Die Ursache ist im weitweiten Wiederanstieg der Erzeugung seit April diesen Jahres zu suchen. Im September lagen die Anlieferungen der 10 weltweit wichtigsten Exporteure bei +1,7 %.
Den mengenmäßig größten Zuwachs hatte in den ersten 3 Quartalen die USA mit im
Schnitt 1,5 % Mehrmenge. Neuseeland hält sich aufgrund ungünstiger Witterung weitgehend zurück, in Australien gehen die Mengen sogar deutlich zurück.
Stark zunehmendes Wachstum verzeichnet dagegen, wie schon 2015, die EU, wo sich der Vorsprung bis September bereits wieder auf 3,7 % ausgedehnt hat. Die Mehrmenge im September stammte hauptsächlich aus Deutschland, Irland, Polen und Dänemark. Aber auch Frankreich meldet sich zurück und liegt erstmals wieder im Plus.
Die deutschen
Milcherzeuger haben seit Mitte August die Vorjahreslinie überschritten und lagen Mitte November gegenüber dem letztjährigen Saisontief 4,1 % über der Vorjahreswoche. Ursachen sind sicherlich die guten Milchpreise und die überwiegend gute Grundfutterversorgung. Dies ist auch an den reduzierten Kuhschlachtungen erkennbar.
In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz lagen diese in den ersten 11 Monaten 7,1 % unter Vorjahr. Erst in den letzten Wochen stiegen die Schlachtungen wieder auf Vorjahresniveau.
Das zunehmende Rohstoffangebot wirkt sich bereits seit September auf die Terminmarktkurse aus. Dort haben die Butterkurse Ende August ihre Spitze erreicht und seither um rund 35 % nachgegeben.
Auch die amtlichen Preisnotierungen zeigen seither nach unten. Abgepackte Butter notiert in Deutschland derzeit mit 5,40 €/kg 23 % unter dem Spitzenpreis von 6,99 €/kg im September. Entsprechend sind auch die
Verbraucherpreise ab Anfang November von 1,99 auf 1,59 €/250 g-Stück im Preiseinstiegssortiment zurückgegangen.
Der Preisrückgang hat zu einem vorgezogenen Weihnachtsgeschäft geführt, einzelne
Molkereien berichteten zeitweise von 100 % Nachfragezuwachs. Am Markt für Blockbutter, der nicht durch Kontrakte gebunden ist, haben die Preise allerdings weiter auf inzwischen 4,75 €/kg nachgegeben. Hier verläuft der Markt ruhig, bei Terminen im neuen Jahr agieren die Abnehmer in Erwartung weiterer Preisrückgänge abwartend.
Auch Schnittkäse geriet in den letzten Wochen trotz vorweihnachtlich regem Absatz preislich unter Druck. Zuletzt wurde mit 2,98 €/kg rund 17 % weniger als noch im August notiert.
Milchpulver kann sich dem Druck ebenfalls nicht entziehen, MMP liegt inzwischen mit 1,36 €/kg für Futterqualitäten und 1,49 €/kg für Lebensmittelqualitäten deutlich unter Interventionsniveau. Bis Ende Oktober sind die EU-Interventionsbestände bis auf 376.000 t angewachsen, für den nächsten Tender im Dezember sind bereits wieder 22.000 t angemeldet.
Im Drittlandabsatz ist europäische Ware mit den
Preissenkungen wieder wettbewerbsfähig, sodass Ware abfließen kann. Molkenpulver hat sich in den letzten Wochen auf erniedrigtem Niveau stabilisiert.
Am
Weltmarkt haben die Butterpreise bis Ende November auf 5,90 US-$/kg nachgegeben, auch MMP kostete zuletzt mit 1,75 US-$/kg nochmals weniger.
Am
Spotmarkt in Holland liegen die Preise derzeit bei 32 ct/kg (August: 44,5), in Italien bei 43,3 ct/kg, in Deutschland nach Erhebungen der
AMI bei 32,5 ct/kg. Der
Kieler Rohstoffwert fiel im Oktober auf 39,3 ct/kg, für November brach er auf nur noch 33,9 ct/kg ein.
Am
Terminmarkt werden Butterkontrakte für die erste Hälfte 2018 aktuell zwischen 4 und 4,5 €/kg gehandelt, bei MMP liegen die Kontraktkurse bis weit ins nächste Jahr hinein unter 1,5 €/kg. Der „Kieler Börsenmilchwert" ergibt für die erste Hälfte 2018 daraus abgeleitete
Erzeugerpreise von nur noch 28 - 29 ct/kg.
Bei den Erzeugern kommen die Marktentwicklungen zeitversetzt an. Bis Oktober sind die Erzeugerpreise im Land auf 38,1 ct/kg gestiegen. Sie dürften im November ihre Spitze erreicht haben, einzelne Molkereien haben ab Januar bereits wieder größere Preisabschläge angekündigt.
Bei
Biomilch ziehen die Preise weiter an, im Oktober wurde nach Angaben von
Bioland mit 49,3 ct/kg ein Spitzenpreis erreicht. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass die Anlieferungen im September bundesweit bei +21,6 % und in Baden-Württemberg bei +19,4 % lagen.