Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
13.03.2014 | 09:15 | Fachkräftemangel 

Arbeitspotenziale besser ausschöpfen

Berlin - Die Bundesregierung will die Arbeitspotenziale bei Frauen, älteren Menschen und Migranten besser ausschöpfen, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen.

Fachkräftemangel in der Landwirtschaft
(c) proplanta
Ärzte und Informatiker sind ebenso betroffen wie Altenpfleger, Elektrotechniker und Klempner: In 20 Berufsgruppen fehlen bereits heute Fachkräfte. Die Bundesregierung will diesem Mangel nun begegnen, indem sie die Berufschancen von Frauen verbessert. Die Hälfte der Frauen arbeite - häufig gegen ihren Wunsch - in Teilzeit, sagte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Mittwoch in Berlin. «Und deshalb wollen wir ein Recht auf Rückkehr in Vollzeit schaffen.» Details, wie das umgesetzt werden soll, nannte sie nicht.

Nahles erläuterte, viele Frauen wünschten sich mehr Arbeitsstunden - nicht immer volle 38,5 Stunden, aber mehr als 20 auf jeden Fall. Insbesondere bei Frauen mit Migrationshintergrund schlummere noch großes Potenzial, sagte sie bei der Vorstellung des zweiten Fortschrittsberichts zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung.

Dem Bericht nach liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Frauen in Teilzeit bei 18,6 Stunden. Im EU-Vergleich weise nur Portugal (16,4 Stunden) einen niedrigeren Wert auf. Fast jede sechste Frau gebe an, dass sie keinen anderen Arbeitsplatz finden konnte. Etwa jede fünfte Mutter wolle mehr arbeiten.

Mit dem ebenfalls vom Kabinett verabschiedeten Haushalt stehen nach den Worten der Ministerin jetzt wieder 140 Millionen Euro zur Anwerbung junger ausländische Arbeitskräfte zur Verfügung. Diese jungen Menschen seien bisher vor allem aus Spanien gekommen, aber auch aus anderen Ländern.

Den Vorwurf der Wirtschaft, ihre Rente mit 63 bei 45 Beitragsjahren könnte bis zu 50 000 ältere Arbeitnehmer dazu verleiten, sich früher zur Ruhe zu setzen, wies Nahles zurück. Dieses Rentenalter werde stufenweise wieder auf 65 angehoben. Im übrigen sei künftig nicht mehr die entscheide Frage, wann man in Rente gehe, sondern wie das Älterwerden organisiert werde. Hier seien flexible Arbeitszeitmodelle gefragt.

DIHK-Präsident Eric Schweitzer gab bei dem gemeinsamen Auftritt mit Nahles der Hoffnung Ausdruck, dass die Gesetzesvorlage zur Rente mit 63 noch geändert werde. Nach seinen Worten ist der Fachkräftemangel neben der Energiewende zentrales Thema der Wirtschaft. Bis etwa 2020 würden nach derzeitigen Berechnungen sechs Millionen Arbeitskräfte fehlen, davon 1,5 Millionen Facharbeiter und nur 150.000 Ingenieure.

Nach monatelangen Diskussionen um einen leichteren Zugang zu reglementierten Berufen in den Mitgliedsstaaten gab ein hochrangiger Vertreter der EU-Kommission indes Entwarnung: Am Meisterbrief für qualifizierte Handwerker solle nicht gerüttelt werden. Der Erfolg des deutschen Modells spreche für sich, sagte EU-Generaldirektor Daniel Calleja Crespo am Mittwoch auf der Handwerksmesse in München. «Der Meisterbrief ist eine der Säulen der deutschen Wirtschaft.»

Die Überlegungen der EU zielten darauf, durch flexiblere Möglichkeiten den Berufszugang zu lockern. Dabei ging es ihr auch darum, den Fachkräftemangel und Arbeitslosigkeit anzugehen. Das hatte in Deutschland Sorgen vor einer Aushöhlung des Meisterbriefs genährt. Das deutsche Handwerk pocht darauf, dass der Meisterbrief Voraussetzung bleibt, um sich in bestimmten Handwerksberufen wie Dachdecker, Bäcker oder Fleischer selbstständig zu machen. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Zahl der Beschäftigten in Thüringer Landwirtschaft gesunken

 Es reicht halt nicht - Industrie unzufrieden mit der Ampel

 Kopfschütteln über Unions-Blockade beim Wachstumspaket

 Arbeitgeberpräsident sieht wachsendes Misstrauen in Unternehmer

 Positionen zum Wachstumspaket vor Vermittlungsausschuss verhärtet

  Kommentierte Artikel

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein