Bio ging dabei als eindeutiger Sieger hervor. Ein Renner ist nach wie vor auch ESL-Milch. Für Frischgemüse wurde im Vorjahr so viel ausgegeben wie nie zuvor. Auf beachtliche Zuwächse kann auch Rindfleisch verweisen. Der Aktionsanteil im LEH ist im Vorjahr leicht gestiegen. Beim REWE-Konzern auf 30 %, bei Spar auf 23 %. Als größtes Zukunftspotenzial sehen Vertreter der heimischen Lebensmittelwirtschaft die Regionalität, während die steigenden Anforderungen an die
Lebensmittelsicherheit als größte Herausforderung bezeichnet wird.
Seit 2005 (78,9 %) ist die Konzentration im heimischen LEH beständig gestiegen. 2010 hatten die drei Handelsketten Hofer/Spar/Rewe (ohne Adeg) zusammen einen Marktanteil von 82,3 %. Der Höhenflug der Diskonter wurde dabei eingebremst - sie halten seit drei Jahren bei rund 20,5 %. Zeitgleich verlieren die alternativen Vertriebsschienen (Direktvermarktung, Bauernmärkte, etc.) stetig und halten aktuell bei nicht ganz 12 %. Profiteur ist der klassische Lebensmittelhandel, der wieder leicht aufgeholt hat. In der gesamten Nahrungsmittelbranche wurden im Vorjahr für Frischeprodukte (außer Brot und Gebäck) insgesamt EUR 5,296 Mrd. ausgegeben, ein Rückgang von 0,4 % zu 2009. "Die Stagnation bei den Diskontern und das Aufholen der Supermärkte liegt großteils in der Markenpolitik der Unternehmen. Der klassische LEH bietet mittlerweile Eigenmarken auch im billigeren Segment an. Das führt dazu, dass sich der Diskont immer mehr in die Supermärkte verlagert", weiß AMA-Marktforscherin Micaela Schantl.
Klarer Aufwärtstrend bei Preisen
Für die Entwicklung des Preisindex im LEH war 2010 ein starkes Jahr. Obst und Gemüse haben deutlich zugelegt, ebenso Eier. Molkereiprodukte verzeichneten nur einen leichten Indexanstieg, während er bei Fleisch & Wurst stagnierte. Insgesamt gibt ein österreichischer Haushalt monatlich EUR 128,- für Frischeprodukte aus - davon 20 % für Wurst und Schinken, 18 % für Milch, Joghurt und Butter sowie 15 % für Fleisch inklusive Geflügel.
Bio schreibt Erfolgsgeschichte
Eine echte Erfolgsgeschichte gab es 2010 für Bio-Lebensmittel, was die AMA-Marketing-Expertin zu einem großen Teil der Umstellung des Diskonters Hofer auf seine Linie "Zurück zum Ursprung" zurückführt. Insgesamt wurden im LEH 2010 Bio-Produkte im Wert von EUR 306,4 Mio. (+18,7 %) eingekauft. Das kommt einem Mengenzuwachs von 21,5 % gleich. Die großen Gewinner sind in diesem Sektor Butter, Käse, Frischobst und -gemüse, Erdäpfel und Eier, während Fleisch, Geflügel, Wurst und Schinken seit Jahren einen verhältnismäßig geringen Anteil haben. Wertmäßig am meisten wird für Eier ausgegeben, gefolgt von Frischmilch, Bananen und ESL-Milch. Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich hatte angekündigt, sich bei den laufenden Verhandlungen zur Zukunft der Gemeinsamen
Agrarpolitik nach 2013 "massiv dafür einzusetzen, dass die biologische Landwirtschaft ein fixer Bestandteil der Programme bleibt und genug finanzielle Mittel dafür zur Verfügung stehen".
ESL-Milch bleibt der Renner - Frischmilchanteil stagniert
Die Marktentwicklung bei Milch und Milchprodukten im LEH ist im Vorjahr leicht zurückgegangen. Eine Tendenz, wie sie sich auch im Käsesegment präsentiert. Die Top-Käsesorten waren im Vorjahr Gouda vor Emmentaler. Bei den Gelben Fetten setzt die Butter ihren Siegeszug gegen die Margarine fort. Zwar sind die verkauften Mengen leicht gesunken, aber wertmäßig konnte Butter deutlich auf 73,1 % zulegen. Bei der Trinkmilch hat die ESL-Milch zwar ihren Anteil weiter erhöht, die wertmäßige Zuwachskurve ist aber deutlich abgeflacht. Den fast 40% ESL-Milch im LEH stehen mittlerweile rund 46% Frischmilch gegenüber. Als Produktgewinner im LEH im Vergleichzeitraum 2008 bis 2010 hat sich einmal mehr die ESL-Milch, vor Hartkäse und Milchmischgetränken erwiesen, während auf der "Looser"-Seite Topfen, Schmelzkäse und Frischmilch zu finden sind.
