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13.05.2010 | 16:30 | Überstunden 

Langzeitstudie: Überstunden sind nicht gut fürs Herz

London/Oxford - Wer Überstunden macht, wird schneller herzkrank.

Langzeitstudie: Überstunden sind nicht gut fürs Herz
(c) proplanta
Das bestätigt eine Langzeitstudie mit rund 6.000 Menschen. Angestellte, die drei bis vier Überstunden am Tag machten, hatten demnach ein um 60 Prozent erhöhtes Risiko, an einem Herzkranzgefäßleiden zu erkranken. Dazu zählten die Wissenschaftler Herzinfarkte und die auch Brustenge genannte Angina pectoris. Die Daten der Forscher um Mika Kivimäki und Marianna Virtanen stammen aus einer Langzeitstudie namens Whitehall II, bei der die Gesundheit von Angestellten der britischen Behörden untersucht wird. Sie werden im Fachjournal «European Heart Journal» veröffentlicht.

Die Wissenschaftler nennen eine Reihe möglicher Gründe für ihre Ergebnisse: Überstunden würden von einem bestimmten Typ Mensch gemacht, der viel mit anderen konkurriere und angespannt sei. Zu viel Zeit im Büro könne aber auch zu Depressionen, Ängsten, zu wenig Erholung vor dem Schlafen und insgesamt zu wenig Schlaf führen ­ Faktoren, die als begünstigend für Herzkrankheiten gelten. Menschen mit Hang zu Überstunden seien zudem möglicherweise jene, die auch bei Krankheit im Büro auftauchten. Nach Angaben der Autoren wurde der Zusammenhang zwischen Überstunden und Herzproblemen unabhängig von Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder erhöhten Blutfettwerten hergestellt. Virtanen und Kollegen stellten auch die Vermutung an, dass Menschen mit größerem Entscheidungsspielraum im Job trotz Überstunden kein höheres Risiko für eine Herzkranzgefäßerkrankung haben.

Die Epidemiologen betonen jedoch, dass noch mehr Forschung nötig sei, um einen direkten Zusammenhang zwischen Überstunden und Herzleiden eindeutig zu belegen. So sei zum Beispiel nicht klar, ob das Risiko für eine Koronare Herzkrankheit sinke, wenn ein Angestellter wieder früher nach Hause gehe. Sie weisen auch darauf hin, dass bei der Studie keine Handwerker oder Arbeiter (blue collar workers) sowie Angestellte bei privaten Unternehmen mitmachen. Die Studie Whitehall II begann 1985 in London und bezieht mehr als 10.000 Angestellte von britischen Behörden ein. Seit Anfang der 90er Jahre wurde auch nach der Zahl der Arbeitsstunden am Tag gefragt. Die aktuellen Ergebnisse aus dem «European Heart Journal» beziehen sich auf 4.262 Männer und 1.752 Frauen im Alter von 39 bis 61 Jahren.

Von 6.014 für die neue Studie untersuchten Teilnehmern erkrankten in einem Zeitraum von durchschnittlich elf Jahren 369 Menschen an einem Herzinfarkt beziehungsweise starben daran, oder sie litten an Angina pectoris. Bei dieser Krankheit wird das Herz schlecht durchblutet und es kommt zu einem Engegefühl in der Brust sowie Herzschmerzen. Nach Berücksichtigung unter anderem des Alters, des Geschlechts und bestimmter Risikofaktoren fanden Virtanen und Kollegen heraus, dass Angestellte mit elf bis zwölf Arbeitsstunden pro Tag ein 60 Prozent höheres Risiko für eine Herzkrankheit hatten.

An dieser Auswertung der Whitehall-II-Studie waren Forscher aus Finnland, Frankreich und Großbritannien beteiligt. Die Epidemiologen Marianna Virtanen und Miki Kivimäki arbeiten am Finnischen Institut für Arbeitsmedizin in Helsinki. Kivimäki zudem am University College in London. (dpa)
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