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25.06.2010 | 08:27 | Milchwirtschaft 

Trotz Markterholung ist die Kuh nicht vom Eis

Freising - Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM begrüßt die aktuelle Markterholung, weist aber darauf hin, dass nach wie vor kein Anlass zur Euphorie besteht.

Milchwirtschaft
Die aktuelle Markterholung hilft den Milcherzeugern zwar aus der ärgsten Bedrängnis, sie bedeutet aber noch längst nicht die Lösung der Probleme des Milchmarkts.

Buchführungsergebnisse von Testbetrieben belegen, dass die Gewinne der Milcherzeuger im Jahr 2008/2009 um 45,5% im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind. Neben den sehr niedrigen Milcherzeugerpreisen hat dazu auch eine im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert hohe Kostensituation beigetragen. 2007/2008 waren die Kosten der Milcherzeugung deutlich gestiegen und 2008/2009 aber nur geringfügig gesunken. Verfolgt man die Berechnungen der Kosten der Milchproduktion, die die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft regelmäßig erstellt, dürften diese gegenwärtig bei rund 40 Cent liegen - dem stehen derzeit Milcherzeugerpreise von 30 Cent gegenüber.

Die aktuelle Situation auf den Höfen ist entsprechend angespannt: Die Reserven wurden im vergangenen Milchwirtschaftsjahr aufgebraucht, die Neuverschuldung ist gewachsen, um die Liquidität der Betriebe zu sichern und den Betrieb über die schlimmste Krise hinweg zu retten.

Die aktuelle Preiserholung trägt nun zwar dazu bei, dass die variablen Kosten wieder gedeckt werden können, es können jedoch nicht die dringend nötigen Rücklagen aufgebaut werden, die nicht zuletzt für die prognostizierten künftigen stärkeren Marktschwankungen unbedingt gebildet werden müssten. Ebenso wenig ist es mit der aktuellen Preiserholung möglich, die durch die Milchmarktkrise 2008/09 verursachten Finanzlöcher wieder zu stopfen. Eine sehr riskante Situation, die eine nachhaltige Zukunftssicherung der Erzeuger massiv erschwert bzw. fast unmöglich macht. 

Gerade auch vor dem Hintergrund, dass sich die Politik aus der Marktsteuerung zurückziehen will, braucht es aber (spätestens!) zum Zeitpunkt des Systemwechsels starke Milcherzeuger. Dies bedeutet zum einen, dass die Milcherzeuger mit einer relevanten Marktposition ausgestattet sein müssen - was bisher nicht der Fall ist. Zum anderen darf bei den Milcherzeugern nicht weiter so massiv Wertschöpfung vernichtet werden wie dies nicht zuletzt durch das so genannte Soft Landing in Vorbereitung auf den Ausstieg aus der Marktsteuerung bisher geschehen ist. Damit die Milcherzeuger in die Lage versetzt werden, sich erfolgreich für die Zukunft aufzustellen, muss weiter über die grundsätzliche Ausrichtung des Marktes und über die Rahmenbedingungen gesprochen werden, die auf politischem Weg für den Milchmarkt und die Milcherzeuger gesetzt werden müssen. 

„Sich darauf zu verlassen, dass es der Markt schon irgendwie regeln wird, ist zu kurzsichtig gedacht“, bekräftigt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. „Im Ergebnis kommt dabei eine Marktkonstellation zustande, die weder im Sinne der Milcherzeuger noch der Verbraucher ist. Einige wenige Konzerne werden die Nahrungsmittelproduktion in Europa kontrollieren. Für uns alle bedeutet dies letztlich weniger Vielfalt und eine größere Abhängigkeit von diesen Konzernen. Wir müssen dringend darauf achten, im Bereich der Nahrungsmittel nicht die gleichen Fehler wie beim Finanzmarkt zu machen.“ (bdm)


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