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03.05.2008 | 09:41 | Nahrungsmittelpreise 

Teuerung in Deutschland unter dem EU-Durchschnitt

Bonn - Die Preise für Nahrungsmittel sind 2007 europaweit gestiegen.

Teuerung in Deutschland unter dem EU-Durchschnitt
Dabei reichte die Spanne der Teuerungsraten von jeweils 1,4 Prozent in Frankreich und den Niederlanden bis hin zu 13,9 Prozent in Lettland. Deutschland lag mit drei Prozent einen halben Prozentpunkt unterhalb des EU-Mittels. Mit Ausnahme von Irland, Griechenland, Frankreich, den Niederlanden und Rumänien bewegte sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln oberhalb der Gesamtteuerung des jeweiligen Staates und trug damit überdurchschnittlich zur Inflation im Jahr 2007 bei.


Lebensmittelpreise in Deutschland nicht weiter gestiegen

Frische Lebensmittel sind im April 2008 gegenüber März 2008 insgesamt um 0,6 Prozent günstiger geworden. Zu dieser Einschätzung kommt die ZMP auf der Grundlage der aktuellen Daten des ZMP-Frischeindex. Damit setzt sich seit Februar 2008 die Stabilisierung der Verbraucherpreise fort. Günstiger für die Verbraucher waren gegenüber März 2008 Molkereiprodukte, Gemüse, Eier und Fleisch. Mehr dagegen mussten sie für Obst, Kartoffeln sowie Margarine und Speiseöle bezahlen.


Milch und Milchprodukte

Mit Preissenkungen zwischen 12 und 18 Prozent für Milch, Kondensmilch, Sahne und Quark reagierte der Handel am 21. April auf das nun wieder größere Angebot an Milch. Schon vor Weihnachten hatten zunächst Aldi und dann die Wettbewerber die Butterpreise gesenkt. Seit März kostet ein 250-Gramm-Päckchen der günstigsten Butter wieder 79 Cent und damit genauso viel wie vor der Preiserhöhung im August 2007.

Inzwischen hatten Produktionssteigerungen und Nachfragerückgänge bei Verarbeitern, im Ausland und nicht zuletzt bei den Verbrauchern in Deutschland, die angespannte Versorgungslage vom Sommer 2007 vergessen lassen. Die Handelsketten nutzten die für sie nun günstigere Marktlage rigoros aus, um den Molkereien Preiszugeständnisse abzuringen. Die Preissenkungen drücken in letzter Konsequenz auf das Milchgeld der Bauern. Zudem verschärfen die hohen Preise für Futtermittel die Erlössituation der Erzeuger.

Die Milchbauern haben die entmutigende Situation vor den Preiserhöhungen des vergangen Jahres noch nicht vergessen: In den fünf Jahren 2002 bis 2006 sind Milchprodukte für den Verbraucher sukzessive preiswerter geworden. Parallel dazu sanken die Auszahlungspreise an die Milcherzeuger. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes kosteten Milchprodukte im Jahr 2006 5,7 Prozent mehr als im Jahr 1991. Die Kosten für die allgemeine Lebenshaltung sind im selben Zeitraum um 33,9 Prozent gestiegen.
Der ZMP-Verbraucherpreisindex weist im April 2008 für Milch- und Milchprodukte gegenüber März 2008 ein Minus von 2,1 Prozent aus. Da der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) am 21. April 2008 die Preise senkte, fließen die höheren Preise der ersten drei Wochen im April in die Berechnung ein.


Fleisch

Die Verbraucherpreise für Schweinefleisch und für Fleischwaren und Wurst sind seit mehr als anderthalb Jahren stabil. Die Schweineerzeuger konnten die drastisch gestiegenen Futter- und Energiekosten bisher kaum an die Schlachtunternehmen weitergeben. Das Angebot an Schweinefleisch war dafür noch zu groß. Seit Monaten erwirtschaften die Schweinemäster deshalb Verluste, zurzeit 25 Euro und mehr je Mastschwein. Diese Kostenfalle zwingt die Mäster zunehmend zum Ausstieg. Dadurch wird sich mittelfristig das Angebot verknappen, und die Erzeugerpreise werden steigen. In welchem Maß der Handel die höheren Erzeugerpreise an die Verbraucher weiter gibt, bleibt allerdings abzuwarten.

Rindfleisch ist im April um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat teurer geworden. Durch die noch hohen Erzeugerpreise für Milch werden die Kühe später geschlachtet, was zu einem Rückgang des Schlachtkuhangebotes geführt hat. Gleichzeitig wird aus Südamerika weniger Rindfleisch importiert. Da viele brasilianische Exporteure die Auflagen der EU hinsichtlich Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit von Rindfleisch nicht erfüllen, kam es zu Importeinschränkungen. Nur noch knapp 100 Erzeugerbetriebe sind im Moment für den Export zugelassen. Im Jahr 2007 stammten zwei Drittel der EU-Einfuhren aus Brasilien. Auch aus Argentinien kommt weniger Rindfleisch, da die dortige Regierung die Rindfleischausfuhr gedrosselt hat. Weiter steigende Preise für Rindfleisch sind deshalb möglich.


