An den Küsten und im Bergland seien sogar orkanartige Böen möglich, teilte der Deutsche Wetterdienst (
DWD) am Sonntag in Offenbach mit. «Elon» und «Felix» hatten am Wochenende in Europa zum Teil erhebliche Schäden angerichtet und vielerorts den Bahnverkehr lahmgelegt. Bei Unfällen gab es Tote und Verletzte.
Allein auf der Autobahn 1 in Schleswig-Holstein kam es am Sonntag zu mehr als einem Dutzend Unfällen. Besonders schwer waren zwei Unfälle, bei denen eine Frau getötet und acht Menschen verletzt wurden, einige von ihnen lebensgefährlich. So gerieten in der Nähe von Lübeck zwei Autos in einem Hagelschauer ins Schleudern und stießen zusammen. Eine 49-Jährige starb dabei, ihr 13-jähriger Sohn wurde verletzt.
Bei Starkregen verunglückte am Samstag der Fußball-Profi Junior Malanda vom VfL Wolfsburg auf einer Autobahn in Nordrhein-Westfalen; er wurde aus dem Auto geschleudert und starb. In Brandenburg erlitten am Wochenende drei Menschen - ein Fußgänger und zwei Autoinsassen - durch umstürzende Bäume schwere Verletzungen. In mehreren Regionen Deutschlands kamen Fahrzeuge durch Böen von der Straße ab oder kippten um.
Auf dem Rhein zwischen Wiesbaden und Mainz verunglückten 30 Ruderer. Sie kenterten mit ihren Booten und stürzten ins eiskalte Wasser. Ursache des Unfalls sollen der starke Wellengang und die hohe Fließgeschwindigkeit gewesen sein. «Für die Verunglückten und Retter bestand Lebensgefahr», hieß es von der Feuerwehr.
Die Bahnreisenden hatte es am Samstag im Norden und Westen Deutschlands besonders schlimm getroffen - viele Hauptrouten waren gesperrt. Am Sonntag fuhren die meisten Züge wieder nach Plan.
«Wir hatten Ausnahmezustand», sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Sonntag in Berlin. Der Sturm hatte in der Hauptstadt Dächer abgedeckt und zahlreiche Bäume umgerissen. So kam es auch zu zwei S-Bahn-Unfällen. In vielen Bundesländern flogen schlecht gesicherte Gegenstände durch die Gegend - vom Trampolin bis zur Couch. Auch ausgediente Weihnachtsbäume waren dabei, die am Straßenrand auf den Abtransport gewartet hatten.
Die Sturmfluten an der Nordseeküste gingen glimpflich aus. An der Südspitze der Insel Sylt entstanden in der Nacht zu Sonntag auf einer Länge von 500 Metern Abbrüche an Randdünen. Bayern meldete einige
Überschwemmungen bei Tauwetter. Das traditionelle Dresdner Neujahrsschwimmen, bei dem sich jedes Jahr Wagemutige in die Elbe stürzen, wurde wegen des steigenden Elbepegels abgesagt.
Die Temperaturen sollen den Prognosen zufolge in den nächsten Tagen Achterbahn fahren. Am Samstag wurde laut DWD ein neuer bundesweiter Januar-Temperaturrekord gemessen. Im bayerischen Piding nahe Österreich waren es frühlingshafte 20,5 Grad.
Besonders schlimm traf der Winter den Nahen Osten: Ein Sturm brachte am Samstag neuen Schnee nach Jerusalem. Im südlichen Gazastreifen erfroren nach Medienberichten zwei Babys. Im Libanon starben vier Gastarbeiter aus Bangladesch nach einem Schneesturm. Die Männer hätten in kalter Unterkunft im nordlibanesischen Dunnija geschlafen, meldete die libanesische Nachrichtenagentur NNA. Das eisige Wetter setzt vor allem den mehr als eine Million syrischen Flüchtlingen zu. Schneefall in Jordanien verzögerte am Sonntag bei einem Zwischenstopp die Irak-Reise von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Stürme wüteten auch in anderen Ländern: In Polen wurden mindestens zwölf Menschen verletzt. Wie der TV-Sender TVN24 berichtete, waren darunter zwei Feuerwehrleute. Mehr als 200.000 Haushalte waren am Sonntag ohne Strom. Die Stürme rissen auch in den Nachbarländern Tschechien und Slowakei Dächer von den Häusern und ließen Bäume auf Straßen und Eisenbahnverbindungen stürzen. In allen drei Ländern wurde vor
Hochwasser gewarnt.
Im britischen Seebad Brighton ging eine Mutprobe in stürmischer See tödlich aus. Die Polizei bestätigte am Sonntag, dass zwei Leichen gefunden wurden. Die Opfer zählten zu einer Gruppe von fünf Briten, die am späten Freitagabend bei stürmischem Wetter an den Strand gegangen waren. Einer von ihnen wurde zur Mutprobe aufgefordert, sich an den Meeresrand zu stellen, und wurde sofort von einer großen Welle erfasst. Ein Freund ertrank beim Rettungsversuch.
Im dänischen Aalborg stürzte die Giebelwand eines vierstöckigen Hauses bei einem
Unwetter zusammen. 29 Bewohner mussten sich einen anderen Schlafplatz suchen. Die Brücke über den Großen Belt und die Öresundbrücke waren zwischenzeitlich für den Verkehr gesperrt. Viele Schweden und Norweger hatten keinen Strom und saßen im Dunkeln.
In der russischen Hauptstadt Moskau legte starker Schneefall den Verkehr am Sonntag zeitweise lahm. Der Flughafenverwaltung zufolge hatten Dutzende Verbindungen zum Teil erhebliche Verspätung, einige wurden ganz gestrichen. Im Einsatz waren rund 15.000 Schneepflüge und etwa 35.000 Räumkräfte, wie Vizebürgermeister Pjotr Birjukow sagte. (dpa)