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21.02.2011 | 23:09 | Folgen der Klimaveränderungen 

Klimaforscher starten Bohrung auf Eiderstedt

Garding - Bis zu 350 Meter tief bohren «Klima-Detektive» die Nordsee-Halbinsel Eiderstedt an.

Arktis
(c) proplanta
Die Wissenschaftler wollen damit unter anderem herausfinden, welche Folgen die Klimaveränderungen künftig auf die Küste haben werden. Insgesamt sind 30 Bohrtage geplant.

Klimaforscher haben am Montag begonnen, die Nordsee-Halbinsel Eiderstedt anzubohren. Die Wissenschaftler suchen mit ihrer Forschungsbohrung, die 300 bis 350 Meter tief gehen soll, grundlegende Erkenntnisse über die Klima- und Überflutungsgeschichte von Nordeuropa.

Die zylindrischen Kerne aus dem Untergrund Eiderstedts in Nordfriesland enthalten ein Klimaarchiv der vergangenen 500.000 Jahre. Mit der Bohrung im Ort Welt (Schleswig-Holstein) wollen die Experten herausfinden, wie unser heutiges Klima in langfristigen Zusammenhängen einzuschätzen ist und wie sich künftige Klimaveränderungen auf die küstennahe Region auswirken.

Voraussetzung für eine Klimauntersuchung mit Hilfe von Bohrkernen ist ein tiefer See mit möglichst kontinuierlichen Schichten, die eine Altersbestimmung ähnlich den Baumringen erlauben. Da es in Nordeuropa keine tiefen eiszeitlichen Seen gibt, kann ein solches Becken nur in den Randsenken der Salzstöcke gefunden werden.

Nach umfangreichen geophysikalischen und geologischen Voruntersuchungen hatten sich die Experten den kleinen Ort als Bohrplatz ausgesucht, sagte Martin Schmidt vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.

Hier liegt der so genannte Gardinger Trog mit seinen mächtigen Gesteinsschichten am Rande des Salzstocks Oldensworth. Er ist nach Einschätzung der Geologen Deutschlands vollständigste Sedimentabfolge mit Tier- und Pflanzenresten.

Pro Jahr lagerten sich hier im Durchschnitt bis zu 0,2 Millimeter Material ab. An den magnetischen Eigenschaften der Schichten lassen sich Warm- und Eiszeiten unterscheiden. Durch die Lage unmittelbar an der Nordseeküste können auch Rückschlüsse über die Höhe des Meeresspiegels gezogen werden.

Es sind insgesamt rund dreißig Bohrtage geplant, so dass im April die Arbeit beendet und das Bohrloch wieder gefüllt sein kann. An den Untersuchungen sind die Universitäten Mainz und Lüneburg, das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover sowie das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Flintbek beteiligt. Die Bohrkerne werden als Teilproben für Spezialuntersuchungen an die Forschergruppen versandt. Erste Ergebnisse der «Klima-Detektive» werden noch in diesem Jahr erwartet. (dpa)
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