Geflügel

Geflügelfleisch war im April 2008 rund 10 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Seit dem vierten Quartal 2007 übertrafen die Verbraucherpreise für frische Putenschnitzel nicht nur die Preise für frische Schweineschnitzel, sondern auch für das direkte Konkurrenzprodukt Hähnchenschnitzel. Aktuell haben sich die Preise für Hähnchen- und Putenschnitzel aber wieder angenähert. Die Produzenten von Geflügelfleisch profitieren jedoch keineswegs von den derzeit hohen Verbraucherpreisen. Höhere Kosten für Küken, Energie und Futter beeinträchtigen die Rentabilität der Geflügelmast.

Eier
Eier waren auf Verbraucherebene im April 2008 gegenüber April 2007 12 Prozent teurer. Während die Preise für Eier aus Käfighaltung nur leicht stiegen, fielen die Preissteigerungen bei Eiern aus Boden- und Freilandhaltung stärker aus, nachdem im Dezember 2007 und Januar 2008 zwischen Anbietern und LEH neue Verträge geschlossen worden waren.

Angesichts höherer Kosten für Futter und Bestandserneuerung profitierten die Eierproduzenten trotzdem nicht von den höheren Eierpreisen. Ihre Bruttomarge lag im März 2008 unter der der beiden Vorjahre, außerdem sind die Preise auf Erzeuger- und Großhandelsstufe bereits Ende März unter die Vorjahreslinie gesunken.

Gegenüber März 2008 sanken die Verbraucherpreise für Eier im April 2008 um 2,5 Prozent. Günstiger als im März 2008 waren im April 2008 vor allem Eier aus Käfighaltung. Die Preise für Eier aus Freilandhaltung blieben unverändert gegenüber dem Vormonat, auch Eier aus Bodenhaltung wurden etwas teurer.


Obst und Gemüse

Die Verbraucherpreise für Obst lagen im April 2008 rund 7 Prozent über dem Vorjahresmonat. Teurer waren vor allem Apfelsinen, Mandarinen und Bananen. Bei Zitrusfrüchten nähert sich die Saison auf der Nordhalbkugel dem Ende, hier wirkt sich immer noch die kleinere Ernte 2007/08 in den Mittelmeerländern aus. Wegen starker Regenfälle in Ecuador und Unruhen in Kamerun sind weniger Bananen auf dem Markt verfügbar. Schlechtes Wetter in Spanien und Süditalien verzögerte die Erdbeerente. Mitte April stiegen deshalb innerhalb einer Woche die Preise für Erdbeeren auf dem Großmarkt um 13 Prozent. Diese Preiserhöhungen werden vom LEH an die Verbraucher weitergereicht.

Gemüse war im April 2008 rund 9 Prozent billiger als im April 2007. Bei Gemüse hängen die Preise stark vom Wetter ab, das Vegetation und Nachfrage beeinflusst. Im vergangenen Jahr war der April in Deutschland ungewöhnlich warm, was zu einer verstärkten Nachfrage nach Tomaten, Gurken, Paprika und Salat geführt hatte. Gleichzeitig war jedoch das Wetter in Spanien kühl und regnerisch, was damals Ernteverzögerungen zur Folge hatte. Einer großen Nachfrage stand ein kleines Angebot gegenüber, so dass die Verbraucherpreise für Fruchtgemüse und Salat im vergangenen Jahr sehr hoch waren.

In diesem Jahr war das Wetter im April dagegen eher kühl, Fruchtgemüse und Salate wurden nicht so stark nachgefragt, zudem waren die marktbeherrschenden spanischen Exporte an Salaten und Tomaten deutlich höher als im Vorjahr. Einer schwachen Nachfrage stand ein großes Angebot gegenüber und die Verbraucher konnten sich über günstige Preise freuen.


Kartoffeln

Mit einem Minus von 0,3 Prozent waren Kartoffeln im April 2008 deutlich günstiger als im April 2007. Nach einer kleinen Kartoffelernte im Jahr 2006 hatte es im Frühjahr 2007 nur noch einen kleinen Vorrat an Kartoffeln gegeben. Die Kartoffelpreise waren damals ungewöhnlich hoch. Gegenüber März 2008 sind Kartoffeln im April 2008 um 4,1 Prozent teurer. Ursächlich hierfür ist die beginnende Saison für Speisefrühkartoffeln. Diese werden in den Geschäften etwas teurer angeboten als Kartoffeln aus Lagerbeständen.


Margarine und Speiseöl

Der Einkauf von Margarine und Speiseöl war für die Verbraucher im April 2008 gut 18 Prozent teurer als vor einem Jahr. Das knappe Angebot an den Pflanzenölmärkten hat auch die Preise für Rapsöl in die Höhe getrieben, und das bekamen auch die Verbraucher zu spüren. Die Preise für Raps liegen derzeit auf einem sehr hohen Niveau und bewegen sich fast 70 Prozent über dem Vorjahrespreis.


Brot und Mehl

Die gestiegenen Preise für Brotgetreide haben sich auch auf die Verbraucherpreise ausgewirkt. Die Verbraucher mussten im April 2008 für Brot und Kleingebäck rund 6 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahresmonat. Dennoch zeigen die aktuellen ZMP-Ergebnisse, dass sich die Lage beruhigt hat. Die Preise haben sich im Vergleich zum März 2008 um 0,3 Prozent reduziert. (ZMP)



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