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29.01.2010 | 14:49 | Studentenvermittlung  

Auslandspraktikum als Chance

Zürich - In Zürich findet derzeit die jährliche General Conference der Studentenvermittlungsorganisation IAESTE statt.

Auslandspraktikum
(c) proplanta
Diese wäre nicht möglich, wenn sich nicht jedes Jahr Unternehmen finden würden, die eine Trainee-Stelle anbieten. Was die Anstellung eines Ausland-Praktikanten für den einzelnen Betrieb heisst, zeigt das Beispiel Interact Consulting.

Es schneit heftig an diesem Montagmorgen in Zürich. Für einige der Delegierten aus 85 Ländern dürfte es der erste Schnee in ihrem Leben sein. Viel Zeit, ihn zu geniessen, bleibt aber nicht. An der Jahreskonferenz der International Association for Exchange of Students for Technical Experience (IAESTE) tauschen sie derzeit Praktikumsstellen aus und stimmen über Projekte und Richtlinien der Zusammenarbeit ab (vgl. Kasten). Ausgerichtet wird die diesjährige IAESTE-Konferenz von der Sektion Schweiz im Zürcher Technopark.

Die internationale Organisation, bei deren Gründung die ETH beteiligt war, vermittelt seit 62 Jahren Studierende an Unternehmen. Vergangenes Jahr absolvierten 56 Studierende der ETH Zürich auf diesem Weg ein Praktikum. Sie alle hatten sich zuvor auf Stellen beworben, die IAESTE jeweils im Januar auf ihrer Stellenbörse im Netz ausschreibt. Ein halbes Jahr später sassen sie im Flieger Richtung Ausland.


Glück oder Pech

Ein Unternehmen, das solche Trainee-Stellen in der Schweiz anbietet, ist Interact Consulting. Der Informatikbetrieb, der Daten in Papierform (zum Beispiel solche aus Fragebögen einer Volkszählung) digital aufbereitet, beschäftigt seit dem Jahr 2000 IAESTE-Praktikanten. Weil sich das Unternehmen in den letzten Jahren stark spezialisiert hat, verzichtet es seit längerem auf die Ausbildung von Lehrlingen. Dies ist laut dem Entwicklungsleiter und IAESTE-Verantwortlichen im Betrieb, Adrian Keller, auch mit ein Grund für eine Teilnahme am Austauschprogramm: «Wenn wir schon nichts für die Lehrlinge tun, so doch zumindest etwas für die Studenten.»

Bislang hat der Informatikbetrieb drei Trainees beschäftigt: aus Sri Lanka, China und Armenien. Dies mit unterschiedlichem Ergebnis. Vom Können der srilankischen und chinesischen Studenten war man positiv überrascht. Ersterer habe den Karren einige Male aus dem Dreck gezogen, so Keller. Interact Consulting hätte ihn angestellt, wenn eine Arbeitsbewilligung für einen Srilankesen nicht ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Die Beschäftigung der armenischen Studentin erwies sich da schon problematischer. «Sie sprach kein Wort Englisch. Das war sehr schwierig», so der Entwicklungsleiter. Eine Konversation sei überhaupt nur möglich gewesen, weil zwei Mitarbeitende russisch sprechen. Er vergleicht das Risiko für das Unternehmen daher mit einem Lottospiel: «Entweder man hat Glück oder Pech.»


Kulturschock inbegriffen

Für einen Trainee ist ein Auslandaufenthalt selten einfach. Die fremde Kultur macht besonders dann zu schaffen, wenn er nicht aus einem westlichen Land stammt. Es braucht Zeit, bis sich ein Chinese oder Afrikaner an das andersartige Essen, die hohen Preise und die neuen Arbeitszeiten in der Schweiz gewöhnt hat. Das fiel auch Keller auf. Der chinesische Student verliess abends nie vor ihm das Büro. Das änderte sich erst, als man ihm erklärte, dass man in der Schweiz meistens nach acht Arbeitsstunden in den Feierabend geht. Die Betreuung erfordert Einfühlungsvermögen und Verständnis von Seiten des Arbeitgebers. Das sieht man auch bei Interact Consulting so: «Wir wollen niemanden überfordern», so der Entwicklungsleiter. Am Anfang gibt man dem Trainee eine einfache Arbeit. Damit die Verantwortlichen sehen, wo er oder sie steht. Je mehr Können jemand zeigt, umso anspruchsvoller sind dann jeweils die Projekte, die ihm zugeteilt werden.


Wichtige Erfahrungen für alle Beteiligten

Dass ein Auslandaufenthalt ein Wurf ins kalte Wasser ist, weiss Keller aus eigener Erfahrung. Als Elektrotechnikstudent der ETH Zürich war er selbst zwei Male als IAESTE-Praktikant unterwegs. Ihn zog es damals in den Norden nach Island und Finnland. Letzteres brachte ihn auf den Geschmack seines heutigen Berufes: Er entwickelte Webseiten für Coca Cola und dergleichen – reine Informatikarbeit. Rückblickend beurteilt er die Erfahrungen von damals als wichtig: «An der Uni oder ETH ist man in einer geschützten Werkstatt. Es tut gut, mal raus zu kommen und zu spüren, wie das wahre Arbeitsleben ist.»

Wichtig für ein Unternehmen ist laut Keller, dass der Trainee Englisch spricht und auch arbeiten will. Dies sieht er als Grundvoraussetzung. Andernfalls verlören die Mitarbeitenden das Interesse an ihm. Und das wäre für beide Seiten ein Verlust: Der Praktikant, der sich sonst schon in einer fremden Umgebung zurecht finden muss, verliert seinen Halt und die Angestellten lernen wenig bis gar nichts über die neue, andere Kultur.


Quelle: ETH Life - Das Online-Magazin der ETH Zürich, Rebecca Wyss, 29.01.2010
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