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14.11.2009 | 15:31 | Biokraftstoffe  

Welternährungsgipfel: Biokraftstoffe kein Sündenbock für weltweiten Hunger

Berlin -„Biokraftstoffe taugen nicht als Sündenbock dafür, dass weltweit immer mehr Menschen hungern. Hunger ist die Folge von Armut und schlechter Regierungsführung, ungerechten Besitzverhältnissen und mangelhafter Infrastruktur.

Welternährungsgipfel: Biokraftstoffe kein Sündenbock für weltweiten Hunger
Hunger wird aber keineswegs verursacht durch den Anbau von Rohstoffen für Biodiesel und Bioethanol“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). In manchen Ländern gehen nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) bis zu 50 Prozent der Ernte verloren, nachdem sie vom Acker geholt wurden, weil keine vernünftigen Lagermöglichkeiten bestehen. 75% der Hungernden leben auf dem Land und sind Bauern, trotzdem ist die Entwicklungshilfe der OECD-Länder für den ländlichen Raum seit den 1980iger Jahren um 80 Prozent gesunken. „Viele der Organisationen, die übrigens durch Missmanagement und Unterlassung zu diesen katastrophalen Fehlentwicklungen beigetragen haben, behaupten nun, Biokraftstoffe seien der Grund für mehr Hunger in der Welt. Sie wollen dadurch häufig von ihrem eigenen Versagen ablenken“, sagte Baumann, der auf die Kritik an Biokraftstoffen im Zusammenhang mit dem Welternährungsgipfel in Rom reagierte.

Weniger als fünf Prozent der weltweiten Ackerfläche werden für den Anbau von Rohstoffen für Biokraftstoffe genutzt. In den vergangenen beiden Jahren haben europäische Bauern insgesamt über 40 Millionen Tonnen Getreide zu viel produziert, öffentlich bekannt ist auch die Überproduktion bei Milch: diese Situation bedroht mittelfristig die Existenz vieler Betriebe in der EU. Allein die Bundesregierung stellt aktuell eine Summe von 750 Mio. EUR als Hilfe für die deutschen Bauern bereit. Eine Verwendung von EU-Überschüssen zur Biokraftstoffproduktion würde eine nachhaltige Lösung darstellen.

„Wir können nicht mehr essen, und ein dauerhafter Export unserer Überschüsse in Entwicklungsländer ist kontraproduktiv, denn damit zerstören wir die dortigen Märkte und verhindern, dass die einheimischen Bauern ihre Produktion steigern. Wer Hunger wirklich bekämpfen will, muss die lokale Landwirtschaft fördern - wer nur Sündenböcke sucht, handelt verantwortungslos“, sagte Baumann. (vdb)
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