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28.05.2014 | 15:44

Starkregen richtet Schäden in Ostdeutschland an

Unwetterschäden
(c) proplanta

Schlammlawine hinterlässt Spur der Verwüstung



Mit Schaufel und Besen bewaffnet steht Angela Kröska vor ihrer Garage, kratzt die dicke Schlammschicht vom Boden. «Bevor die hart wie Beton wird», sagt die 62-Jährige. Wie die meisten Menschen im Süden der sächsischen Stadt Meißen trägt sie an diesem Mittwochmorgen Gummistiefel, es regnet ununterbrochen.

Vor nicht einmal 24 Stunden ergoss sich hier eine braune Schlammlawine bis auf die Talstraße, zwischen Wohnhaus und Garage von Angela Kröska. Von ihrer Wohnung in der zweiten Etage beobachtete sie, wie die Fluten angeschossen kamen - «wie ein Wasserfall. So etwas habe ich noch nicht erlebt, selbst beim Jahrhunderthochwasser 2002 nicht».

Nebenan vor dem Getränkemarkt drehen sich die Bagger. Sie rücken den meterhohen Bergen von Schutt und Müll zu Leibe, die der braune Sturzbach hinterlassen hat. Pumpen laufen auf Hochtouren, aus den Hauseingängen kehren Menschen Schlamm und Wasser hinaus. Im Meißner Stadtteil Triebischtal ist Aufräumen angesagt.

Stundenlanger Starkregen hatte am Dienstagnachmittag den Hang oberhalb des Triebischtals ins Rutschen gebracht und eine Schlammlawine ausgelöst. Die Fluten kippten Strommasten um, rissen Fahrbahndecken auf und hinterließen einige Straßen wie eine Geröllhalde. Rund 5000 Menschen wohnen in dem Ortsteil, der zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten war. Viele sind auch am Tag danach noch ohne Strom.

Rund um die Uhr ist Frank Fischer, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Meißen, seither im Einsatz. «Wir mussten zuerst die Menschen aus ihren Autos befreien», berichtet Fischer. Der braune Sturzbach kam so schnell, dass die Leute in ihren Wagen eingeschlossen wurden. Aus überfluteten Wohnungen mussten Menschen gerettet werden, vielerorts stand das Wasser im Erdgeschoss. «Mittlerweile haben wir die Situation unter Kontrolle.» Knapp 60 Helfer waren im Einsatz, um Keller auszupumpen und die Straßen von Schutt zu befreien.

Als Fischer mit seinen Männern das Triebischtal erreichte, kamen sofort die Bilder von der Jahrhundertflut 2002 wieder: Demolierte Autos, unterspülte Straßen, braune Fluten. An den Einsatz damals kann sich der Wehrleiter noch gut erinnern. «Da sah es hier ganz ähnlich katastrophal aus.» Damals war die Triebisch über die Ufer getreten und hatte das Wasser durch die Gullydeckel gedrückt. Dieses Mal kam das Wasser eher von oben, sagt Fischer.

Kurz vor der Porzellan-Manufaktur Meissen machte der braune Strom dieses Mal Halt, bahnte sich seinen Weg in das Flüsschen Triebisch. «Die Katastrophe ging haarscharf an uns vorbei», sagt eine Mitarbeiterin des Traditionsunternehmens. Die Zufahrten seien frei, der Betrieb laufe normal, hieß es. Auch die historische Altstadt blieb dieses Mal verschont. Erst im vergangenen Juni hatte die Innenstadt unter Wasser gestanden.

Im Kreis Meißen hat es nach Angaben des Landratsamtes neben Meißen vor allem die Gemeinde Klipphausen getroffen. «Auch hier haben Regen und Schlamm Unheil angerichtet», sagt Sprecherin Kerstin Thöns. Die Äcker seien zu trocken gewesen, um die gewaltigen Wassermassen aufzunehmen. Ersten Schätzungen zufolge gehen die Schäden in beiden Kommunen in die Millionen. Verletzt wurde niemand. «Nun ist Aufräumen das A und O», sagt Thöns.
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