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13.08.2010 | 11:00 | Flutkatastrophe  

Tausende fliehen vor Flut in Pakistan

Jacobabad/Islamabad - Nach einer Flutwarnung für die südpakistanische Stadt Jacobabad haben die Behörden die etwa 400.000 Einwohner zur Flucht aufgerufen.

Hochwasser
(c) proplanta

Tausende Menschen brachten sich am Freitag mit Autos, auf Traktoranhängern oder auf Eselskarren in Sicherheit. Das Hochwasser im Noorwah-Kanal könne jederzeit über die Ufer treten, sagte der Verwaltungschef des Distrikts Jacobabad, Kazim Ali Jatoi. Zahlreiche Bewohner weigerten sich aber, ihre Häuser und Besitztümer zurückzulassen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon will an diesem Samstag nach Pakistan reisen. Die Vereinten Nationen forderten ihre Mitgliedsstaaten auf, das zugesagte Geld im Kampf gegen die Flutkatastrophe rascher auszuzahlen.

Der Vorsitzende von CARE Deutschland, Heribert Scharrenbroich, verlangte von der Bundesregierung, die bisherige Hilfe von insgesamt zehn Millionen Euro nochmals aufzustocken. «Ich habe eine Warnung herausgegeben, aber ich habe nicht genug Mittel, um eine Evakuierung zu erzwingen», sagte Jatoi.

Zu denjenigen, die sich weigerten zu fliehen, gehörte der 46-jährige Noor Mohammad. «Ich habe meine Frau, meinen alten Vater und drei Kinder an einen anderen Ort gebracht, aber ich werde hierbleiben, um meinen Besitz zu schützen», sagte er. «Wohin sollte ich mein Eigentum bringen? Es ist überall Wasser.» Jacobabad in der Provinz Sindh ist die zweite größere Stadt in Pakistan, die seit Beginn der Jahrhundertflut evakuiert wird. Vor wenigen Tagen waren die 450.000 Bewohner der Stadt Muzaffargarh in der zentralpakistanischen Provinz Punjab aufgerufen worden, sich in Sicherheit zu bringen. Die meisten davon flohen in die Millionenmetropole Multan. Multan ist ebenfalls von der Flut bedroht.

Am Freitag gingen die Pegel des Flusses Chenab, in dessen Nähe Multan liegt, nach Angaben der Behörden aber zurück. Im nordpakistanischen Swat-Tal wurde unterdessen nach Angaben der Hilfsorganisation Malteser International der erste Fall von Cholera bestätigt. Der Patient liege im Krankenhaus in der Stadt Mingora, teilte die Organisation mit.

Nun müsse alles gegen den Ausbruch einer Epidemie getan werden. Der Chef des betroffenen Saido-Sharif- Krankenhauses, Lal Afridi, sagte allerdings, in der Region komme es auch in normalen Zeiten zu Fällen der Durchfallerkrankung. «Wir haben hier vier bis fünf Fälle von Cholera», sagte Afridi der Nachrichtenagentur dpa. «Aber das ist normal. Selbst wenn es keine Fluten gibt, bekommen wir manchmal so viele Cholera-Patienten in dieses Krankenhaus.»

Das Hochwasser hatte das Swat-Tal nach dem Ausbruch der heftigen Monsunregenfälle besonders schwer getroffen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wird an diesem Samstag in Pakistan erwartet. In Islamabad werde Ban Präsident Asif Ali Zardari sowie Premierminister Yousuf Raza Gilani treffen, hieß es am Freitag aus der pakistanischen Regierung. Man gehe ferner davon aus, dass Ban in die Flutgebiete reisen und Flüchtlinge treffen werde. Er werde außerdem mit UN-Vertretern zusammenkommen, die sich an den Hilfsarbeiten beteiligten.

Nach Angaben der Nationalen Katastrophenschutzbehörde (NDMA) kostete die Flutkatastrophe mindestens 1.384 Menschen das Leben. Mehr als 1.000 davon kamen allein in der nordwestpakistanischen Provinz Khyber-Pakhtunkhwa ums Leben. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen befürchtet einen weiteren Anstieg der Opferzahl. Der Landesdirektor für Pakistan in Islamabad, Wolfgang Herbinger, sagte im rbb-inforadio, die Flut sei nicht überstanden, viele Gebiete stünden noch unter Wasser. Außerdem drohe eine Lebensmittelknappheit.

Die Vereinten Nationen appellierten an ihre Mitgliedsstaaten, das zugesagte Geld im Kampf gegen die Flutkatastrophe in Pakistan rascher auszuzahlen. Vor allem in den besonders schwer betroffenen Provinzen Punjab und Sindh gebe es «dringenden Bedarf», die Nothilfe ausweiten, hieß es in Genf. Von den am Mittwoch in New York beantragten 459 Millionen Dollar (352 Millionen Euro) sei erst ein Fünftel fest zugesagt oder bereitgestellt worden, sagte eine Sprecherin des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA).

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind etwa 14 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen, davon sechs Millionen Kinder. Sechs Millionen Flutopfer benötigen dringend Hilfe. Die Regierung in Islamabad will ihre Anstrengungen zur Hilfe für die Opfer weiter verstärken. Das teilte das Büro von Präsident Zardari nach einem mehr als zweistündigen Treffen des Staatsoberhaupts mit Premierminister Gilani am Donnerstagabend in Islamabad mit. Der Premierminister sagte, das Ausmaß der Schäden könnte weitaus größer sein, als erste Schätzungen andeuteten. (dpa)

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