Mit dem Steillagen-Vollernter, der auf Initiative des Weinbauministeriums, des Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel und der Winzergenossenschaft Moselland eG in Auftrag gegeben worden ist, soll die Arbeitswirtschaft im Steillagenweinbau revolutioniert werden. Die Kosten für diese Entwicklung werden von dem Land, der Moselland eG sowie dem Fonds zur Entwicklung ländlicher Räume in Rheinland-Pfalz getragen.
Ein bedeutender Kostenfaktor im Steillagenweinbau ist auch heute noch die Handlese. Um diese mühevolle termingebundene Arbeit zu mechanisieren, hat die Firma Durmatec in Durbach (Baden) für Rheinland-Pfalz den weltweit ersten Prototyp eines Steillagen-Vollernters unter Verwendung von Komponenten der rheinland-pfälzischen Firmen ERO und Clemens konstruiert und gebaut. Das neu entwickelte Gerät ist in der Lage, bis zu 60 Prozent steile Weinberge zu beernten. Ermöglicht wird dies durch die Kombination von modernster Seilzugtechnik mit den technischen Möglichkeiten des hydrostatischen Allradantriebs des Fahrzeugs selbst. Die Bedienung erfolgt zum Teil durch Funkfernsteuerung. Erst diese ermöglicht das exakte Zusammenspiel zwischen Radantrieb und Seilwindenzugkraft und somit die hohe Steigleistung.
Die bereits aus dem Traubenvollernter für flache Lagen bekannte Erntetechnik wurde speziell für den Einsatz im Hang modifiziert. Daneben soll das Gerät möglichst leicht gebaut sein und neben der Ernte später als Geräteträger für weitere mechanisierbare Arbeiten wie Laubsschnitt,
Pflanzenschutz und Bodenpflege sogar mit mehrzeilig arbeitenden Geräten eingesetzt werden können.
Allein durch den Leseeinssatz lassen sich bis zu 300 Handarbeitstunden je Hektar einsparen. Die notwendige Lesezeit wird auf fünf bis sechs Stunden je Hektar reduziert. Neben der bedeutenden Erleichterung in der Bewirtschaftung werden spürbare Kostenreduzierungen von bis zu 50 Prozent gegenüber der bis heute notwendigen Handarbeit erwartet.
Durch die hohe Schlagkraft bei der Ernte fällt die Einhaltung des optimalen Erntezeitpunktes nun auch im Steilhang leichter. Etwa zwei Hektar in zwölf Stunden sollen möglich sein. Bei sehr warmen Tagen kann die Ernte auch in die Nacht- und frühen Morgenstunden verlegt werden. Dies kann zusätzlich zur Erhaltung der Qualität beitragen.
Der Prototyp wird im Verlauf des Herbstes, durch eine Diplomarbeit begleitet und durch das DLR sowie die Forschungsanstalt Geisenheim auf Herz- und Nieren geprüft werden. Neben den Tests sind bereits erste Praxiseinsätze in Weinbergen von Mitgliedern der Moselland eG vorgesehen. (dpa/PM)