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12.05.2009 | 09:29 | Milchwirtschaft  

Milchbäuerinnen sind sauer - Protest vor Kanzleramt

Berlin - Direkt vor der Haustür der Kanzlerin machen die Milchbäuerinnen ihrem Ärger Luft.

Milchbäuerinnen
(c) proplanta
Rund 200 Bäuerinnen sind am Montag nach Berlin gekommen, um Angela Merkel (CDU) ihre prekäre Lage vor Augen zu führen. Die Milchpreise haben in den vergangenen Monaten eine wahre Talfahrt hingelegt - viele Milchbauern stehen nach eigenen Angaben vor dem Aus. «Es brennt auf den Höfen», sagt Maria Heubusch aus Mittelfranken. Sie betont die Verantwortung der Milchbauern. «Wir ernähren das Volk.» Die Frauen sind sauer. Sie wollen mit der Kanzlerin reden, aber werden erst einmal fortgeschickt und des Platzes verwiesen. Denn ihre Demonstration ist nicht angemeldet.

Schon vor rund einem Monat haben Milchbäuerinnen in mehreren Städten gegen die niedrigen Milchpreise demonstriert. Ein Krisengipfel soll her, den auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) fordert. Doch es hat bereits einen Runden Tisch bei dem damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer und einen bei seiner Nachfolgerin Ilse Aigner (CSU) gegeben - ohne dass die Preise sich deutlich stabilisiert hätten.

Es gärt schon länger. Im Frühjahr 2008 haben Milchviehhalter einfach den Milchhahn zugedreht. Ein neuer Boykott ist nicht ausgeschlossen. «Wir legen drauf und leben von der Substanz», sagt der Chef des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die aufgebraucht ist.» Zuviel Milch ist am Markt. Der Einzelhandel, der eine Mitverantwortung für den Preisdruck zurückweist, geht von einem Überschuss von 15 bis 18 Prozent aus. Das wären rund fünf Millionen Tonnen bezogen auf die Menge von 2008. Die Europäische Union hat zum Leidwesen vieler Milchviehhalter beschlossen, die Produktionsmenge allmählich zu erhöhen. Denn 2015 soll die Milchquote ganz wegfallen.

Aigner hatte vor einigen Wochen vorgeschlagen, die Bundesbürger sollten mehr Milch trinken. Milchbäuerin Heubusch ist allerdings davon überzeugt, dass der Verbrauch nicht gesteigert werden kann. «Man kann ein Butterbrot nicht von zwei Seiten beschmieren.» Aigner stellt Hilfen aus einem Milchfonds in Aussicht. Doch ob die noch im Sommer kommen, ist ungewiss. Die Milchbäuerinnen fühlen sich vernachlässigt. Sie verweisen darauf, dass sie 365 Tage lang 24 Stunden Bereitschaftsdienst haben, aber manche derzeit nur einen Stundenlohn von nahezu Null bekommen. Und sie zeigen auf, dass sie in das Land investieren und nicht ins Ausland abwandern.

Weil viele Milchbauern gar keine Zeit haben, nach Berlin zu reisen, sind deren Frauen zum Protestieren vor Merkels Kanzleramt gekommen. Sie sind hartnäckig und wollen nicht eher wieder kehrt machen, bis sie mit der Kanzlerin gesprochen haben. «Wir bleiben hier - und wenn es acht Tage dauert», sagt Milchbäuerin Steffi Butscher aus Fronreute im Allgäu. (dpa)
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