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18.09.2013 | 12:30 | Wilderei 

Österreich: Schwerbewaffneter Wilderer verkohlt im Keller gefunden

Melk/Wien - Der Jäger und mutmaßliche Wilderer, der in Österreich vier Menschen erschossen haben soll, ist vermutlich tot.

Schwerbewaffneter Wilderer
(c) proplanta
Bei der Stürmung seines Hauses fanden die Einsatzkräfte in einem geheimen Keller eine brennende Leiche. Es spreche einiges dafür, dass es sich um den Gesuchten handle, sagte Polizeisprecher Roland Scherscher in der Nacht zum Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.

Da der gegen Mitternacht im niederösterreichischen Bezirk Melk gefundene Körper verkohlt sei, könne nur eine DNA-Analyse Klarheit über die Identität des Toten bringen. Dies könne einige Tage dauern, sagte Scherscher. Die Suche nach einem möglicherweise flüchtigen Täter sei nicht geplant. «Wir sind froh, dass wir den Einsatz nach 24 Stunden beenden konnten», sagte Scherscher.

Neben der Leiche im Keller hinter einer Geheimtür fanden die Beamten auch Hinweise auf weitere Straftaten, wie ein Sprecher am Mittwoch sagte. Was in dem Kellerversteck war und um welche Straftaten es sich handeln könnte, wollte er nicht sagen. Es liefen aber Ermittlungen, weil der Mann vor der Tat versucht haben soll, einen Jäger zu ermorden, so der Sprecher.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft St Pölten ging es um eine Messerattacke im Jahr 2011. Ob es sich bei den im Keller gefundenen Hinweisen um diesen Fall oder Wilderei handelt, sagte er nicht.

Der Jäger und mutmaßliche Wilderer Alois H. hatte laut den Ermittlern in der Nacht zu Dienstag drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens erschossen, um seiner Festnahme zu entgehen. Die Polizei hatte zuvor in einem Wald bei Annaberg eine Straßensperre errichtet, um einen seit Jahren gesuchten Wilderer endlich zu stellen. Alois H. durchbrach die Sperre und eröffnete sofort das Feuer.

Nach seiner Flucht verschanzte er sich schwer bewaffnet auf seinem Bauernhof in Großpriel bei Melk. Die Polizei belagerte ihn den Dienstag über mit Hunderten Einsatzkräften, das Militär half mit Panzern. Am späten Nachmittag soll als letztes Lebenszeichen ein Schuss zu hören gewesen sein, berichtete die Polizei. Gegen Abend begannen die Beamten mit der Stürmung und Durchsuchung des Anwesens, was Stunden dauerte.

Brutale Wilderei



Nach Angaben des Innenministeriums kam es in der Gegend immer wieder zu schweren Fällen von brutaler Wilderei. Ein Unbekannter soll aus einem fahrenden Wagen immer wieder Hirsche erschossen und ihnen dann den Kopf abgetrennt haben. Die Körper der Tiere ließ er liegen. Eine Spezialeinheit der Polizei sollte den Tierquäler fassen.

Der Täter durchbrach in der Nacht zum Dienstag mit seinem Wagen eine Straßensperre und eröffnete sofort das Feuer. Er traf einen Beamten der Sondereinheit Cobra, der später im Krankenhaus starb.

Der Täter verließ seinen kaputten Wagen und versteckte sich im Wald. Als ein Rettungswagen für den Verletzten eintraf, eröffnete er erneut das Feuer. Der Fahrer des Rettungswagens wurde tödlich getroffen, der zweite Cobra-Beamte verletzt.

Auf der Flucht zu Fuß kaperte der Jäger einen Streifenwagen, erschoss einen darin sitzenden Polizisten. Ob er dessen Kollegen als Geisel nimmt oder direkt erschoss, war zunächst unklar. Der Mann wurde später tot im Wagen in einer Scheune seines Hauses gefunden. Mit dem Streifenwagen flüchtete der Schütze zu seinem Bauernhof im rund 70 Kilometer entfernten Großpriel bei Melk. Seither hielt er sich dort verschanzt und eröffnete immer wieder das Feuer.

Nähere Angaben zu den drei getöteten Polizisten machten die Ermittler nicht. Klar war nur, dass es sich bei dem tödlich verwundeten Sanitäter um einen 70-jährigen Einheimischen gehandelt hat, der seit Jahrzehnten für das Rote Kreuz tätig war. Die anderen Opfer waren nach Polizeiangaben Väter mittleren Alters.

Österreich erschüttert über Gräueltat



Nach Berichten österreichischer Medien gilt der Täter als Waffennarr, der auch Handgranaten besitzen soll. Da der Mann eine Langfeuerwaffe besitze, habe man das Gebiet um das Haus weiträumig absperren müssen. Nachbarn wurden aus ihren Häusern geholt, sagte ein Polizeisprecher. Berichte, wonach auch Kinder in dem Haus sein sollten, träfen nicht zu.

Österreich reagierte erschüttert auf die Tat: Das österreichische Parlament gedachte der Opfer in einer Schweigeminute. Das Bundesland Niederösterreich ordnete Trauerbeflaggung an. «Mein volles Mitgefühl und meine tief empfundene Anteilnahme gilt in diesen Stunden den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen der zu Tode gekommenen Einsatzkräfte», sagte Bundeskanzler Werner Faymann. Auch Politiker aller anderen Parteien zeigten sich betroffen. (dpa)
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