides vorgenommen.

Kritisch beurteilt der BVA die geplante Transaktionssteuer. Die Akteure auf den Agrarmärkten seien auf die Börsen angewiesen, um ihre Risiken absichern zu können, betonte Bruno Fehse. Die Preise an den Börsen würden nicht von Spekulanten gemacht, sondern spiegelten die fundamentalen Daten wieder. Für alle Marktbeteiligten schafften die Börsen Markttransparenz. Als Ersterfasser landwirtschaftlicher Produkte, Vorlieferant für die verarbeitende Industrie und Exporteur ist der Agrarhandel täglich gefordert, Rohstoffe zum Marktpreis aufzukaufen, betonte Bruno Fehse.

Landhändler haben Strategien entwickelt, um sich gegen die Preisschwankungen abzusichern. Dies erfolgt unter anderem durch Sicherungsgeschäfte an den Warenterminbörsen. Die geplante Transaktionssteuer für Warentermingeschäfte von 0,01 Prozent sei für die Landhändler, Mühlen und Mischfutterhersteller eine zusätzliche Belastung. Für ein mittelständisches Landhandelsunternehmen summiere sich der klein erscheinende prozentuale Betrag im Jahr auf rund 30.000 Euro, ergänzte Konrad Weiterer.

Wie auch in der Landwirtschaft schreite der Strukturwandel in der vor- und nachgelagerten Wirtschaft weiter voran. Um jährlich durchschnittlich drei Prozent sei die Zahl der Landhandelsunternehmen in den vergangenen Jahren zurückgegangen, berichtete Bruno Fehse. Fusionen im Genossenschaftssektor und bei international agierenden Konzernen sehe der BVA gelassen. Der mittelständische private Landhandel werde seine starke Position in der Fläche erhalten können, ist sich der Präsident sicher. Landwirte und Verarbeiter schätzen die Vielfalt der Marktpartner und den daraus resultierenden Wettbewerb. (bva)
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