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09.11.2012 | 05:59 | Kommunikationstechnologie 

Maschine oder Mensch - Wer hat das Sagen?

Karlsruhe - Anspruchsvolle Kommunikationstechnologien und satellitengestützte Bewirtschaftungssysteme sind heute Stand der Technik in der Landwirtschaft - eigentlich. Die neuen Technologien halten jedoch an manchen Stellen nur zögerlich Einzug in die Praxis.

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(c) proplanta
Was in kontrollierten Großversuchen funktioniert, weist im Alltag der Landwirte und Dienstleister zum Teil Schwachstellen auf. Mit der Produktion großer Datenmengen allein ist es nicht getan. Ihre Interpretation und das Ableiten von Handlungsempfehlungen sind oft noch eine Herausforderung.

Über die Chancen und Risiken dieses Themas diskutierte heute die Expertenrunde beim Pressegespräch „Die Technik redet, der Landwirt schweigt? - Wege der Kommunikationstechnologie in der Landwirtschaft“ anlässlich der 70. Internationalen VDI-Tagung LAND.TECHNIK.

„Die Kommunikationstechnologie wird heute nicht nur in der Forschung sondern auch in grundsätzlichen Anwendungen fast schon selbstverständlich über Unternehmensgrenzen hinweg koordiniert. Aber auch die Grenzen der Agrartechnikbranche werden zusehends durchlässiger“, sagt Prof. Stefan Böttinger, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik. Elektronik- und Softwareentwickler würden immer mehr die Agrartechnik als Herausforderung und lohnendes Betätigungsfeld für die Entwicklung von automatisierten Steuerungs- und Regelungssystemen entdecken, meint Böttinger.

Der Verkaufsprozess von Landmaschinen mit Elementen der Kommunikationstechnologie unterscheide sich wesentlich vom früheren Verkauf der ausschließlich mechanisch, hydraulisch oder 12V-elektrisch angetriebenen oder funktionierenden Landmaschinen und Traktoren, stellt Dr. Norbert Rauch, Geschäftsführender Gesellschafter der RAUCH Landmaschinenfabrik GmbH, fest.

„Die Elemente der Kommunikationstechnologie sind entweder nicht sichtbar oder erklären sich nicht mehr von selbst“, sagt Rauch. Er ist davon überzeugt, dass der zunehmende Einsatz der Kommunikationstechnologie eine gravierende Änderung der Verkaufsmethoden auslöse. „Die modernen IT-Werkzeuge, wie Videofilme, Computeranimationen, CDs und USB-Sticks, Laptops oder iPads werden die Standardwerkzeuge des modernen Verkaufs sein“, so Rauch.

„Ohne Zweifel ermöglicht die Elektronik technische Lösungen, die vorher so nicht möglich waren. Im Gegenzug erfordert die Elektronik, insbesondere wenn es um den Bereich der Kommunikation geht, auch gewisse Rahmenbedingungen“, sagt Wolfgang Täger-Farny, Landwirt aus der Nähe von Wolfsburg und Mitglied im Gesamtausschuss der DLG sowie Vorsitzender des DLG Ausschusses Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik.

„Für uns Landwirte ist es schon eine große Herausforderung, diese Informations- und Datenvielfalt zu beherrschen. Deshalb schweigen wir in dieser Phase mehrheitlich, weil die angebotene Technik noch immer erwartet, dass der Mensch sich ihr anpasst und nicht umgekehrt“, führt Täger-Farny aus. Seiner Auffassung nach, müsse in Sachen Anwenderfreundlichkeit noch sehr viel passieren. Gelinge dies nicht, dann schweige der Landwirt weiter und die Technik rede, aber es höre keiner zu.

„Die Technik wird zukünftig ‚reden‘; sie wird jedoch so ‚reden‘, dass der Landwirt sie versteht. Der Landwirt schweigt dann nicht. Er wird entscheiden und seine Entscheidung der Technik mitteilen“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer vom Lehrstuhl für Mobile Arbeitsmaschinen (Mobima) des Karlsruher Instituts für Technologie KIT. Auch wenn die eingesetzte Technik komplexer werde, so sei es die Aufgabe der Entwickler, diese an den Menschen anzupassen und ihn sinnvoll und bestmöglich zu unterstützen, so Geimer.

Im Rahmen des Pressegesprächs wurden zudem die Ergebnisse der Mitgliederbefragung, die der VDI-Fachbereich Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik zum Thema des Pressegesprächs durchgefüht hat, vorgestellt. Dabei zeigt sich, dass für 57 Prozent der Befragten die hohen Anschaffungskosten und für 61 Prozent der Befragten die Angst vor möglichen Bedienungsfehlern durch wechselnde und überforderte Fahrer ein starkes Hemmnis für den Einsatz von Kommunikationstechnologien und satellitengestützten Bewirtschaftungsmethoden darstellt.

Auch die Prioritätensetzung der Verkäufer, bei denen oftmals der eigentliche Maschinen- bzw. Traktorenverkauf im Vordergrund steht, ist für 46 Prozent ein starkes Motiv für den zögernden Einsatz neuer Technologien. Dagegen spielen nach Meinung der Befragten die verzögerte Einführung des europäischen Satellitensystems (45 Prozent) die Risiken durch Aussetzer der Technik eher eine untergeordnete Rolle.

Zur diesjährigen Tagung „LAND.TECHNIK 2012“ des VDI Wissensforums unter fachlicher Trägerschaft des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik sind mehr als 510 Teilnehmer nach Karlsruhe gereist. Renommierte Referenten aus Wissenschaft und Industrie zeigten unter anderem auch die neuesten Trends der Kommunikationstechnologien und der satellitengestützten Bewirtschaftungssysteme in der Landwirtschaft auf. (vdi)
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