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14.12.2012 | 20:18 | Cholesterinsenkende Margarine 

Foodwatch unterliegt im Margarine-Streit gegen Unilever

Hamburg - Unilever spricht von einer «Schmierenkampagne», Foodwatch von «Humbug»: Der Margarine-Streit zwischen dem Lebensmittelkonzern und der Verbraucherorganisation kocht seit Monaten hoch. Mit dem jetzt verkündeten Gerichtsurteil ist der Streit nicht vorbei.

Gerichtsverfahren
(c) liveostockimages - fotolia.com
Schlappe für die Verbraucherschützer von Foodwatch im Margarine-Streit mit Unilever: Der Lebensmittelkonzern darf weiter behaupten, es gebe keine Hinweise auf mögliche Gesundheitsrisiken seiner cholesterinsenkenden Margarine «Becel pro.activ». Die Pressekammer des Hamburger Landgerichts wies am Freitag eine Klage von Foodwatch ab. Die Verbraucherorganisation hatte Unilever vorgeworfen, Nebenwirkungen der mit Pflanzensterinen angereicherten Margarine zu verschleiern.

«Das Gericht hat aber nicht darüber entschieden, ob die betroffene Margarine schädliche Nebenwirkungen hat oder nicht», betonte Foodwatch-Sprecher Conrad Müller-Horn. In dem seit Monaten laufenden Verfahren ging es lediglich darum, ob eine Aussage des Gießener Mediziners Prof. Hans-Ulrich Klör in einer Mitteilung von Unilever zulässig ist. Klör wird darin zitiert, aus wissenschaftlicher Sicht gebe es keinen Hinweis, dass der Verzehr Pflanzensterin-angereicherter Produkte mit Nebenwirkungen in Verbindung zu bringen sei.

Diese Aussage wertete das Gericht nun als Meinungsäußerung - und nicht als Tatsachenbehauptung. «Unilever kann sich damit im Ergebnis auf die Meinungsfreiheit berufen», erklärte Müller-Horn.

Foodwatch beklagte, das Gericht habe die Behauptungen von Unilever «gar nicht erst einem Faktencheck unterzogen». «Das Abstreiten von wissenschaftlichen Hinweisen auf Nebenwirkungen ist Humbug, aber Unilever darf diesen Humbug weiter verbreiten», sagte Sprecher Martin Rücker. Er forderte einen Verkaufsstopp von «Becel pro.activ», bis die Sicherheit des Produkts in Langzeitstudien belegt sei. Die Organisation will nun prüfen, ob sie in Berufung geht.

Der Hersteller solle eine Zulassung der Margarine als Arzneimittel beantragen, sagte Oliver Huizinga von Foodwatch. «Aus unserer Sicht ist es so: Wer krank ist, sollte zum Arzt gehen, und wer Hunger hat, in den Supermarkt - und nicht andersherum.»

Bei seiner Kritik beruft sich Foodwatch auf Studien, die Hinweise auf Nebenwirkungen von Pflanzensterinen geliefert hätten. «Demnach können Pflanzensterine das verursachen, was sie verhindern sollen: Ablagerungen in den Gefäßen, verbunden mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten.» Dass «Becel pro.activ» den Cholesterinspiegel senkt, sei nicht umstritten. Unilever könne aber nicht belegen, dass dies auch tatsächlich weniger Herzkrankheiten bedeute, sagte Huizinga: «Im Gegenteil gibt es eben Hinweise darauf, dass vielleicht Pflanzensterine selber Herzkrankheiten verursachen.»

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hatte 2008 betont: «Menschen mit normalen Cholesterinwerten sollten auf den Verzehr von Lebensmitteln mit zugesetzten Pflanzensterinen verzichten.» Auch in einer Stellungnahme von Ende 2011 halte das Institut an dieser Einschätzung fest, sagte eine Sprecherin am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Unilever sprach dagegen von einem «guten Tag für die Verbraucher» und warf Foodwatch eine «Schmierenkampagne» vor. Die Organisation habe in ihrer Kampagne, die «wie gewohnt auf eine Skandalisierung der Lebensmittelbranche» ziele, erhöhtes Cholesterin als einen wesentlichen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ignoriert. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit und andere Behörden weltweit hätten die Sicherheit von Pflanzensterinen aufgrund von Studien beurteilt und deren Verzehr als sicher bewertet. «Becel pro.activ» ist Unilever zufolge seit dem Jahr 2000 auf dem Markt.

Auch Wissenschaftler Klör kritisierte das von Foodwatch angestrenge Verfahren: «Ich halte das für einen Missbrauch der Justiz.» Er bekräftigte seine Aussagen über die Margarine. Gegen das «Massenproblem» eines erhöhten Cholesterinspiegels müsse man etwas tun, «ohne dass man unbedingt zu Medikamenten greifen muss». Für seine Aussagen habe er von Unilever «nie einen Cent bekommen», betonte der Wissenschaftler. (dpa)
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