Frischgemüse im "All Time High"
Insgesamt EUR 465 Mio. haben die Österreicher 2010 für Frischgemüse ausgegeben, so viel wie seit vier Jahren nicht mehr. Der Pro-Kopf-Anteil macht damit jährlich EUR 60,- für 26 kg dieser Warengruppe aus. Die beliebteste Sorte ist ungeschlagen der Paradeiser. Aber auch zu Zwiebeln, Karotten, Gurken und Paprika wird besonders gerne gegriffen.
Eier aus Käfighaltung sind gänzlich aus dem LEH verschwunden Bei den Eiern sind jene aus Käfighaltung 2010 gänzlich aus dem Angebot der Handelsketten verschwunden. Den mit Abstand größten Anteil halten aber seit Jahren jene aus Bodenhaltung, wenn sie auch zugunsten von Freilandeiern leichte Rückgänge verzeichnen. Sowohl Freilandeier aus Nicht-Bio- als auch aus ökologischer Produktion weisen seit Jahren kontinuierlich leichte Zuwächse auf. Bio-Eier sind wertmäßig insgesamt das erfolgreichste ökologische Produkt im LEH. Am meisten wird für diese Warengruppe im 1. Trimester rund um Ostern ausgegeben. In diesem Zeitraum haben auch die gefärbten Eier eindeutig Hochsaison.
Positive Entwicklung für Rindfleisch Für Fleisch haben die Österreicher 2010 insgesamt EUR 740 Mio. ausgegeben. Während in den Jahren der
Wirtschaftskrise (2008 und 2009) der Haushaltskonsum zulasten des Verzehrs in der Gastronomie gestiegen ist, hat sich das Blatt 2010 wieder gewendet. Betrachtet man die letzten vier Jahre, so hat die Pute wertmäßig deutlich verloren, Huhn hingegen erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Auch für Faschiertes haben die Österreicher weniger ausgegeben. Gleiches gilt für Schweinefleisch, dessen gesamter Pro-Kopf-Verzehr seit Jahren konstant bei 40 kg liegt. Neuer Shootingstar ist Rindfleisch, das durch die vielen Qualitäts- und Vermarktungsoffensiven in den letzten Jahren dazugewonnen hat. "Hier hat die Branche aus der BSE-Krise gelernt und seitdem verstärkt auf Qualitätsprogramme gesetzt", erläuterte Schantl. Wertabschläge gab es 2010 ebenso bei Wurst und Schinken, wobei die Präferenz der heimischen Konsumenten bei Schinken liegt, gefolgt von Extrawurst und Frankfurter.
Lebensmittelbranche sieht die Zukunft in der Regionalität
Lebensmittelexperten (Hersteller, Händler, Kammern, Behörden und Verbände) prognostizieren Produkten regionaler Herkunft in den nächsten fünf Jahren das größte Potenzial. Knapp dahinter liegen allgemein Produkte aus Österreich. Aber auch Convenience könnte eine wichtige Rolle spielen, wie eine Befragung der keyQuest Marktforschung unter 160 Branchenkennern gezeigt hat. Stark setzt man auch auf nachhaltig erzeugte Produkte und auf die Handelsmarken. Als größte Herauforderung für die Zukunft sehen die Experten die steigenden Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit ebenso wie die verstärkten Auflagen zur Lebensmittelkennzeichnung. Durch den Preiskampf unter den Handelsketten und die Marktkonzentration fühlen sich vor allem die Produzenten gefordert. Als größte Stärken der heimischen Lebensmittelwirtschaft werden die Qualität der Produkte sowie Regionalität, österreichische Herkunft und das Konsumentenvertrauen gesehen. Die Kleinstrukturiertheit der heimischen Landwirtschaft/Wirtschaft fällt für 7 % unter Stärken, gleichzeitig gilt dieses Kriterium als die größte Schwäche im globalen Markt. (BMLFUW/AIZ)