«Aber es wird noch viel dramatischer kommen», sagte der Klimaforscher Prof. Peter Lemke am Freitag in Bremerhaven auf der deutschen Abschlussveranstaltung zum Internationalen Polarjahr (IPY). Rund 50.000 Wissenschaftler und Techniker aus aller Welt hatten seit Ende 2007 im IPY ihre Klimaforschung in Arktis und Antarktis gebündelt. Deutsche Wissenschaftler gestalteten 70 der 160 Projekte.
Bei der Untersuchung von Eisbohrkernen stellten die Forscher um Lemke zufolge fest, dass der Kohlendioxid-Gehalt während der vergangenen Warmzeiten rund 280 ppm (parts per million) betrug. «Jetzt sind wir bereits bei mehr als 380 ppm, aber die Werte werden in den nächsten Jahrzehnten noch gewaltig ansteigen», sagte Lemke.
Für die kommenden Jahrzehnte erwartet der Experte Kohlendioxid- Werte zwischen 550 und 1.400 ppm. Der Anstieg gilt als vom Menschen verursacht und als Auslöser des Klimawandels. «So etwas wie jetzt hat die Erdgeschichte noch nicht erlebt», sagte Lemke. Der Wissenschaftler des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) gehört zu den Autoren des vor zwei Jahren vorgelegten Berichts des Weltklimarates (IPCC).
Außerdem beobachteten die Forscher nach Angaben von Lemke, dass sich der Klimawandel schneller und stärker auswirkt als bislang angenommen. Das arktische Meereis sowie das Gletschereis auf Grönland gehe doppelt so schnell zurück, wie der Weltklimarat angenommen habe. Allerdings gelten viele Aspekte des Klimawandels weiterhin als unerforscht. Insbesondere ließe sich bei aktuellen Phänomenen wie der Eisschmelze nicht mit Sicherheit sagen, welchen Einfluss natürliche Faktoren haben, hieß es auf der Tagung.
Während des Polarjahrs wurde eine Flut von Daten gesammelt, die erst in den kommenden Jahren vollständig ausgewertet werden kann. Zudem wurden weitere Projekte gestartet, die in den kommenden Jahren weitere Informationen liefern werden. «All dies wird eine gute Grundlage sein, das Klima und seine Veränderungen besser zu verstehen», sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission für das Internationale Polarjahr, Prof. Reinhard Dietrich, von der Technischen Universität Dresden. Das Internationale Polarjahr war die vierte Gemeinschaftsaktion dieser Art seit 1882. (dpa)
Weitere Informationen unter:
www.polarjahr.de