Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
01.11.2017 | 00:13 | Lebensmittelindustrie 

Fusionen von Branchenriesen in der Kritik - weniger Wahl im Regal

Brüssel - Immer weniger Unternehmen stellen einer Untersuchung zufolge einen immer größeren Anteil der Lebensmittel her.

Lebensmittelhandel
Wie wirken sich Fusionen aus? Sie schaden Verbrauchern und ihren Möglichkeiten, heißt es zumindest in einer Studie. Bei Frühstück und Babynahrung sei die Monopolisierung am weitesten fortgeschritten. (c) porplanta
Demnach wirken sich Fusionen und der wachsende Einfluss von mächtigen Unternehmen und Supermarkt-Ketten negativ auf die Ernährung der Menschen aus.

Die Entwicklung von immer mehr Zusammenschlüssen verursache «dramatische Beeinflussungen», unter anderem bei der Wahlfreiheit der Konsumenten bei ihrem Essen oder den Arbeitsbedingungen, wie die Umweltorganisation Friends Of The Earth, die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung sowie die Linke-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung am Dienstag in Brüssel erklärten.

«In manchen Fällen sind es nur noch zwei, drei Unternehmen, die Märkte beherrschen. Für uns ist das ein sehr besorgniserregender Trend», sagte Mute Schimpf von der Umweltorganisation. Anlass der Studie sei die bevorstehende Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto durch den Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer, hieß es. Derzeit nimmt die EU-Kommission den bevorstehenden Zukauf unter die Lupe. Auch in den USA steht eine Genehmigung des Milliardendeals bisher aus.

In dem 56-seitigen Papier kritisieren die Organisationen weitere Aspekte der voranschreitenden Monopolisierung, zum Beispiel Stellenabbau und Niedriglöhne. Immer wieder würden bei Fusionen tausende Stellen abgebaut, um Kosten einzusparen. Als Beispiel wird in dem Report die Übernahme des Brauerei-Riesen SAB Miller durch den weltgrößten Braukonzern Anheuser-Busch Inbev genannt. Über 5.000 Stellen sollten dabei gekürzt werden. Anheuser-Busch und SAB Miller kontrollieren sieben der größten zehn Biermarken weltweit, darunter Budweiser, Corona und Becks.

Zudem habe der Trend negativen Einfluss auf die künftige Produktion von Nahrungsmitteln. Dies wirke sich in manchen Sektoren schon jetzt aus. «Was heißt diese Entwicklung für diejenigen, die mehr Geld für ihre Produkte ausgeben wollen? Da habe ich doch heute schon gar keine Chance mehr, wenn ich im Supermarkt einkaufe», sagte Schimpf und verwies auf die schwindende Vielfalt. So werden 60 Prozent der Babynahrung weltweit von den vier größten Herstellern produziert, heißt es in der Studie.

Für den Ernährungswissenschaftler Uwe Knop ist dieser Trend noch nicht in den Supermarkt-Regalen angekommen. Im Gegenteil: Ein überwiegender Teil der Neueinführungen fliege derzeit nach einer gewissen Zeit wieder aus dem Sortiment, sagte der Experte aus Frankfurt: «Das liegt daran, dass die Absättigung schon extrem groß ist.» Für ihn sei viel mehr ein Problem, dass es zu viele Produkte in großen Supermärkten gebe.

Oliver de Schutter, Co-Vorsitzender des Internationalen Expertengremiums für nachhaltige Nahrungsmittelsysteme, mahnte an: «Dieser Bericht sollte ein Weckruf für alle sein, die sich um Ernährung und ländliche  Lebensgrundlagen sorgen.» Frühstückszerealien werden dem Bericht zufolge weltweit sogar zu einem noch höheren Anteil (62 Prozent) als Babynahrung von vier Produzenten hergestellt.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Edeka steigert Umsatz auf mehr als 70 Milliarden Euro

 Neue Brexit-Importgebühr verärgert britische Lebensmittelhändler

 Lebensmittelpreise in NRW erneut deutlich gestiegen

 Steigende Lebensmittelpreise: Olivenöl neuer Spitzenreiter

 Mehr als 300 Lebensmittelrückrufe im Vorjahr

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet