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10.03.2015 | 17:31 | Milchwirtschaft 
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Milchquote: Relikt einer Agrarpolitik der Vergangenheit

Berlin - Ein breiter Konsens besteht zwischen Bundesministerium und dem deutschen Milchsektor darüber, dass die staatliche Regulierung der Milchproduktion in der Vergangenheit wichtige Ziele verfehlt hat. 

Superabgabe für Liquiditätsengpässe nutzen
Frei von Quotenkosten können Strukturen weiterentwickelt und die Produktion modernisiert werden. (c) proplanta
Das werde umso offensichtlicher, wenn man den zunehmenden Einfluss globaler Märkte auf den Milchsektor betrachte. Die darin liegenden Chancen müssen zukünftig stärker genutzt werden. Zu diesem Fazit kamen Vertreter des deutschen Milchsektors – Deutscher Bauernverband (DBV), Deutscher Raiffeisenverband (DRV), Milch Industrie Verband (MIV), Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) – im Gespräch mit Bundesminister Christian Schmidt bei einem heutigen Treffen in Berlin.

Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und Milchbauer Udo Folgart stellte im Austausch mit dem Minister klar: „Die Quote ist ein Relikt einer Agrarpolitik der Vergangenheit. Die deutschen Milchbauern begrüßen deshalb die Möglichkeit, ab April 2015 ihre Betriebe individuell weiterentwickeln zu können.“ Allein für das letzte Milchquotenjahr 2014/2015 sind europaweit Rekordstrafzahlungen für Überlieferungen der Quote in Höhe von 1 Mrd. Euro zu erwarten. Das gesamte Geld aus der Superabgabe müsse unbedingt für die Weiterentwicklung des europäischen Milchsektors genutzt sowie Liquiditätsengpässe der landwirtschaftlichen Betriebe verhindert werden, unterstrich Folgart.

„Die Bundesregierung ist gefordert, den gesamten Milchsektor beim Übergang zu liberaleren Märkten zu unterstützen. Es ist deshalb wichtig, Erzeuger, aber auch Verarbeiter, nicht mit neuen starren gesetzlichen Vorgaben zu konfrontieren. Der deutsche Ernährungssektor ist auf zukunftsfähige Betriebe angewiesen, die nicht unnötig ausgebremst werden sollten“, betonte der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, Manfred Nüssel.

Jakob Ramm, Mitglied im Vorstand des Milchindustrieverbandes, verdeutlichte im Gespräch die grundsätzlich positiven Erwartungen der deutschen Milchwirtschaft für die kommenden Jahre: „Langfristige Trends zeigen uns, wie eine wachsende gesellschaftliche Mittelschicht in Schwellenländern, nicht zuletzt in China, die Nachfrage nach sicheren und hochwertigen Milchprodukten beflügelt. Wir sehen uns mit den deutschen Molkereien im weltweiten Wettbewerb gut aufgestellt.“

Auch DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer sieht „große Chancen für die Milchviehhalter durch den freien Milchmarkt. Frei von Quotenkosten können Strukturen weiterentwickelt und die Produktion modernisiert werden. Die europäische Milchproduktion verstärkt sich an den wettbewerbsfähigsten Standorten, zu denen sicher Deutschland gehört, weil die Stückkosten niedrig und die Veredelung der Milch in wertvolle Produkte für nationale und globale Märkte durch einen leistungsfähigen nachgelagerten Bereich gelingt. „Made in Germany“ wird auch bei Milchprodukten ein globaler Renner“. (DBV/DRV/MIV/DLG)
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Kommentare 
Kutusow schrieb am 11.03.2015 08:24 Uhrzustimmen(182) widersprechen(78)
Als jemand, der aus dem Betrieb ausgestiegen ist wie Folgart oder jemand, der nur Ackerbau auf 1.000 ha betreibt wie Bartmer, kann man natürlich "große Chancen für Milchviehhalter" sehen! Oder die Milchquote als "Relikt" bezeichnen! Wenn die Superabgabe u.a. für die "Verhinderung von Liquiditätsengpässen" genutzt werden soll, dann kann die Zukunft der Milchproduktion ja wohl nicht so hohe Gewinne abwerfen, wie es von Funktionärsseite suggeriert wird! Die Stückkosten sind zu einem großen Teil niedrig, weil sie mit einer geringen Entlohnung sowohl der Angestellten, wie auch der Betriebsinhaber erkauft werden! Und wenn aus der Quote ausgestiegen wird, so ist zu fragen, weshalb ein neues "Sicherheitsnetz" gestrickt werden soll, wenn doch der Milchproduktion von Funktionärsseite "goldene Zeiten" beschieden werden?
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