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25.01.2008 | 15:41 | Grüne Woche 2008 

«Weltagrargipfel» Grüne Woche - Besuchermagnet und Millionenmarkt

Berlin - Die Internationale Grüne Woche hat bei der 73. Auflage nichts an Popularität und Bedeutung eingebüßt: Sie ist Branchenbarometer, politische Bühne und auch Millionenmarkt.

Grüne Woche 2008 - Eröffnung
(c) IGW
Die Besucher strömen in die Hallen unter dem Berliner Funkturm und wollen genießen. «Wir können sagen, die Grüne Woche ist kontinuierlich für mehr als 400.000 Menschen einen Besuch wert. Und die Gäste lassen sich den Besuch auch etwas kosten,» sagte Messesprecher Michael Hofer am Freitag. Nach einer Befragung zur Halbzeit hatten die Gäste laut Messe mehr bestellt als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr wurden in den Hallen unter dem Funkturm rund 40 Millionen Euro für Essen, Trinken und Bestellungen ausgegeben. Die Messe endet an diesem Sonntag.

Die weltgrößte Schau der Agrar- und Ernährungswirtschaft wird als politischer Treffpunkt immer gewichtiger. In diesem Jahr war nicht nur Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) als «Hausherr» präsent - fünf Bundesminister machten einen Abstecher in die Messehallen. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) nutzte die Messe, um eine Zukunftsinitiative Bioenergie in Höhe von 200 Millionen Euro und gesunde Ernährung zu verkünden. Mehrere Ministerpräsidenten kamen, um ihre Landesschauen zu begutachten. Die Ausrichtung der Grünen Woche zu einem «Weltagrarwirtschaftsgipfel» geht laut Bauernpräsident Gerd Sonnleitner schneller voran als gedacht. Die Landwirtschaft präsentiert sich in bester Verfassung.

Das als Meinungsaustausch mit Osteuropa 1994 gestartete «Ost-West- Agrarforum» ist inzwischen eine Art Weltforum. Weil das Interesse immer größer wurde, hatte in diesem Jahr die 1. Internationale Agrarministerkonferenz Premiere, zu der mehr als 30 Minister und Staatssekretäre anreisten. Insgesamt waren nach Angaben der Messe Berlin mehr als 100 hochrangige in- und ausländische Politiker auf der Grünen Woche. Die Landwirtschaftsminister von Russland und Polen nutzen die Messe, um Gespräche zur Beilegung ihres seit langem schwelenden Handelsstreits bei Pflanzenprodukten zu führen. Der Zwist wurde noch während der Messe beigelegt.

An kontroversen Themen mangelte es nicht. Seehofer verteidigte das umstrittene Gentechnikgesetz gegen Kritik und lehnte Klonfleisch in Lebensmitteln ab. Die Landwirte wehrten sich gegen Vorwürfe, sie würden mit ihrem Wirtschaften dem Klima stark zusetzen. Der Bauernpräsident konterte mit dem Hinweis, der Agrarbereich könne eine positive Klimabilanz vorweisen. Die Emissionen in Land- und Forstwirtschaft seien seit 1990 um 22 Prozent gesenkt worden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen forderte von beiden Branchen, mehr für den Klimaschutz tun.

Einigkeit zwischen Bauern und deutscher Politik gab es bei der Abwehr drohender finanzieller Einschnitte bei den EU-Agrarfinanzen. Die anstehende Überprüfung der europäischen Agrarfinanzierung dürfe nicht zu einer neuen Reform mit Abstrichen bei der deutschen Förderung genutzt werden, waren sich Bauern, Seehofer und auch zahlreiche Landesagrarminister einig. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel wies zurück, dass es um eine neue Reform gehe und zeigte sich zuversichtlich, eine Lösung zu finden.

Die Grüne Woche war nicht nur Blickpunkt für große Politik. Die anhaltende Bedeutung von Kochsendungen im Fernsehen scheint auf die Messe abgefärbt zu haben. Fast überall wurde im Beisein von Prominenz gerührt, gedünstet und gebraten. So bereitete Star-Koch Johann Lafer gemeinsam mit Seehofer Essen zu. Während die Grüne Woche bald wieder ihre Tore schließt, machen Lafer und Seehofer weiter: Sie kochen auch künftig mit Schülern und bieten «Geschmacksunterricht». (dpa)
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