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21.08.2012 | 16:04 | Klimawandel 

Landwirtschaft und Agrarpolitik müssen sich an Klimawandel anpassen

Erfurt - Die Thüringer Landwirte müssen sich auf stärkere Schwankungen ihrer Erträge einstellen, auch wenn im Mittel die Erträge bis 2050 weiter steigen werden.

Klimawandel
(c) proplanta
Das ist das Ergebnis einer Modellrechnung, die Thüringens Agrarminister Jürgen Reinholz heute in Buttelstedt vorgestellt hat. „Unsere Agrarbetriebe müssen sich an den Klimawandel anpassen, in dem sie zum Beispiel ihr Ertragsrisiko durch erweiterte Fruchtfolgen mindern. Wir werden die Landwirtschaft mit entsprechenden Programmen und Beratungsangeboten unterstützen", sagte der Minister.

Das Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg (ZALF) hat mit dem Modell Yieldstat prognostiziert, wie sich die Erträge verschiedener Kulturarten in den Regionen Thüringens bis 2050 verändern werden. Unter der Annahme weiterer Fortschritte in Pflanzenzüchtung und betrieblichem Management werden die Erträge im Durchschnitt steigen. Allerdings nehmen auch die Schwankungen der Ernteergebnisse zu.

Manche Kulturen werden voraussichtlich von längeren Vegetationsperioden profitieren, wie der Silomais oder die Zuckerrübe, die mehr Biomasse bilden können. Ertragseinbußen könnten Sommergetreide stärker treffen als Wintergetreide. Angesichts zu erwartender Trockenheiten im (Früh-)Sommer werden diejenigen Anbauregionen im Vorteil sein, die heute schon höhere Niederschläge aufweisen - das Thüringer Becken mit seinen Lößböden wird wahrscheinlich stärker vom Klimawandel beeinflusst werden.

Die Wissenschaftler des ZALF und ihre Kollegen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) empfehlen, der wachsenden Ertragsunsicherheit mit einer höheren Arten- und Sortenvielfalt auf den Feldern zu begegnen, die Humusgehalte der Böden zu verbessern, durch schonende Bodenbearbeitung und ganzjährige Bodenbedeckung Wasserverluste zu minimieren und insgesamt auf eine bessere Wasserversorgung der Pflanzen hinzuarbeiten. Dazu gehörten nicht nur die Bewässerung, sondern auch strukturelle Verbesserungen wie die Anlage von Windschutzhecken oder die Einführung von Agroforstsystemen.

„Auch wenn Thüringen vom Klimawandel voraussichtlich nicht so stark getroffen wird wie andere Regionen der Welt, müssen wir handeln. Für die Politik heißt das, die richtigen Anreize für die Landwirtschaft zu setzen und sie bei ihren Anpassungsstrategien zu unterstützen", sagte Agrarminister Reinholz. Da sich Klimamodelle, Datengrundlage sowie Anbautechnologie ständig verbesserten, solle die Ertragsprognose alle fünf Jahre wiederholt werden, so der Minister.


Hintergrund

Im Oktober 2011 hatte das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz das ZALF beauftragt, mittels des Prognosemodells Yieldstat die Ertragsveränderungen in Thüringen vor dem Hintergrund des Klimawandels abzuschätzen. Zugrunde gelegt wurden die Daten des Regionalen Klimainformations-systems (ReKIS). Das Klimamodell geht von folgenden Annahmen aus: einer durchschnittlichen Erwärmung in Thüringen um 1,9 Grad Celsius, einer Abnahme der Frost- und Eistage bei mehr Niederschlägen im Winter, einer Zunahme der Sommer- und heißen Tage bei abnehmenden Sommerniederschlägen. (Pd)
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