Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
23.08.2011 | 04:06 | Biosprit-Ausbau  
Diskutiere mit... 
   1   2

Nestlé-Topmanager: Biotreibstoffe treiben Millionen in Armut

Frankfurt/Main - Der Biosprit-Ausbau verschärft den Hunger in der Welt nach Ansicht des langjährigen Nestlé-Chefs Peter Brabeck-Letmathe dramatisch.

Biodiesel
(c) proplanta
Der derzeitige Verwaltungsratschef des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns appellierte in einem Interview erneut an die Politik, den Ausbau zu stoppen. «Wir haben durch die Biotreibstoffe Hunderte von Millionen von Menschen wieder in die extreme Armut geschickt», sagte er in einem Gespräch mit der «Frankfurter Rundschau (Montag) angesichts der Hungerkatastrophe in Somalia und steigender Nahrungsmittelpreise.

«Es ist ein Unding, dass heute über die Hälfte des amerikanischen Mais und ein Fünftel des ganzen Zuckeranbaus in Biotreibstoffe umgesetzt wird, während es gleichzeitig nicht genügend Lebensmittel gibt, um die Menschheit zu ernähren», klagte der mächtige Topmanager des Nestlé-Konzerns, der selbst von Umweltschützern immer wieder aufs Korn genommen wird. «Das verrückte ist doch, dass die Politik diese blödsinnige Nachfrage nach Biotreibstoffen und damit die Verknappung des Nahrungsmittelangebots selbst kreiert hat.» Hierin liege unter anderem der Grund für die immensen Preissteigerungen und die Unruhen in den Entwicklungsländern.

Brabeck-Lethmathe forderte ein Verbot: «No food for fuel! Da könnten die Europäer sich wirklich mal profilieren und Initiative zeigen.»  Der Nestlé-Verwaltungsratschef erwartet einen weiteren Preisanstieg bei Nahrungsmitteln. «Die Zeit billiger Rohstoffe ist vorbei. Langfristig geht der Trend klar nach oben, die Nachfrage steigt steil an.» (dpa)
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Dieter Bockey schrieb am 23.08.2011 09:31 Uhrzustimmen(108) widersprechen(110)
Nestle-Ablenkunsmanöver von den Tatsachen – Der Hunger in der Welt hat Bioraftstoffen nichts zu tun, sondern mit einer mangelnden Kaufkraft und der Verantwortungslosigkeit der Politik in den meisten afrikanischen Ländern.Ausgerechnete Somalia als Beispiel anzuführen bestätigt, dass es Nestle nicht um den Hunger geht, sondern grundsätzlich eine Absatzprspektive für die Landwirtschaft an den Pranger zu stellen. Die Entwicklung von Biodiesel in der EU war in den 90er Jahren agrarmarktpolitisch motiviert – über 20 Mio. Tonnen Getreideüberschüsse wurden staatlich aufgekauft um den markt zu entlasten und gleichzeitig 6 Mio. Hektar bestes Ackerland stillglegt. Auch damals hungerten bereits welweit 700 Millionen Menschen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Nestle höhere Agrarrohstoffpreise gefordert oder angeboten hätte. Ebenso wurde das Unernehmen nicht aktiv als Anfang 2000 die Energiepreise so stark stiegen, dass gemessen an dem Engergiegehalt und dem Heizölpreis der “Energiewert” des Stohs höher war als der Wert des Weizens mit bester Backqualitätvon der gleichen Fläche. Mit diesen Phrasen entzieht sich das Unternehmen als weltgrößter Lebensmittelkonzern seiner Verantwortung als bedeutender Marktplayer, um z. B. faire Preise an zu bieten oder sich auf regional hergestellte Rohstoffe zu konzentrieren als Beitrag zum Klimaschutz. Stattdessen sieht die strategische Ausrichtung des Konzerns so aus: noch mehr “functional” Nahrungsmittel anzubieten, die mit natürlichen Nahrungsmitteln immer weniger gemein haben – die Natur bietet alles an für ein ausgewogene Ernährung. Dieter Bockey, UFOP, Berlin
  Weitere Artikel zum Thema

 Weniger Bioethanol 2023 hergestellt

 Nestlé wegen Zucker in Baby-Nahrung in der Kritik

 Große Klimaschutzlücke im Verkehr errechnet

 Palmöl: WTO weist Beschwerde von Malaysia ab

 Kaffee und Kakao teurer - Nestlé schließt höhere Preise nicht aus

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger