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04.08.2012 | 18:00 | Klimawandel 

Küsten der Antarktis einst mit Tropenwald bewachsen

Frankfurt/Main - Wimmelndes Leben, dichter tropischer Wald - so muss einer der unwirtlichsten Orte der heutigen Erde vor 52 Millionen Jahren ausgesehen haben.

Tropenwald
(c) proplanta
Vor der Küste der Antarktis holten Forscher der Universität Frankfurt und des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F/Frankfurt) uraltes Material herauf. In den Bohrkernen, die bis in 1.000 Meter Tiefe unter dem Meeresboden reichten, fanden sie Pollen und Sporen - die Reste eines tropischen bis subtropischen Regenwaldes. Die im Fachjournal «Nature» vom Donnerstag veröffentlichte Studie belege einen Regenwald an der Küste der Antarktis vor rund 52 Millionen Jahren, wie er heute nur in den Tropen vorkomme, teilte das BiK-Forschungszentrum mit.

«Es war damals dort 50 bis 60 Grad wärmer als heute», sagte der Paläoklimatologe Prof. Jörg Pross von der Universität Frankfurt. Für diese klimatischen Verhältnisse seien der hohe Gehalt an Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre und warme Meeresströmungen verantwortlich gewesen.

Die CO2-Konzentration sei mehr als doppelt so hoch gewesen wie heute. Der Blick in die Vergangenheit erlaube eine Prognose für das künftige Klima auf der Erde: «Wenn der derzeitige CO2-Ausstoß durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe ungehindert voranschreitet, werden atmosphärische CO2-Konzentrationen, wie sie damals herrschten, wahrscheinlich in wenigen hundert Jahren erreicht sein», sagte Pross.

Wenn der globale Meeresspiegel um 70 bis 80 Meter steige - das wäre durch ein Abschmelzen der Eismassen in einem künftigen Treibhaus-Klima nach Einschätzung der Forscher langfristig unvermeidbar - , werden Pross zufolge große Teile Deutschlands im Wasser versinken. Norddeutschland wäre überflutet, Köln läge 30 Meter unter dem Meeresspiegel, Mainz und Leipzig wären Hafenstädte. Die Amerikanische Ostküste läge komplett unter dem Meeresspiegel; von der New Yorker Freiheitsstatue ragten noch 20 Meter aus dem Wasser.

Reste von Tieren haben die Forscher in den Bohrkernen, die sie 200 Kilometer vor der Küste des antarktischen Wilkes-Landes gewannen, nicht gefunden. «Aber es muss dort jede Menge Insekten gegeben haben», erläuterte Pross, denn die meisten Pflanzen seien von Insekten bestäubt worden. «Urtiere gab es dort sicher auch.» Deren Reste seien aber am Meeresboden nicht erhalten geblieben.

Anhand der Pollen und Sporen rekonstruierten die Forscher die Pflanzenwelt: Wo heute der antarktische Eispanzer liegt, gediehen damals offenbar extrem frostempfindliche Pflanzen wie Palmen und Vorläufer der heutigen Affenbrotbäume. An den Küsten hätten selbst im Winter milde zehn Grad plus geherrscht - trotz dreimonatiger Polarnacht. Im Inneren des Kontinents sei es merklich kühler gewesen, dort habe es gemäßigten Regenwald mit Südbuchen und Araukarien gegeben wie er heute in Neuseeland vorkomme.

Allein der hohe CO2-Gehalt reiche aber nicht aus, um die Bedingungen in der Antarktis zu erklären, sagte Pross. «Ein weiterer wichtiger Faktor war der Wärmetransport durch warme Meeresströmungen.» Als die Antarktis-Küste unter den Einfluss kühlerer Meeresströmungen geriet, sei auch die tropenähnliche Vegetation verschwunden. (dpa)
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