Der Amazonas-Regenwald gilt als mitentscheidend im Kampf gegen die Erderwärmung. Wie wirken sich Abholzen und Brandroden auf den riesigen, grünen Kohlenstoff-Speicher aus? Deutsche Forscher wollen mit dem höchsten Klima-Messturm der Welt Wissenslücken schließen. (c) proplanta
Die Amazonas-Forscher - Drei Beispiele
Forscher von Max-Planck-Instituten (MPI) in Mainz und Jena sind derzeit im Amazonas-Regenwald, um den weltweit höchsten Klima-Forschungsturm in Betrieb zu nehmen. Sie wollen Erkenntnisse zur Berechnung neuer Klimawandel-Modelle liefern. Drei Beispiele:
Olaf Kolle (60), am MPI für Biogeochemie in Jena: Der Diplom-Meteorologe gehört dort zur Abteilung für Freilandexperimente und Instrumentierung. Er hat auch am Projekt des 300-Meter-Turms in Sibirien mitgewirkt. «Unsere Flugzeugprobenwaren sehr teuer und nicht kontinuierlich», erzählt er. Sein Spezialgebiet: Treibhausgase. Neben der Taiga sei die Amazonasregion als größtes Regenwaldgebiet der Welt ein entscheidender Indikator, um Veränderungen festzustellen. Bei der Frage, was man noch mehr erfahren kann, was man nicht schon ahnt, lacht Kolle: «Grob ahnen reicht uns Wissenschaftlern halt nicht.»
Jorge Saturno (32), Doktorand aus Caracas/Venezuela: Er ist mit einem staatlichen Stipendium zum MPI in Mainz gekommen. Ihn interessiert vor allem die Frage, was die Partikel durch das menschengemachte Verbrennen verursachen. Wie wirken sich Brandrodungen aus? «Gerade im August und September ist es massiv.» Das führt indirekt auch zur starken Zunahme der Gletscherschmelze. Er promoviert über das Absorbieren von Strahlung durch Partikel.
Stefan Wolff (36), Meteorologe am MPI in Mainz: Als er acht Jahre alt war, wurde bei ihm von der Grundschullehrerein in Hemer im Sauerland die Faszination für den Amazonas-Regenwald geweckt. Seit fünf Jahren ist Wolff der Koordinator vor Ort, pendelt viel zwischen Manaus und Mainz. Immer energiegeladen, kommt er wegen der ständigen Abstimmung zwischen der brasilianischen und deutschen Seite kaum zu seinen eigenen Messungen von Spurengasen im Laborcontainer beim kleineren, schon 2011 in Betrieb genommenen Forschungsturm. Wolff hält den Rekord mit 23 Minuten für die Besteigung des 325 Meter hohen Atto-Turms. «Hier können wir nicht nur mal kurz über das Blätterdach schauen, sondern bekommen einen Hunderte Kilometer großen ökologischen Fußabdruck.»