Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
07.06.2014 | 06:27 | Wirbelsturm-Bezeichnung 

Weibliche Stürme sind gefährlicher

Champaign - Hurrikane mit einem weiblichen Namen fordern mehr Todesopfer als solche mit einem männlichen Namen.

Sturmfolgen
(c) proplanta
Vermutlich würden sie von der Bevölkerung als weniger bedrohlich wahrgenommen, schreiben Forscher in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Die Menschen seien infolgedessen weniger bereit, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und zum Beispiel Evakuierungsempfehlungen zu folgen. Das System der Namensgebung sollte überdacht werden, raten die Wissenschaftler.

Lange Zeit bekamen Hurrikane in den USA nur weibliche Namen. Meteorologen damals hielten das aufgrund der launischen Natur der Wirbelstürme für angemessen, berichten Kiju Jung von der Universität von Illinois in Urbana-Champaign (Champaign/US-Staat Illinois) und seine Mitarbeiter.

In den 1970er Jahren wurde diese Praxis geändert. Seitdem bekommen Hurrikane abwechselnd weibliche und männliche Namen von einer bereits vor der Hurrikan-Saison festgelegten Liste.

Die Wissenschaftler analysierten nun in ihrer Studie, ob es einen Zusammenhang zwischen Namensgebung und der Zahl der Todesfälle durch Hurrikane gibt. Sie werteten insgesamt 92 atlantische Hurrikane aus, die zwischen 1950 und 2012 in den USA auf Land getroffen waren. Zwei Stürme schlossen sie wegen ihrer besonderen Stärke aus: Hurrikan «Katrina» aus dem Jahr 2005 und «Audrey» aus dem Jahr 1957.

Tatsächlich fanden die Forscher, dass schwere Hurrikane mit einem weiblichen Namen eine höhere Zahl von Todesopfern zur Folge haben als solche mit einem Männernamen. In weiterführenden Experimenten befragten die Forscher Testpersonen, um mehr über die Gründe für diesen zunächst merkwürdig erscheinenden Zusammenhang herauszufinden.

Die Befragten sollten zum Beispiel die Intensität oder Gefährlichkeit von fünf weiblichen und fünf männlichen Hurrikanen vorhersagen oder angeben, bei welchem Sturmszenario sie einer Evakuierungsempfehlung folgen würden.

Die Tendenz war in allen Experimenten gleich: Hurrikane mit einem Frauennamen wurden als weniger gefährlich angesehen und folglich waren die Testpersonen weniger bereit, sich selbst in Sicherheit zu bringen oder andere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. «Alexander» wurde zum Beispiel als bedrohlicher empfunden als «Alexandra».

«Bei der Beurteilung der Sturmintensität scheinen die Leute ihre Vorstellungen davon zugrundezulegen, wie sich Männer und Frauen verhalten», erläutert Sharon Shavitt, eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen. «Das führt dazu, dass weibliche Hurrikane, vor allem die mit sehr weiblichen Namen wie "Belle" oder "Cindy", sanfter und weniger heftig erscheinen.» Die Stereotype, die dieser Einschätzung zugrunde liegen, seien subtil und nicht zwangsläufig feindselig gegenüber Frauen, erklärt die Wissenschaftlerin weiter.

Die Forscher fanden weiter heraus, dass die Einschätzung eines Sturms nicht mit den allgemeinen Ansichten eines Befragten über Geschlechterrollen in Verbindung stand. Auch solche Personen, die Stereotype grundsätzlich ablehnten, beurteilten Hurrikane mit Frauennamen als milder. Entscheidungsträger sollten daher darüber nachdenken, das System der Namensgebung zu ändern. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Extremwetter machen Küstenüberwachung künftig wichtiger

 Sturmböen und Gewitter erwartet

 Unwetter treffen Finanzkonzern W&W deutlich - Gewinnaussichten mau

 In Deutschland steigt das Hagelrisiko

 SV Sparkassenversicherung zahlt deutlich mehr für Unwetterschäden

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte